"Helfer" im Kalifat

Thaibox-Weltmeister stirbt als IS-Dschihadist

Ausland
07.07.2015 11:50
Anfang des Jahres hatte sich der zweifache Thaibox-Weltmeister Valdet Gashi der Terrormiliz Islamischer Staat in Syrien angeschlossen. Jetzt ist der gebürtige Albaner, der in Deutschland lebte und zuletzt in der Schweiz den Nachwuchs trainierte, in Syrien gestorben, wie sein Bruder gegenüber dem Schweizer Fernsehen bestätigte. Die Umstände von Gashis Tod sind noch unklar. Fest steht: Der IS hatte sich die Berühmtheit des Sportlers geschickt für seine PR-Zwecke zunutze gemacht.

Gashi sei am Samstag vor einer Woche gestorben, schrieb sein Bruder am Montag auf Facebook. In sozialen Medien verbreitet sich die Todesmeldung seither wie ein Lauffeuer. Denn der zweifache Thaibox-Weltmeister hatte erst vor Kurzem international für Schlagzeilen gesorgt, als bekannt wurde, dass sich er und mindestens drei Teenager, die im Schweizer Winterthur ein Thaibox-Training bei ihm absolviert hatten, der Terrororganisation Islamischer Staat angeschlossen haben.

Frau und zwei kleine Töchter zurückgelassen
Der 29-Jährige, der in Europa eine Frau und zwei kleine Töchter zurückließ, hatte vor seiner Ausreise nach Syrien eine spezielle Trainingsgruppe in einer Übungshalle in Winterthur gegründet, die sich "MMA Sunna" nannte. Dort trainierten nur Männer, und das Training wurde nach den Regeln des Islam gestaltet. Gashi selbst beteuerte später in mehreren Interviews, die er mit der Erlaubnis der PR-Abteilung des Islamischen Staats führte, er sei nicht als Kämpfer in Syrien, sondern als Helfer.

So erzählte der Thaiboxer in einem E-Mail-Verkehr mit dem Schweizer Medium "20 Minuten" im Juni, dass er als "Grenzwächter" gegen Schmuggler und Spione vorgehe. Zu diesem Zeitpunkt habe er sich vermutlich in der vom IS kontrollierten Stadt Manjib befunden, hieß es in dem Bericht. In einem längeren Telefongespräch mit der Schweizer "Rundschau" gab Gashi an, dass er in Syrien beim Aufbau des vom IS ausgerufenen Kalifats helfe. "Wenn ich Gutes tue und dabei sterbe, wäre ich natürlich froh darüber", so der Dschihadist. Dabei rechtfertigte er auch gleich Hinrichtungen durch IS-Terroristen.

Experte: "In PR-Maschinerie des IS geraten"
Extremismus-Experte Samuel Althof, der mit Gashi über WhatsApp in Kontakt war, erklärte gegenüber "20 Minuten", dass der Thaiboxer in die "PR-Maschinerie des IS" geraten war. In der WhatsApp-Konversation habe Gashi folgende Aussagen gemacht: "Ich habe alle Journalisten genutzt, wie ich es geplant habe. Jetzt kann ich mich in Ruhe zurücklehnen und warten, wie immer mehr Freunde und Bekannte hier (in Syrien; Anm.) ankommen."

Die Todesmeldung betrachtet der Experte mit Vorsicht: "Wir wissen nicht, was hinter dieser Todesnachricht steckt - vielleicht Propaganda und eine Opferstilisierung zum Helden", so Althof gegenüber dem Schweizer Fernsehen.

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