Manager-Rücktritte

Bilanzen gefälscht: Köpferollen bei Toshiba

Elektronik
22.07.2015 07:39
Entscheidungen der Chefs wurden nicht infrage gestellt - so konnten beim japanischen Elektronikkonzern Toshiba über Jahre hinweg die Bilanzen frisiert werden. Jetzt trat Konzernchef Hisao Tanaka deshalb zurück; mit ihm mussten weitere sieben hohe Manager gehen, darunter seine beiden Vorgänger.

Im Unternehmen wurden die Bilanzen in den sechs vergangenen Geschäftsjahren systematisch um umgerechnet 1,13 Milliarden Euro geschönt.

"Wir entschuldigen uns bei den Aktionären und Investoren für die Regelwidrigkeiten in der Buchhaltung", teilte Toshiba am Dienstag mit. Im Lichte der Tatsachen seien der Konzernchef, der Vize-Chef des Verwaltungsrates und der Sonderberater zurückgetreten - die letzteren beide ehemalige Unternehmenschefs. Zudem mussten weitere fünf hohe Manager gehen. Insgesamt sind nun rund die Hälfte der Posten im Verwaltungsrat neu zu vergeben.

Regulierer stießen auf Unregelmäßigkeiten
Erste Hinweise auf einen Bilanzskandal hatte es gegeben, als Regulierungsbehörden vor einigen Monaten auf Unregelmäßigkeiten stießen. Daraufhin wurde eine unabhängige Kommission unter der Leitung eines früheren Tokioter Staatsanwalts mit einer umfangreichen Prüfung der Bücher beauftragt. Bei Toshiba habe eine Unternehmenskultur geherrscht, in der Managemententscheidungen nicht infrage gestellt worden seien, hieß es im Bericht der Kommission. Tanaka persönlich habe angeordnet, die Verluste zu schönen, heißt es in der Zusammenfassung des Berichts.

Das wies Tanaka am Dienstag während einer Pressekonferenz zurück. "Ich habe keine unsachgemäße Buchführung angeordnet", sagte er. Sein Vorgänger Norio Sasaki, von Juni 2009 bis Juni 2013 die Nummer eins und damit einen großen Teil der Zeit, in der die Bilanzen geschönt wurden, erschien nicht vor der Presse. Tanaka entschuldigte sich "von Herzen" für den Skandal. Es sei der schlimmste Schaden in der 140-jährigen Unternehmensgeschichte von Toshiba entstanden.

Gewinne wurden massiv nach unten korrigiert
Der Konzern musste seine Gewinne für die Geschäftsjahre von April 2008 bis März 2014 um 152 Milliarden Yen (1,13 Milliarden Euro) nach unten korrigieren. Für das Jahr bis Ende März 2015 liegen noch immer keine Ergebnisse vor. Toshiba will sie im September präsentieren. Danach soll eine außerordentliche Hauptversammlung einen neuen Chef absegnen.

Die Geschäfte übernimmt übergangsweise der Verwaltungsratsvorsitzende Masashi Muromachi. Er spielt in dieser Position traditionell keine Rolle in den täglichen Geschäften des Unternehmens. Muromachi war Vize-Chef des Unternehmens, seit Anfang 2000 sitzt er im Verwaltungsrat.

Aktienkurs stieg nach Manager-Rücktritten
An der Börse wurde der Rücktritt der Managerriege mit einem Kursplus honoriert. Die Aktie gewann mehr als sechs Prozent im nachbörslichen Handel. Seit ersten Hinweisen im April hatte sie ein Viertel ihres Wertes eingebüßt.

Toshiba stellt Halbleiter, Waschmaschinen, Computer, Fahrstühle und Atomreaktoren her. Die 600 Unternehmenstöchter wurden aufgefordert, ihre Bilanzen noch einmal ganz genau zu prüfen. Die Ratingagentur Standard&Poor's drohte mit einer Abstufung der Kreditwürdigkeit.

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