Privatisierungsplan

ÖBB wollen griechische Bahn – aber nur geschenkt

Wirtschaft
27.07.2015 12:44
Griechenland soll mit Privatisierungen 50 Milliarden Euro einnehmen, die Staatsbahn spielt dabei eine wichtige Rolle - ist allerdings laut einem möglichen Investor keinen Cent wert. Der potenzielle Käufer: die heimischen ÖBB. Diese haben laut ihrem Chef Christian Kern Interesse an der Übernahme der griechischen Bahn. Zahlen will man dafür aber nichts, stellte Kern am Montag in einem Interview klar.

Die internationalen Geldgeber fordern von Griechenland die Privatisierung von Staatsbetrieben im Gegenzug für weitere Hilfen. Verkauft werden soll auch die Staatsbahn des Krisenlandes, Trainose. In der Auflistung der rasch umzusetzenden Reformschritte ("prior actions") ist das Unternehmen explizit genannt. Der Verkauf von Trainose war schon unter den Vorgängerregierungen angepeilt worden, allerdings hatte die Syriza-Regierung nach ihrer Machtübernahme Anfang des Jahres den Prozess ausgebremst.

ÖBB würden Staatsbahn nur geschenkt nehmen
"Wir werden da einen Blick drauf werfen. Nur: Ich kenne die griechische Bahn ganz gut. Ich habe mit Verwunderung die Werte gesehen, die man glaubt, erlösen zu können", sagte ÖBB-Chef Kern am Montag in einem Interview mit dem Wirtschaftsmagazin "Trend". "Sollten wir uns die griechische Bahn ernsthaft ansehen, würde ich völlig ausschließen, einen positiven Kaufpreis zu bezahlen", so der Bahnmanager.

Wie viel das Unternehmen tatsächlich wert ist, wurde bislang nicht benannt. Einerseits erwirtschaftete Trainose nach einem Sanierungsprogramm 2013 einen Gewinn, andererseits müsste ein neuer Eigentümer massiv investieren, denn das Schienennetz des Landes ist vollkommen veraltet. Laut EU-Kommission sind nur 17 Prozent der Schienenwege in Griechenland elektrifiziert, der EU-Durchschnitt liegt bei 54 Prozent. Die in der Regel kurzen Strecken machen den Bahnverkehr nach Ansicht von Kern relativ unrentabel.

Kern kritisiert "Fantasiezahlen" des IWF
Zu hohe Erwartungen gebe es auch für die anderen griechischen Privatisierungsprojekte. Der Verkauf sämtlicher Assets bringe sicher nicht die angestrebten 50 Milliarden Euro, sondern "signifikant weniger", so Kern. Das Vorgehen des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank sei offenbar realitätsfremd und weder im Interesse der Griechen noch der Gläubiger. Wie schon in anderen Ländern würden die IWF-Experten "Fantasiezahlen" in ihre Dokumente schreiben und damit die Privatisierung eines Sektors betreiben, der nach Kerns Ansicht in staatliche Hände gehört. "Die Reformen sind notwendig, aber die erhofften Privatisierungserlöse sind unrealistisch."

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