An Gemeinschaftsgrab

Angehörige nahmen Abschied von Germanwings-Opfern

Ausland
24.07.2015 20:05
Vier Monate nach der Germanwings-Katastrophe haben die Familien der Opfer in den französischen Alpen noch einmal Abschied von den Toten genommen. Sie legten in der Gemeinde Le Vernet nach einer Trauerfeier Blumen an einem Gemeinschaftsgrab nieder, in dem die nicht identifizierten sterblichen Überreste der 150 Absturzopfer bestattet wurden.

Bei starkem Regen versammelten sich etwa 300 Angehörige in dem nahe der Absturzstelle gelegenen Dorf Le Vernet. An der Gedenktafel, die an den Absturz vom 24. März erinnert, fand zunächst in einem großen offenen Zelt eine Trauerzeremonie statt, die vom Bischof der Alpenstadt Digne, Jean-Philippe Nault, geleitet wurde.

Anschließend wurden die Opferfamilien in Gruppen zum Friedhof von Le Vernet gebracht. Dort waren bereits am Vorabend die sterblichen Überreste beigesetzt worden, die keinem der Opfer der Katastrophe zugeordnet werden konnten. Der Bürgermeister von Le Vernet, Francois Balique, hatte am Donnerstag von einer "zweiten Beerdigung" gesprochen.

Alle 150 Insassen getötet
Der Airbus der Lufthansa-Tochter Germanwings war am 24. März auf dem Weg von Barcelona nach Düsseldorf abgestürzt. Alle 150 Menschen an Bord kamen ums Leben, unter ihnen 72 Deutsche und 50 Spanier. Den Ermittlern zufolge ließ der Copilot die Maschine absichtlich abstürzen, offenbar um sich das Leben zu nehmen.

In den Wochen nach dem Absturz konnten sterbliche Überreste aller Todesopfer anhand von DNA-Abgleichen identifiziert werden. Die Familien konnten ihre verstorbenen Verwandten später in der Heimat beerdigen. Zahlreiche Leichenteile konnten aber nicht mehr zugeordnet werden. Sie wurden deswegen nun in dem Gemeinschaftsgrab in Le Vernet beigesetzt.

Absturzstelle noch gesperrt
Die Absturzstelle selbst ist noch gesperrt. Sie ist seit dem Absturz mit Öl und Kerosin verschmutzt und muss von der Lufthansa noch gesäubert werden. Die Arbeiten sollen in den kommenden Wochen beginnen und im Herbst abgeschlossen sein. Überschattet wurde die Trauerfeier von dem Streit über Entschädigungszahlungen für die Familien der Opfer. In einem diese Woche veröffentlichten Brief attackierten Angehörige Lufthansa-Chef Spohr mit scharfen Worten. Sie kritisierten das Entschädigungsangebot der Fluggesellschaft als zu niedrig und warfen dem Konzernchef vor, nicht mit ihnen persönlich gesprochen zu haben.

Der Lufthansa-Chef sagte seine eigentlich geplante Reise nach Le Vernet ab. Wegen der "angespannten Atmosphäre", die durch den offenen Brief der Angehörigen entstanden sei, werde Spohr die Gedenkfeier nicht besuchen, sagte ein Lufthansa-Sprecher. Es gehe Spohr darum, "die würdevolle Zeremonie" nicht zu "belasten". Dagegen reisten Germanwings-Geschäftsführer Thomas Winkelmann und Lufthansa-Finanzvorstand Simone Menne in die französischen Alpen.

Die Lufthansa weist die Vorwürfe der Angehörigen zurück. Während in deren Brief von 45.000 Euro pro Opfer die Rede ist, beteuert die Fluggesellschaft, im Schnitt würden pro Opfer mehr als 100.000 Euro Entschädigung gezahlt. War der Tote Hauptverdiener einer Familie, könnten es sogar mehr als eine Million Euro werden. Lufthansa-Anwalt Rainer Büsken sagte dem Magazin "Der Spiegel", schon der Vorschuss von 50.000 Euro je Opfer sei "höher als gesetzlich vorgeschrieben". Auch bei der Gewährung von Schmerzensgeld hätten sich Lufthansa und Germanwings großzügiger gezeigt als im Gesetz vorgesehen.

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