Runder Geburtstag

Der “Papst des Unsinns”: Helge Schneider wird 60

Musik
25.08.2015 13:52
Als singende Herrentorte wurde er über die deutschen Landesgrenzen hinweg bekannt, seine Auftritte auf der Bühne, in Filmen waren stets skurril, in gewisser Weise aber immer auch genial. Helge Schneider ist in einer Welt der Brachialkomiker ein Mann für den guten, aber auch obskuren Geschmack. Nun feiert der Mülheimer seinen 60. Geburtstag.
(Bild: kmm)

Besonders viele Lacher kriegt Helge Schneider, wenn er über seinen eigenen Unsinn kichert. Das Publikum liebt ihn dann besonders, wenn er seine oft improvisierten Geschichten vom Absurden ins wahnsinnig Alberne kippen lässt und die eigene Komik komisch findet. Da hilft nur, über sich selbst zu lachen. Oder Musik.

Rückkehr aus dem Ruhestand
Beides liebt er. Beides hat er seit vielen Jahrzehnten im Geschäft zu einer unnachahmlich verrückten Kunstform kombiniert. Am 30. August wird Helge Schneider 60 Jahre alt - und ist schon Ex-Rentner: Nachdem er sich vor nicht ganz einem Jahr mit einem vorerst letzten Konzert in den einstweiligen Ruhestand verabschiedete, hat er gerade seine neue Tour angekündigt.

"Dann sieht man andere Leute, wie sie zur Arbeit gehen, und dann sitzt man da zu Hause - das geht nicht", sagt er kurz vor seinem Geburtstag im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Sie haben ihm wohl einfach gefehlt, sein Publikum, die Bühne und sein Beruf, den er selbst ganz nüchtern beschreibt: "Musiker und Komiker. Musikclown vielleicht."

Quatsch mit Stil
Daneben hat er Bücher geschrieben, trashige Parodie-Filme gedreht, in denen er in die Rolle skurriler Typen wie "00-Schneider" oder "Dr. Hasenbein" schlüpfte. Quatschmacher zu sein, empfinde er als Kompliment, sagte er einmal der "Zeit".

Geboren und bis heute sesshaft geblieben ist Schneider in Mülheim an der Ruhr. Klavier und Cello beginnt er schon als kleiner Bub zu spielen. In der neunten Klasse fliegt er ohne Abschluss von der Schule. Ans Musikkonservatorium schafft er es trotzdem, bricht aber nach zwei Semestern ab. "Ich bin von Grund auf faul, wenn es ums Lernen geht, darum, bei der Sache zu bleiben", so Schneider im Interview. Seine viel gerühmten Fertigkeiten als Jazzmusiker sind für ihn etwas Natürliches, angeeignet wie andere Schwimmen lernen: "Ich habe nie richtig geübt, aber immer gespielt", sagt er.

Die singende Herrentorte
In seinen Anfängen als alleinunterhaltender Jazzmusiker in den 70er-Jahren in der westfälischen Provinz muss er dann entwickelt haben, was ihn heute berühmt macht: die Lust am anarchischen Witz, an der Beschreibung völlig abgedrehter Szenen. Auch wenn er als "singende Herrentorte" seit 1977 erste Soloshows gibt und seine erste Gesangsplatte 1988 "Seine größten Erfolge" tauft, braucht es "Katzeklo" und einen Auftritt bei "Wetten, dass..?", um den damaligen Dauergeheimtipp einem Millionenpublikum bekannt zu machen.

Kult wurden fortan seine schrillen Anzüge und die wirre Perücke, die sich von seiner eigenen Frisur nur unmerklich unterscheidet. Er singt über Bonbons aus Wurst, den Telefonmann und darüber, dass es Reis gibt, Baby. Unverkennbar sind die näselnd-nuschelnde Vortragsweise, die fahrigen Handbewegungen, ein kalkuliert ungelenker Tanzstil. Die gut gelaunte Platte "Sommer, Sonne, Kaktus!" landet 2013 als erstes Schneider-Album auf Platz eins der Charts. Selbst Menschen, die in seinem Quatsch nicht viel mehr als schrillen Unfug sehen, kommen kaum an der Binsenweisheit vorbei, welch ein Ausnahmemusiker er sei.

Einzigartige Shows
Seine Shows sind immer auch Konzert, die Bühne voll mit hochkarätigen Musikern. Dabei hat Schneider das Wesen des Jazz in seine Parodien und Albernheiten übersetzt: Was er da tut, lebt von der Improvisation. Kaum ein "Katzeklo" klingt wie das andere. Er schere sich nicht um Regeln, hatte er in einem früheren Interview gesagt.

Eine Regel für sein Privatleben hat er dennoch aufgestellt: Wer er jenseits von Bühne und Rampenlicht ist, gehe niemanden etwas an, bekräftigt er auch im aktuellen Gespräch. "In meinem Beruf schwingt der private Helge mit. Ich sag' trotzdem nichts über meine Privatsphäre. Muss keiner wissen. Selbst ich weiß nicht, was morgen ist." Seinen Geburtstag will er jedenfalls nicht groß feiern. "Nö, diesmal nicht. Nach meinem 50. habe ich vier Tage lang aufgeräumt - ganz alleine", sagt Schneider. "Diese Arbeit wollte ich mir jetzt mal nicht machen."

Zwei Wien-Gastspiele
An ein Ende seiner Karriere denkt der Entertainer aktuell nicht. "Ich bin ja noch nicht so alt, dass ich in Rente gehen könnte oder wollte. Vielleicht will ich das auch nie." Klar sein dürfte: 2016 ist er auf Tour in Österreich, Deutschland und der Schweiz. Hierzulande stehen zwei Gastspiele in der Wiener Stadthalle (12. und 13. November) an. "Lass k(n)acken Oppa" heißt das Programm. Karten dafür erhalten Sie unter 01/960 96 999 oder im "Krone"-Ticketshop.

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