200 Euro pro Monat

Gesundheitssystem durch Flüchtlinge unter Druck

Ausland
10.09.2015 16:05
Auch wenn die Folgekosten des Flüchtlingsansturms der vergangenen Wochen noch schwer abzuschätzen sind, tobt in Deutschland bereits eine heftige Debatte darüber. Allein die medizinische Versorgung könnte sich auf mindestens 200 Euro pro Monat belaufen, berichtet der "Focus". Streit gibt es vor allem darum, wer diese Kosten zu tragen hat.

Die Kosten für die Aufnahme, Unterbringung und Versorgung von Asylbewerbern tragen derzeit vor allem die Gemeinden. Eigentlich bekommen diese das Geld aus den Länderkassen zurück, aber nicht alle Bundesländer ersetzen die Ausgaben zu 100 Prozent. Daher wird in Deutschland mittlerweile darüber diskutiert, ob nicht der Bund direkt in die Finanzierung einsteigen sollte - dazu bedürfte es allerdings einer Verfassungsänderung.

Die medizinische Versorgung soll in Zukunft verbilligt werden, indem Flüchtlinge direkt ins Krankenkassensystem integriert werden. Nach einem Vorstoß der Gesundheitsministerin von Nordrhein-Westfalen, Barbara Steffens, soll dies über eine eigene Gesundheitskarte abgewickelt werden. Die Politikerin rechnet dabei mit Kosten von mindestens 200 Euro pro Monat und Asylwerber. Bei insgesamt rund 100.000 Menschen, die davon in Nordrhein-Westfalen betroffen sind, würden die Kosten dort etwa 20 Millionen Euro im Monat betragen. Da der Aufbau von eigener medizinischer Infrastruktur mindestens ebenso kostspielig sei, solle man diesen Aufwand nicht überschätzen, so Steffens.

Rotes Kreuz warnt vor Überlastung des Gesundheitssystems
Auch das deutsche Rote Kreuz warnte vor den Auswirkungen des Flüchtlingsansturms. Dieser würde das Gesundheitssystem in Deutschland massiv unter Handlungsdruck setzen. So seien für Flüchtlinge zurzeit bei Fachärzten für Nervenheilkunde oder Herzerkrankungen kaum Termine zu bekommen. Schätzungsweise seien 30 bis 40 Prozent der Ankömmlinge traumatisiert, sagte Rotkreuz-Präsident Rudolf Seiters. Hier gelte es, angemessene Versorgungsstrukturen zu schaffen. Eine gute Gesundheitsversorgung könne ein Schlüssel für eine funktionierende Integration sein. Wer rasche Hilfe bekomme, wenn er krank ist, baue Vertrauen auf.

Gesundheitsstaatssekretär Lutz Stroppe wies darauf hin, dass Bund und Länder derzeit darüber verhandeln, wie Ärzte und Pflegepersonal unter den Flüchtlingen - deren berufliche Anerkennung langwierig ist - schon jetzt in den Aufnahmeeinrichtungen eingesetzt werden könnten. Zudem solle der Impfstatus der Ankömmlinge bundesweit vereinheitlicht werden. Einrichtungen, die traumatisierte Flüchtlinge behandeln, sollten notfalls eine vereinfachte Zulassung für die gesetzliche Krankenversicherung bekommen.

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