Filmreifer Ausbruch

Mexiko: So entkam Drogenboss “El Chapo”

Ausland
13.07.2015 14:03
Nach der filmreifen Flucht des mexikanischen Drogenbarons Joaquin "El Chapo" Guzman aus einem Hochsicherheitsgefängnis läuft die Fahndung auf Hochtouren. Der berüchtigte Bandenboss entkam durch ein Loch im Boden seiner Zelle, das in einen Tunnel mündete, der zu einem Rohbau nahe der Haftanstalt führte. Ermittler gehen davon aus, dass der 58-Jährige Helfer innerhalb der Gefängnismauern hatte.

Mexikos Präsident Enrique Pena Nieto bezeichnete die bereits zweite Flucht des Drogenbarons aus einem Hochsicherheitsgefängnis als "Affront gegen den Staat". Sie sei "zweifellos eine Schande für Mexiko". Nieto kündigte umfangreiche Ermittlungen an, um die mögliche Verwicklung von Beamten bei der Aktion aufzudecken. 30 Angestellte wurden bereits verhört.

Guzman, milliardenschwerer Ex-Chef des berüchtigten Sinaloa-Kartells, war durch ein 50 mal 50 Zentimeter großes Loch im Boden seiner Zellendusche entkommen, das zu einem 1,5 Kilometer langen Tunnel führte. Dieser endete unter einem einsam gelegenen Rohbau in sicherem Abstand zum Gefängnis.

Video zeigt Fluchthelfer
Die Ermittler veröffentlichten Videoaufnahmen aus dem grauen Ziegelsteinbau. Darin ist zu sehen, dass der Rohbau über eine Küche und einen Schlafraum verfügte - die Tunnelbauer wohnten offenbar längere Zeit in dem Gebäude. Der 1,70 Meter hohe und 80 Zentimeter breite Fluchttunnel verfügte über ein Belüftungs- und Beleuchtungssystem sowie ein auf Schienen montiertes Motorrad, mit dem offenbar der Aushub sowie das Werkzeug transportiert wurden.

Die Umstände von Guzmans Flucht wecken den Verdacht, dass er Hilfe von Gefängnismitarbeitern bekam. "El Chapo" habe seine Flucht vermutlich seit dem Tag seiner Inhaftierung geplant und bei seinem Ausbruch "sehr große Unterstützung innerhalb und außerhalb des Gefängnisses" gehabt, sagte der Sicherheitsexperte Raul Benitez Manaut von der Nationalen Autonomen Universität von Mexiko.

Erst im Februar 2014 verhaftet
Der Drogenbaron war im Jahr 2001 bereits ein erstes Mal aus dem Gefängnis ausgebrochen, erst im Februar 2014 hatten Fahnder ihn nach 13 Jahren auf der Flucht gefasst. Präsident Nieto sagte damals in einem Fernsehinterview, sollte "El Chapo" ein weiteres Mal die Flucht gelingen, wäre das "absolut unverzeihlich".

Die mexikanischen Behörden lösten nun eine Großfahndung nach dem 58-Jährigen aus. Am Flughafen der nahe gelegenen Stadt Toluca wurde der Flugbetrieb vorübergehend eingestellt, landesweit wurden Straßensperren eingerichtet. Das benachbarte Guatemala verschärfte die Kontrollen an den Grenzen - in Guatemala war Guzman 1993 ein erstes Mal gefasst worden.

Auf dem Weg nach Sinaloa?
Sollte Guzman nach seinem neuerlichen Ausbruch nicht binnen 48 Stunden gefasst werden, werde er "wieder die vollständige Kontrolle über das Sinaloa-Kartell erlangt haben", warnte der frühere Einsatzleiter der US-Drogenfahndung DEA, Mike Vigil. Sollte ihm die Flucht in seinen Heimatstaat Sinaloa gelingen, könnte er sich in der dortigen Gebirgsregion verstecken. "Dann wird es sehr schwer, ihn zu fassen, weil er den Schutz der Dorfbewohner genießt."

Die USA boten ihre Hilfe an. "Die US-Regierung steht zur Zusammenarbeit mit unseren mexikanischen Partnern bereit, um jede Hilfe zu leisten, die zu seiner schnellen Wiederergreifung führen könnte", teilte Justizministerin Loretta Lynch mit. In den Vereinigten Staaten wird Guzman wegen Drogenhandels und organisierten Verbrechens gesucht.

"Big Player" im blutigen Drogenkrieg
Das Sinaloa-Kartell kontrolliert weite Teile des Drogengeschäfts in Mexiko und schmuggelt Drogen in die USA und bis nach Europa und Asien. Mit konkurrierenden Banden liefert es sich einen blutigen Krieg um die Kontrolle des Rauschgifthandels. Dabei wurden seit Ende 2006 bereits mehr als 80.000 Menschen getötet.

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