Aiderbichl-Chef

Michael Aufhauser: Der lange Weg zurück

Adabei
19.07.2015 15:00
Immer ein Herz für andere, dann setzte es aus! Am 28. Mai riss eine dramatische Notoperation Michael Aufhauser (63) aus der Bahn. Wie sich der Tierfreund nun zurück ins Leben kämpft.

Es waren dramatische Momente am 28. Mai - Momente, die ein Leben total aus der Bahn schleudern. Michael Aufhauser steht vom Mittagessen auf, um sich für einen Termin zusammenzupacken. Als ihn sein Vertrauter Dieter Ehrengruber abholen will, klagt er über ein "Stechen im Hals und im Kopf". Er, der Mann, der normalerweise nur Aufmerksamkeit für die Leiden anderer hat, seufzt: "Ich hab' solche Schmerzen!" Ehrengruber erkennt den Ernst der Lage, alarmiert einen befreundeten Arzt, packt den Chef ins Auto und rast in die Klinik. Die Diagnose ist fürchterlich: Aneurysma, eine gefährliche Gefäßverletzung am Herzen! Es geht um Leben und Tod. Der Patient wird sofort ins LKH Salzburg überstellt, neun Stunden notoperiert und in Tiefschlaf versetzt.

"Bangen um den Tier-Papst. Es ist das Herz!", lautete die "Krone"-Schlagzeile. Es folgen unzählige Operationen, immer wieder Vollnarkose, Medikamente und tägliches Zittern. Sein Retter und engster Mitarbeiter besucht ihn zweimal täglich. Die Ärzte können in dieser Zeit nicht viel sagen, außer: "90% der Menschen, die so etwas haben, überleben es nicht."

"Noch nie hab' ich mich über diese Worte so gefreut!"
Das geht fünf Wochen, tagein, tagaus. Ehrengruber erinnert sich: "Ich bin zu ihm, hab' mit ihm gesprochen, aber es kam nichts zurück. Ich war verzweifelt. Dann eines Tages grüße ich: 'Guten Morgen!', und höre plötzlich Michaels Stimme: 'Guten Morgen!' Noch nie hab' ich mich über diese Worte so gefreut!"

Anfangs spricht der Aiderbichl-Gründer Englisch. Die Ärzte meinen, das sei normal. Denn Anfang der 80er-Jahre hatte der gelernte Schauspieler und spätere Münchner Reiseleiter und Jetsetter Aufhauser als "Vice President" in Boston gearbeitet, wo er auch die 30 Jahre ältere Erbin Irene Florence Albert kennenlernte, die er fünf Jahre vor ihrem Tod sogar heiratet – beide verbunden im Wunsch, Tiere zu retten und zu beschützen. Sein Kompagnon Ehrengruber macht sich aber Sorgen und testet den Patienten: "Michael, was sagt dir Aiderbichl?" Plötzlich wechselt er ins Deutsche, lächelt milde und fragt zurück: "Willst du mich pflanzen?"

Das Sprechen fällt dem 63-Jährigen noch sehr schwer, schlucken und essen muss er wieder lernen. Anfang der Woche durfte er die Intensivstation verlassen. Der 25 Jahre jüngere Dieter Ehrengruber erzählt: "Wir lernen gerade beide das, was uns am schwersten fällt: Geduld. Es hat allein eine Woche gedauert, bis Michael wieder seinen Zeigefinger heben konnte. Jetzt hebt er schon die ganze Hand und reibt sich die Augen."

Tiere vermissen ihren Chef
Die Tiere vermissen ihren Chef. Aufhausers zumeist neun private Hunde warteten tagelang vor seinem Schlafzimmer, nun weichen sie nicht mehr von Ehrengrubers Seite. Der hat aber selbst sechs eigene Hunde und führt nun die gesamte Menagerie von 15 Pelznasen im Bus mit zu Terminen. Auch nach seinen Blumen hat Aufhauser bereits gefragt. Denn was nur wenige wissen: "Der Michael rettet ja sogar Pflanzen bei Entrümpelungen. Da wird herumgefahren, eingesammelt und so mancher schiefe Kaktus bei uns eingepflanzt." Auch Mäuse gedeihen auf Aiderbichl prächtig. Feldmäuse im Büro. Eines Tages wunderte sich Ehrengruber über die rasante Vermehrung und entdeckte, dass Aufhauser sie heimlich fütterte.

Der frühere Sportstudent Ehrengruber lernte den Tierfreund noch vor der Aiderbichl-Gründung kennen. Zufällig beim Laufen in Hellbrunn rief ihm Aufhauser im dunkelblauen Zweireiher zu: "Junger Mann, helfen Sie mir bitte, meine Hunde einzusammeln?" Das war 1998. Der junge Mann erinnert sich: "Eine skurrile Situation: Da standen zwei große Limousinen bereit für die Hunde und das Herrl. Butler Günther war auch dabei. Es war wie im Film." Die beiden Männer kommen ins Gespräch, so freundlich, offen und kommunikativ, wie Aufhauser nun mal ist. Dem Jogger erzählt er die Lebensgeschichten aller Hunde: "Das ist der 'Burschi', das die 'Lucy', ... und den bitte eher nicht anfassen!"

Zum Dank gibt es eine Einladung zum Abendessen. Dieses kostet so viel, wie der junge Student damals für zwei Monate zur Verfügung hat: "Ich war irgendwie schockiert." Aber man blieb in Kontakt. Als Aufhauser 2001 Aiderbichl baut, heuert er Ehrengruber an, der längst ein Freund geworden ist. Seither gehen sie gemeinsamen Weges (man möchte fast sagen: Gassi), spinnen Ideen, setzen sie um. Aufhauser der Visionär, Ehrengruber der Umsetzer. Beide große Tier- und auch Menschenfreunde. Auch als unsere liebe Kollegin Marga Swoboda 2013 folgenschwer erkrankt, ist es Aufhauser, der sie bis zu ihrem Tod besucht, begleitet und betreut.

Der Weg zurück ist lang
Nun muss der 38-jährige Nachfolger schicksalsbedingt viel früher in die Führungsrolle schlüpfen als geplant. Für den bescheidenen Mann eine große Aufgabe. Aufhauser hat ihn lange darauf vorbereitet. Vor allem zwei Monate vor dem Zusammenbruch hat er fast täglich die Übergabe besprochen. Fast so als hätte er etwas geahnt: "Auch wenn mir etwas passiert, müssen die Tiere gefüttert werden."

Der Weg zurück ist lang. Darauf sind alle Beteiligten eingestellt, aber voller Zuversicht. Sogar der berühmte "Advent auf Aiderbichl" ist bereits vom ORF fixiert. Deutlich früher als sonst kam die Zusage. Ausgestrahlt wird die Sendung am 5. Dezember um 20.15 Uhr. Mit allen Tieren - und vielleicht sogar wieder mit Michael Aufhauser als Gast. Ein kleines Weihnachtswunder, so der liebe Gott will. Wir glauben, dass auch er ein Aiderbichl-Fan ist.

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(Bild: kmm)



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