Bindemittel Casein

Steinzeitmenschen erzeugten Farben auf Milchbasis

Wissenschaft
07.07.2015 09:10
Auf einem unscheinbaren Steinsplitter (Bild), der in einer Höhle in Südafrika gefunden wurde, hat ein internationales Forscherteam getrocknete Farben auf Milchbasis entdeckt. Offenbar benützten die Steinzeitmenschen Milch lange vor der Domestizierung des Rindes. Der Splitter habe wohl zum Anrühren oder zum Auftragen der Farbe gedient, heißt es.

Die frühen Menschen im südlichen Afrika zermahlten schon vor 125.000 Jahren eisenhaltiges Gestein, um daraus Farben (Ocker) herzustellen. Der neue Fund sei aber der erste Hinweis auf Milch als Bindemittel, schreibt die Universität von Colorado in einer Mitteilung. An der Entdeckung war auch der an der Universität Genf tätige Anthropologe Luca Pollarolo beteiligt.

Die getrocknete Farbe klebte auf einem Steinsplitter, der in der Sibudu-Höhle in KwaZulu-Natal in Südafrika gefunden worden war. Sie wurde in der Mittelsteinzeit vor 77.000 bis 38.000 Jahren von anatomisch modernen Menschen benützt. Der Splitter habe wohl zum Anrühren oder zum Auftragen der Farbe gedient, mutmaßen die Wissenschaftler in der im Fachjournal "PLOS One" veröffentlichten Studie.

In Farbe Milcheiweiß Casein nachgewiesen
Mit chemischen Analysen wies das Team um Paola Villa vom Naturhistorischen Museum der Universität von Colorado darauf das Milcheiweiß Casein nach. Es diente vermutlich als Bindemittel. Schon zuvor war in der Blombos-Höhle in Südafrika mit Knochenmarkfett vermischter Ocker aus der Mittelsteinzeit vor etwa 100.000 Jahren gefunden worden.

Die Steinzeitmenschen verwendeten solche Farbmixturen womöglich, um Steinwerkzeuge zu verkleben, Tierhäute haltbar zu machen oder aber als Körperfarbe. Körperbemalung sei bei den südafrikanischen Ureinwohnern, den San, weit verbreitet und werde auch auf alten Steinmalereien dargestellt, hieß es in der Mitteilung.

Milch stammte offenbar von wilden Huftieren
Weil Rinder in Südafrika erst vor 1.000 bis 2.000 Jahren domestiziert wurden, müsse die Milch von einem wilden Huftier stammen, zum Beispiel einem Büffel oder einer Antilope, vermuten die Forscher. Von rinderähnlichen Tieren sei bekannt, dass sie sich für die Geburt von der Herde entfernten. Das habe sie wohl für die Steinzeitjäger zu einer leichten Beute gemacht, so die Wissenschaftler.

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