"Sehr kooperativ"

AT&T lieferte NSA “bereitwillig” Milliarden Daten

Web
17.08.2015 08:41
Der US-Telekommunikationskonzern AT&T hat der NSA offenbar "bereitwillig" Zugang zu Milliarden E-Mails gewährt, die durch seine Netzwerke zirkulierten. Der US-Geheimdienst stufte die Zusammenarbeit mit dem Konzern als ausgesprochen effizient ein, wie die "New York Times" und die Rechercheorganisation "ProPublica" unter Berufung auf Dokumente von Edward Snowden berichteten.

Es sei zwar seit langem bekannt, dass US-Unternehmen für Telekommunikation eng mit der Spionagebehörde zusammengearbeitet hätten, hebt die "New York Times" in ihrer Sonntagsausgabe hervor. Aber die Zusammenarbeit mit AT&T bei der Überwachung des Internets sei von der NSA als einzigartig und besonders produktiv eingestuft worden.

Der Konzern habe sich "sehr kooperativ" gezeigt und eine "extreme Bereitschaft zu helfen" bewiesen, hieß es unter Verweis auf Dokumente des Ex-US-Geheimdienstmitarbeiters Snowden, die aus den Jahren 2003 bis 2013 stammten. Demnach gewährte AT&T dem Geheimdienst von 2011 an auch Zugang zu den Daten von täglich 1,1 Milliarden Handygesprächen. Nach ersten Enthüllungen Snowdens im Jahr 2013 hatten die Behörden noch versichert, die Überwachung betreffe vor allem das Festnetz und keine Handys.

AT&T habe mit dem Geheimdienst bei einer Vielzahl von Abhöraktionen kooperiert, berichtete die Zeitung weiter. Die Zusammenarbeit mit der Nummer zwei auf dem US-Telekommarkt sei als besonders wichtig beschrieben worden. "Das ist eine Partnerschaft, keine vertragliche Beziehung", hieß es in einem Dokument.

Internetknotenpunkte angezapft
Aus den Unterlagen geht dem Zeitungsbericht zufolge außerdem hervor, dass AT&T Abhörprogramme in mindestens 17 Internetknotenpunkten installiert hatte. Die AT&T-Ingenieure hätten neue NSA-Technologien als erste eingesetzt. Auf diese Weise habe die NSA, nach unterschiedlichen rechtlichen Regelungen, Zugang zum internationalen Internetverkehr gehabt, der über Knotenpunkte in den USA abgewickelt worden sei.

Im Rahmen des 1985 gestarteten Programms "Fairview" habe AT&T dem Geheimdienst auch erlaubt, über die von ihm betriebenen Leitungen die Internetkommunikation des UNO-Hauptquartiers in New York zu überwachen, berichteten die "New York Times" und "ProPublica". Washington hat inzwischen der UNO zugesichert, keine Kommunikationsdaten mehr zu sammeln.

Ein Unternehmenssprecher von AT&T betonte, dass die Firma Ermittlungsbehörden keine Informationen ohne entsprechenden Gerichtsbeschluss gebe, außer wenn Gefahr im Verzug sei. Den Berichten zufolge erfolgte die Überwachung der Kommunikation der Vereinten Nationen auf Anweisung des geheimen Sondergerichts Foreign Intelligence Surveillance Court.

Abhörung kostete Unsummen
AT&T und andere Firmen werden in den neu ausgewerteten Dokumenten nur mit Codenamen genannt, doch wurden sie von früheren Geheimdienstmitarbeitern identifiziert. Demnach hatten auch die beiden Telekommunikationsunternehmen Verizon und MCI - das von Verizon 2006 übernommen wurde - mit der NSA im Rahmen eines Programms mit dem Codenamen "Stormbrew" zusammengearbeitet. Unklar ist allerdings, ob die Programme aktuell noch laufen.

Allein das Programm "Fairview" kostete die NSA den Berichten zufolge im Jahr 2011 188,9 Millionen Dollar (heute 169,1 Millionen Euro). "Stormbrew" schlug demnach mit 66,8 Millionen Dollar zu Buche.

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