Menschenhandel

Wie Schleierfahnder die Schleppermafia jagen

Salzburg
14.07.2015 23:32
Dienstagvormittag an der Autobahn: Ein Kontrollpunkt ist bei der Abfahrt nahe Flughafen errichtet. Mit Streifenwagen und dem Schengenbus als fahrendes Büro, wo Daten abgeglichen werden können. Die A1 gilt als Hauptkorridor für menschenunwürdige Transport-Fahrten in den Westen...

Ein Fahnder mit bulliger, durchtrainierter Statur und hartem Blick nimmt einen serbischen Pkw in Augenschein. Leuchtenden Warnwesten mit Polizei-Schriftzug machen den Einsatz gegen die Abgründe der Schlepper-Mafia sichtbar. Kofferraum öffnen, Papiere in den "Docubox": "Wir arbeiten hier mit verschiedenen Lichtquellen", schildert ein Polizist wie gefälschte Dokumente auffliegen. Die Beamten sind speziell geschult. Sie haben nicht nur heimische Fälschungen zu erkennen. "Bis zum Führerschein aus Pakistan hatten wir alles", so Kommandant Richard Hribernigg über die Autobahn als internationale "Bühne" der Kriminalität. "Auffällig sind zum Beispiel getönte Scheiben", informiert er, welche Details die Polizei alarmieren. Oft sind es Kastenwagen, häufig mit ungarischen oder rumänischen Kennzeichen. Bis zu 30 Menschen kauern dort auf Ladeflächen, durstig, mit falschen Versprechungen geködert. "Es gibt auch immer wieder Tote. Sie sterben an Erschöpfung", sagt Hribernigg nachdenklich.

Der nächste Kleinbus wird gestoppt: Zwei Insassen mit ungarischen Papieren. Zwei Matratzen liegen im Kofferraum. Doch der Lenker macht glaubwürdig, dass sie für den Eigengebrauch sind. Sechs Streifenwagen "kreisen" um den Kontrollpunkt. Und bringen wieder einen "Kandidaten": Ein bulgarischer Bus mit rumänischem Autoanhänger. Auch sie dürften wohl gute Geschäfte im Westen machen... Die Flüchtlinge träumen alle von Deutschland. Durch Salzburg werden die meisten nur durchgeschleust und oft ist für sie überraschend Endstation. Zwei deutsche Kollegen in Ausbildung unterstützen heute das Team. Aufgriffe gibt es fast täglich: Die Zahlen explodieren. Und das: "Obwohl Salzburg im EU-Raum nach den Außengrenzen meistens schon der vierte Filter ist", so Hribernigg und meint: "Flüchtlingsströme kommen in Wellen." In fast 40 Dienstjahren erlebt er auch den Ansturm aus Ex-Jugoslawien.

Autobahn und Bahnhof als "Hotspots"
Die Nord-Süd-Route habe sich vorwiegend auf die Züge verlagert. So führen die Schengenfahnder auch regelmäßig "Zugstreifen" und Kontrollen in der Bahnhofshalle durch. "Salzburg muss so unattraktiv wie möglich sein", sagt Kommandant Hribernigg über den Kampf gegen Kriminalität. Immer wieder gibt es beim Bahnhof Vorfälle mit Drogen. "Gerade erst haben wir einen Rucksack mit fünf Kilo Cannabisharz sichergestellt." Neben Schleppern, Dokumentenfälschern, Drogenkurieren oder illegalen Personen stoppt die AGM-Gruppe, die in Wals stationiert ist, auch Autoschieber. Erst 2013 ließ die Polizei bei Kontrollen auf einem Walser Parkplatz ein Netzwerk hochgehen. Schweizer Luxus-Wagen wurden nach Polen verschoben. Die heutige Bilanz: Zwei Festnahmen in aller Früh. "Eine illegal aufhältige und eine gesuchte Person", erklärt Hribernigg. Tagesgeschäft bei den Fahndern.

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