Karten, Haftung & Co

Autonome Autos: Noch viele Fragen ungeklärt

Elektronik
08.09.2015 10:03
Selbstfahrende Autos gelten als große Zukunftshoffnung der Industrie, erste Tests laufen in vielen Ländern. Vor einer flächendeckenden Einführung braucht es aber noch präzise Straßenkarten, eine bessere Abwehr von Hackern und eine Klärung der Haftungsfragen, erläutert eine am Dienstag veröffentlichte und gemeinsam mit dem World Economic Forum erstellte Studie der Boston Consulting Group.

Digitale Straßenkarten haben heutzutage eine Genauigkeit von zehn Metern, was für Anleitungen an Menschen reicht. Aber autonome Autos brauchen Karten, die auf zehn Zentimeter genau sind - und in denen die Lage jeder Ampel vermerkt ist. Allein in Deutschland, Japan, Südkorea und den USA gibt es 8,5 Millionen Kilometer Straße, von denen bis Ende 2014 erst einige tausend Kilometer mit derart genauen Karten erfasst waren.

Boston Consulting sieht die Kosten der Datenerfassung dabei nicht als den großen Engpass, in den USA wären sie bei 4,3 Millionen Kilometern "klein im Verhältnis zu den gesamten Forschungs- und Entwicklungskosten". Aber die Karten müssten außerdem laufend aktualisiert werden. Wenn eine neue Baustelle nicht erfasst oder die Routenführung geändert wurde, könnten sonst selbstfahrende Fahrzeuge nicht mehr weiterfahren.

Sicherheitslücken bereiten Kopfzerbrechen
Kopfzerbrechen bereitet auch die IT-Sicherheit. Zahlreiche Versuche haben gezeigt, dass derzeit produzierte Fahrzeuge relativ leicht von Hackern geknackt werden können. Das liegt unter anderem daran, dass die gesamte Fahrzeugelektronik in einer zentralen Steuerung zusammengefasst ist. Welches System des Autos man auch knackt, von dort führt der Weg dann direkt zur gesamten Elektronik.

Da es unmöglich sei, die Gefährdung ganz auszuschalten, sollte man sich darauf konzentrieren, die Risiken zu managen, empfiehlt die Studie. Man könnte etwa eine Clearing-Stelle einrichten, bei der die Autofirmen "Informanten" bezahlen, die auf Schwachstellen hinweisen. Ähnlich operierten derzeit IT-Firmen wie Facebook.

Haftungsfragen regional unterschiedlich
Regional unterschiedlich sind Rechtsfragen und Haftungsprobleme. In Europa und Teilen Südamerikas, Asiens und Afrikas gilt die Wiener Straßenverkehrskonvention von 1968, die vorschreibt, dass jederzeit ein Mensch die Kontrolle über das Fahrzeug haben muss. Allerdings ist eine Überarbeitung initiiert, wonach es künftig reicht, wenn Menschen automatische Systeme ausschalten und die Kontrolle übernehmen können. In den USA gelten keine solchen Regeln, hier sind selbstfahrende Fahrzeuge grundsätzlich zulässig.

Dafür haben die USA noch viel größere Haftungsfragen offen. Während in Europa bereits jetzt alle Fahrer haftpflichtversichert sind und damit ihr Risiko abgedeckt haben, sind in den USA im Ernstfall riesige Beträge fällig. Die Überlegungen gehen dahin, die Hersteller haftbar zu machen. Dann müsste ein Risikoprofil wie bei einem "vernünftigen Autofahrer" als Maßstab dienen, um Zahlungen auszulösen. Hier sind aber noch viele Fragen offen.

Mehr Vor- als Nachteile
Die Studienautoren lassen dennoch keine Zweifel daran aufkommen, dass aus ihrer Sicht die Vorteile die Nachteile von selbstfahrenden Fahrzeugen übertreffen. Bereits eine Studie vom Jahresanfang hatte ergeben, dass alleine in den USA 30.000 Todesfälle bei Straßenunfällen vermieden werden könnten. Die Reisezeit würde sich um 40 Prozent verkürzen, vor allem, weil es weniger Stau gäbe, das wären 80 Millionen Stunden Zeitersparnis. Die gesellschaftlichen Vorteile könnten sich auf 1,3 Billionen Dollar (1,1 Billionen Euro) addieren.

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