Ende der Sanktionen

Konzerne hoffen auf Milliarden-Deals mit dem Iran

Wirtschaft
15.07.2015 18:14
Die historische Einigung im Atomstreit mit dem Iran macht ein Ende der internationalen Sanktionen gegen das Land möglich. Dem 77-Millionen-Einwohner-Staat steht deshalb in den kommenden Jahren ein Wirtschaftsaufschwung bevor, der auch zahlreiche internationale Unternehmen in Goldgräberstimmung versetzt. Schließlich sind milliardenschwere Geschäfte und Deals zu erwarten, von denen auch österreichische Firmen profitieren werden.

Die jahrelangen Sanktionen wegen seines Atomprogramms haben dem Iran zugesetzt. Die technologische und industrielle Entwicklung in dem Land müsse dringend vorankommen, wofür hohe Investitionen nötig sind, urteilen Experten. Das Interesse aus dem Ausland ist enorm, als Vorteile werten potenzielle Investoren den großen iranischen Markt sowie die gut ausgebildeten Arbeitskräfte.

Dank der Lockerung der Sanktionen nach einem Interimsabkommen im November 2013 und Maßnahmen der Regierung von Präsident Hassan Rohani konnte das Land nach zwei Jahren der Rezession bereits für 2014 ein Wachstum von drei Prozent verbuchen. Die Inflation sank von 40 auf 15 Prozent. Die iranische Währung Rial stabilisierte sich, nachdem sie mehr als zwei Drittel ihres Werts verloren hatte. Zudem erhoffen zahlreiche Investoren nach der Einigung im Atomstreit, dass der Iran wieder in das internationale Zahlungssystem Swift eingebunden wird. Ohne diesen Schritt können die meisten im Iran vertretenen Firmen kein Geld direkt aus dem oder in den Iran überweisen.

Auf Investitionen ist besonders der völlig veraltete und unterentwickelte Energiesektor dringend angewiesen. Das Land verfügt über die viertgrößten Erdöl- und zweitgrößten Erdgasvorkommen der Welt. Seit 2012 ist die Ölproduktion aber auf drei Millionen Barrel Öl pro Tag gefallen, die Exporte halbierten sich auf etwa 1,3 Millionen Barrel am Tag. Nach dem Ende der Sanktionen könnten diese Zahlen nach Einschätzung der Regierung rasch nach oben schnellen.

Ausländische Konzerne startklar
Schon das Interimsabkommen von 2013 hatte Teilen der Wirtschaft Aufwind beschert. Die Automobil- und die Luftfahrtbranche profitierten. Zudem wurden Hunderte Millionen Dollar an eingefrorenen iranischen Guthaben von internationalen Banken wieder freigegeben. Seither haben sich immer wieder Delegationen von ausländischen Konzernen wie die Ölriesen Shell und Eni auf den Weg in den Iran gemacht, um den Kontakt zu ihren iranischen Partnern aufzufrischen. So führte der Autobauer PSA Peugeot Citroën, der sich im Frühjahr 2012 aus dem Iran zurückzog, bereits "intensive Diskussionen" mit seinem Partner Irankhodro, um ein neues Gemeinschaftsunternehmen zu gründen. Etwa 100 französische Firmen werden im September im Iran erwartet und auch von deutscher Seite stehen die ersten Reiseplanungen.

Auch Russland will ein Stück des milliardenschweren Kuchens und verhandelt mit dem Iran bereits über die Lieferung moderner Passagierflugzeuge. "Gespräche dazu laufen", sagte der russische Transportminister Maxim Sokolow am Mittwoch. Dabei gehe es um sogenannte Sukhoi Superjets. Aber auch andere Technologien fänden das Interesse des Iran, sagte er. Der Sukhoi Superjet ist das erste Verkehrsflugzeug, das Russland seit dem Fall der Sowjetunion entwickelt hat.

Österreichische Wirtschaft erhofft sich neue Geschäftsfelder
Auch die österreichische Wirtschaft erhofft sich nun neue Geschäftsmöglichkeiten. Lag das Außenhandelsvolumen mit dem Iran 2005 noch bei 600 Millionen Euro, so brach es im Zuge der Sanktionen auf 232 Millionen Euro im Jahr 2014 ein. "Wir gehen davon aus, dass wir das Hoch aus dem Jahr 2005 um einiges steigern können. Und zwar auf eine Milliarde Euro in vier bis fünf Jahren", sagte Hans-Jörg Hörtnagl von der Wirtschaftskammer am Dienstag. Im Iran lebe eine gut ausgebildete Mittelschicht, die gerne westliche Produkte konsumieren würde. "Es besteht ein riesiger Nachholbedarf in allen Bereichen. Die waren Jahre abgeschnitten", so Hörtnagl.

OMV will aus "positivem Signal" noch keine Schlüsse ziehen
Chancen für österreichische Firmen sieht Hörtnagl quer durch alle Branchen - vom Straßen- und Tunnelbau sowie Kraftwerksbau über den Öl- und Gasbereich bis hin zu E-Wirtschaft, Maschinen- und Anlagenbau oder der Automobilzulieferindustrie. 2014 exportierten heimische Unternehmen Waren und Dienstleistungen im Wert von 213 Millionen Euro in den Iran, ein Plus von 16 Prozent gegenüber 2013. Von Jänner bis April 2015 betrug das Exportvolumen 98,5 Millionen Euro, das entspricht einem Plus von 63 Prozent. Das größte Unternehmen in Österreich, der börsennotierte Erdöl- und Gaskonzern OMV, sieht den Atom-Deal als "ein positives Signal". "Jetzt kommt es auf die genauen Inhalte und die Umsetzung an. Für Schlüsse daraus ist es noch viel zu früh", so OMV-Sprecher Johannes Vetter.

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