Durch 1,5-Km-Tunnel

Drogenboss “El Chapo” erneut aus Haft getürmt

Ausland
12.07.2015 16:56
Der berüchtigte mexikanische Drogenboss Joaquin "El Chapo" Guzman ist zum zweiten Mal und auf besonders spektakuläre Weise aus einem Hochsicherheitsgefängnis ausgebrochen. Er hat sich dabei eines 1,5 Kilometer langen Tunnels bedient, der offenbar unter seiner Zelle gegraben worden war, ohne dass die Justizwache etwas davon mitbekommen hätte. Die Flucht des 58-Jährigen bringt die Sicherheitsbehörden des Landes in höchste Erklärungsnot.

Der einstige Chef des mächtigen Sinaloa-Kartells, das weite Teile des Drogengeschäfts in Mexiko kontrolliert und sich mit konkurrierenden Banden einen blutigen Krieg um die Kontrolle des Rauschgifthandels in die USA liefert, verschwand am Samstagabend aus seiner Zelle im Hochsicherheitsgefängnis Altiplano. Die 90 Kilometer westlich von Mexiko-Stadt gelegene Haftanstalt beherbergt einige der berüchtigtsten Drogenbosse des Landes sowie zahlreiche Mörder und Kidnapper.

Nach Angaben der Nationalen Sicherheitskommission war Guzman kurz vor seinem Verschwinden noch von Überwachungskameras gefilmt worden, als er das Duschabteil seiner Zelle betrat. Nachdem der Drogenbaron daraufhin aber eine Weile "nicht zu sehen gewesen" und seine Zelle bei einem Kontrollgang leer vorgefunden worden sei, habe die Gefängnisleitung Alarm geschlagen.

Durch Loch im Duschabteil in Tunnel gelangt
Wie Monte Alejandro Rubido von der Sicherheitskommission am Sonntagnachmittag bei einer Pressekonferenz berichtete, entkam Guzman durch ein Loch im Duschabteil der Zelle. Durch dieses sei er in einen Tunnel gelangt, der auf einer 1,5 Kilometer entfernten Baustelle endete. Wer den Tunnel gegraben hat, wie lange dies dauerte und wer möglicherweise davon wusste, sei noch unklar, erklärte Rubido. Jedenfalls würden nun 18 Gefängniswärter wegen des Ausbruchs verhört werden.

Kritik an Sicherheitsbehörden und Regierung
In den mexikanischen Medien kursieren bereits wilde Spekulationen darüber, wer "El Chapo" zur Flucht verholfen haben könnte. Dabei werden immer wieder die für ihre Korruptionsanfälligkeit bekannten Sicherheitsbehörden ins Spiel gebracht. Die Flucht des 58-Jährigen bringt aber auch die Regierung von Präsident Enrique Pena Nieto in starke Bedrängnis, der vorgeworfen wird, zu zögernd gegen die Drogenkartelle vorzugehen bzw. sogar mit diesen unter einer Decke zu stecken. Nieto erklärte, Guzmans Flucht "stellt zweifellos eine Schande für den mexikanischen Staat dar". Er kündigte umfangreiche Ermittlungen an, um die mögliche Verwicklung von Beamten bei der Aktion aufzudecken.

Derzeit wird in der gesamten Umgebung des Gefängnisses und auf den Straßen in Richtung der umliegenden Bundesstaaten fieberhaft nach Guzman gefahndet. Die Polizei errichtete Sperren, an denen die Insassen aller vorbeikommenden Fahrzeuge überprüft und Lastwagen durchsucht wurden. Am Flughafen der nahe gelegenen Stadt Toluca wurde der Flugbetrieb vorübergehend eingestellt.

Um "El Chapo" ranken sich zahlreiche Legenden
Guzman war zeitweise der meistgesuchte Drogenboss der Welt. Im Jahr 2001 war er bereits ein erstes Mal aus dem Gefängnis ausgebrochen. Damals gelang ihm die Flucht, indem er sich in einem Wäschewagen versteckte. Daraufhin entstanden in Mexiko zahlreiche Legenden um "El Chapo" ("Der Kleine") Guzman. Die USA setzten eine Belohnung in Höhe von fünf Millionen Dollar auf Hinweise zu seiner Ergreifung aus. Die US-Metropole Chicago erklärte Guzman gar zum "Public Enemy Number One" - eine "Ehre", die zuletzt Al Capone zuteilgeworden war.

Erst 13 Jahre nach seiner ersten Flucht konnte Guzman, der mit einer jungen Schönheitskönigin verheiratet ist und zehn Kinder von verschiedenen Frauen haben soll, im Februar 2014 in einer Ferienanlage im Nordwesten Mexikos gefasst werden. Die Regierung  feierte damals die Festnahme des Top-Kriminellen als großen Erfolg. Die USA sprachen gar von der "bedeutendsten Leistung" der mexikanischen Behörden im Kampf gegen die Rauschgiftkriminalität.

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