Eigens Land gekauft

IS bildet in Bosniens Wäldern Terroristen aus

Ausland
21.07.2015 13:34
Einem Bericht der Zeitung "The Mirror" zufolge hat die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) nun auch in Europa Fuß gefasst. Wie das britische Blatt berichtet, soll sich der IS in der Abgeschiedenheit der Wälder Bosnien-Herzegowinas ein Stück Land gekauft haben und dort Dschihadisten ausbilden.

Das Camp befindet sich demnach etwa 120 Kilometer nördlich der Hauptstadt Sarajevo in dem isolierten Örtchen Osve. Mindestens zwölf junge Männer sollen dort in den vergangenen Monaten Terror-Lektionen erhalten haben. Sie alle seien in den sogenannten Heiligen Krieg nach Syrien gezogen, wo offenbar bereits mindestens fünf von ihnen bei Kämpfen ihr Leben lassen mussten.

Die Dunkelziffer dürfte aber noch wesentlich höher liegen. Der bosnische Terror-Experte Dzevad Galijasevic sagte zum "Mirror": "Aus dieser Ortschaft ist eine große Zahl von Menschen nach Syrien gereist und reist auch weiterhin konstant dorthin." Der Experte befürchtet außerdem, dass das Camp in Osve als Basis für Anschläge in Europa dienen könnte.

IS-Flaggen, verschleierte Frauen und Schüsse in den Wäldern
In dem Dörfchen selbst regiert offenbar die Angst. Vereinzelt sind IS-Flaggen zu sehen, Frauen sind verschleiert, aus den Wäldern hört man Schüsse. "Ich weiß nicht, was die dort genau machen, wahrscheinlich Schießübungen. Es ist ein gefährlicher Ort hier", sagte ein eingeschüchterter Dorfbewohner zum "Mirror".

Ein anderer Bewohner Osves berichtete: "Es macht mir Angst, dass diese Leute hier Land kaufen können. Sie bleiben zwar unter sich, aber es ist besser, keine Fragen zu stellen." Dem "Mirror" zufolge sollen unter den Käufern auch die zwei in Bosnien prominenten IS-Anhänger und bekennenden Terroristen Jasin Rizvic und Osman Kekic sein. Beide halten sich derzeit wegen Kampfeinsätzen in Syrien auf.

Polizei observiert Gegend seit Mai
Auch die Polizei ist inzwischen auf die beunruhigenden Vorgänge in den Wäldern um Osve aufmerksam geworden. Laut Behörden wird die Gegend bereits seit Mai observiert. "IS-Kämpfer werden bei ihrer Rückkehr als Sicherheitsrisiko eingestuft. Egal, ob sie hier Land besitzen oder nicht", erklärte ein hochrangiger Beamter.

Der katholische Bischof von Sarajevo, Vinko Puljic, hatte bereits Mitte Juni im Gespräch mit Österreichs Außenminister Sebastian Kurz davor gewarnt, islamistische Tendenzen in Bosnien-Herzegowina als regionale Probleme zu betrachten. Vielmehr beträfen sie ganz Europa. Kurz traf in Sarajevo auch den Großmufti Husein Kavazovic. Dieser habe ihm versichert, dass die Bosniaken an einem friedlichen Zusammenleben interessiert seien. Es gebe jedoch bedenkliche Tendenzen. So sollen Frauen für das Tragen eines Schleiers und Männer für einen Bart rund 500 Euro im Monat kassieren. Das ist mehr als ein bosnischer Durchschnittslohn.

Nur rund 50 Rückkehrer aus Syrien
Bosnien hatte schon während des Bruderkriegs mit Serben und Kroaten in den 1990er-Jahren Berührungspunkte mit ausländischen Kämpfern. Damals kamen Hunderte Soldaten aus islamischen Ländern in den Balkanstaat, um die Bosniaken im Kampf gegen die serbische Armee zu unterstützen. Umgekehrt reisten einer Studie zufolge 2013 und 2014 156 bosnische Männer, 36 Frauen und 25 Kinder nach Syrien. Nur etwa 50 kehrten zurück.

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