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Knipsen mit dem Smartphone: Der Vergleichstest

Elektronik
11.07.2015 08:30
Wenn ein Smartphone-Kauf ansteht, zählt für viele Anwender vor allem eines: Das Gerät der Wahl soll möglichst gute Fotos machen – und zwar bitteschön nicht nur bei hellem Tageslicht, sondern auch dann, wenn die Lichtverhältnisse nicht mehr so toll sind. Das haben auch die Handyhersteller erkannt und werben offensiv mit den Kameras in ihren Oberklasse-Modellen. Wer aber hat nun wirklich die Nase vorn? Wir haben den Test gemacht und sechs aktuelle Oberklasse-Smartphones ausprobiert.

Apple, LG, HTC, Huawei, Samsung, Sony: Wer ist der Fotokönig am Smartphone-Markt? Dieser Frage ist krone.at im Vergleichstest auf den Grund gegangen. Im Test mussten sich die Flaggschiffe der großen Hersteller unter praxisnahen Bedingungen als Kompaktkamera-Ersatz beweisen und teils schwierige Lichtverhältnisse meistern. Bevor es ans Eingemachte geht, aber zunächst einmal die Testkandidaten im Überblick:

Testteilnehmer: Apple, HTC, Huawei, LG, Samsung, Sony
Apple wird im Vergleichstest von seinem iPhone 6 Plus vertreten, also vom iPhone mit der aktuell stärksten Kamera in einem iOS-Gerät. Sie bietet eine Auflösung von acht Megapixeln, optische Bildstabilisierung und einen Dual-LED-Blitz. LG schickt das brandneue G4 ins Rennen, dessen 16-Megapixel-Kamera mit optischer Bildstabilisierung, Dual-LED-Blitz und Extras wie Laser-Autofokus und Farbspektrum-Sensor ausgestattet ist. HTC ist mit seinem aktuellen Flaggschiff One M9 mit 20-Megapixel-Kamera und Dual-LED-Blitz im Vergleichstest vertreten.

Der aufstrebende chinesische Hersteller Huawei tritt in diesem Test mit dem P8 an, das über eine 13-Megapixel-Kamera mit Dual-LED-Blitz, RGBW-Bildsensor und eigenem Bildprozessor verfügt. Samsung schickt die aktuelle Android-Referenz Galaxy S6 (Edge) ins Rennen, die mit 16 Megapixeln auflöst und optische Bildstabilisierung sowie einen LED-Blitz bietet. Der letzte Test-Teilnehmer stammt von Sony: das Xperia Z3 Compact mit 20,7-Megapixel-Kamera. Es handelt sich bei den getesteten Geräten also durchwegs um Oberklasse-Smartphones. Nähere Infos zu den Hardware-Eigenschaften finden Sie mit einem Klick auf die Links zu den einzelnen Smartphone-Tests.

Foto-Wettkampf mit zehn Motiven im Automatikmodus
Nun zu den Testmodalitäten: Um den Vergleichstest möglichst praxisnah zu gestalten, haben wir mit allen sechs Smartphones ohne Stativ im Automatikmodus fotografiert. Insgesamt zehn Motive galt es zu meistern, wobei sechs Fotos unter verschiedenen Tageslichtbedingungen aufgenommen wurden und weitere vier für die Beurteilung der Schlechtlicht-Performance der einzelnen Versuchsteilnehmer verwendet wurden. Bei den Tageslicht-Fotos wurde teils mit Gegenlicht, teils ohne Gegenlicht und teils im Schatten fotografiert. Bei den Schlechtlicht-Fotos wurde bei dämmrigem Kunstlicht und fast völliger Dunkelheit geknipst – jeweils einmal mit und einmal ohne Blitz.

Unbearbeitete Original-Fotos finden Sie auf Flickr!
Die vorliegenden Fotos – in den folgenden Absätzen finden Sie Flickr-Links zu den unbearbeiteten Originalbildern – wurden mit allen sechs Smartphones direkt hintereinander aufgenommen, wobei wir jeweils dreimal den Auslöser betätigten. Von den drei Fotos jedes Motivs wurde dann jeweils das Beste ausgewählt und in den Vergleichstest aufgenommen. Die Lichtverhältnisse waren bei allen Vergleichsfotos ident, Wolken- und Handbewegungen während der Tageslicht-Aufnahmen können hier aber zu leichten Unterschieden geführt haben.

Nun zum ersten Motiv: Es handelt sich um bei leichtem Gegenlicht fotografierte Blumen in einem halbschattigen Naturgarten, aufgenommen wurde es am späten Nachmittag. Beim Vergleich der Bilder fällt auf, dass nicht alle Versuchsteilnehmer gleich gut mit Gegenlicht umgehen können. Huawei und Samsung erzielten hier die unserer Ansicht nach besten Ergebnisse. Die Bilder bieten satte Farben und wirken dabei nicht überbelichtet. Sony und Apple liefern ebenfalls sehr gute Ergebnisse, wenngleich die Fotos manch einem Betrachter etwas zu hell ausgefallen sein könnten. Die Fotos, die mit den Geräten von LG und HTC geknipst wurden, wurden beim ersten Motiv am hellsten und könnten etwas weniger Helligkeit vertragen. Dabei ist aber freilich nicht auszuschließen, dass in einem leicht anderen Winkel auftreffendes Licht oder eine weiterziehende Wolke zu diesen Unterschieden geführt hat.

Motiv 2 zeigt ein Insektenhotel, diesmal ohne die Aufnahme erschwerendes Gegenlicht. Bei dieser Aufnahme haben alle Versuchsteilnehmer scharfe Ergebnisse geliefert, allerdings gibt es auch hier leichte Unterschiede in puncto Helligkeit und auch bei der Farbsättigung. Zunächst zur Helligkeit: Betrachtet man die Bilder – und insbesondere Bäume und Himmel im Hintergrund – genau, fällt auf, dass der blaue Himmel von den Versuchsteilnehmern weiß dargestellt wird. Nur bei Sony und Samsung ist der Himmel zumindest im Ansatz hellblau. Die intensivsten Farben – man beachte hier den Rasen – sind bei LG und Samsung zu sehen, wobei man hier vortrefflich darüber diskutieren könnte, ob das saftige Grün dieser Geräte oder doch das eher dezente Grün der anderen Versuchsteilnehmer schöner aussieht.

Leichte Farbunterschiede gibt's auch beim dritten Motiv, das bei Tageslicht aufgenommen wurde. Auch hier liefern manche Versuchsteilnehmer – etwa Samsung, HTC, LG und Apple – kräftigere Farben als andere, wobei manch ein Betrachter sie als zu kräftig betrachten könnte.

Das vierte Motiv im Vergleichstest entstand im Schatten, zeigt schwarze Ribisel und teils deutliche Belichtungsunterschiede. Einigermaßen blauen Himmel im Hintergrund bringt hier nur das Huawei P8 zustande, das auch mit natürlichen Grün-, Braun- und Schwarztönen im Vordergrund und einer insgesamt sehr ausgewogenen Ausleuchtung punktet. Das Foto, das am ehesten dem realen Motiv entspricht, kommt vom LG G4: Es erfasst das dunkle Grün im Vordergrund recht naturnah, stellt den Himmel aber – ebenso wie die Geräte der meisten anderen Hersteller – zu hell dar. Insgesamt zeigt sich auch beim schattigen Motiv, dass alle Geräte sehr vernünftige Fotos machen, man aber in puncto Farbdarstellung und Belichtung mit Unterschieden rechnen muss.

Eine besondere Herausforderung für die Automatik der Testhandys stellt das fünfte Testmotiv dar. Hier wurde die sonnenbeschienene Blüte einer im Schatten stehenden Pflanze fotografiert, was bei den meisten Testkandidaten zu einer deutlichen Überbelichtung im Vordergrund führte. Am besten schlugen sich in diesem schwierigen Szenario die Geräte von Apple, Huawei und Samsung, wobei insbesondere die Huawei-Automatik richtig auf die Beleuchtungssituation reagierte und die Helligkeit insgesamt stark reduzierte. Allerdings tat sie das nicht bei jedem Auslösen, sondern produzierte bisweilen ebenso überbelichtete Fotos wie die Geräte von LG und insbesondere HTC und Sony.

Das sechste Motiv verdeutlicht nochmals die Problematik mit überbelichteten Fotos, die bei manchen Testkandidaten zu beobachten war. Freilich können sich während der Aufnahmen die Lichtverhältnisse verändert haben, aber es ist doch auffällig, dass beim sonnenbeschienenen Himbeer-Motiv just jene Smartphones überbelichtete Bilder produziert haben, denen eine gute Performance bei schlechtem Licht nachgesagt wird.

Beim siebten Motiv geht es nun ans Eingemachte, testet es doch die Leistung bei schwachem Kunstlicht. Günstigere Modelle produzieren unter solchen Bedingungen üblicherweise rauschende, nicht sonderlich hübsche Bilder. Die getesteten Geräte versprechen mit ihren starken Kameras, auch bei widrigen Beleuchtungsverhältnissen noch vernünftige Bilder zu liefern. Und das tun sie auch – zumindest zum Teil, es zeigt sich nämlich bereits auf den ersten Blick, dass Huawei und HTC im Dämmerlicht deutlich dunklere und etwas rotstichige Bilder produzieren als die anderen Testteilnehmer. Bei Sony ist ein leichter Gelbstich zu beobachten, die Helligkeit passt aber. Am besten schlagen sich bei diesen schwierigen Lichtbedingungen die Geräte von Apple und den koreanischen Herstellern Samsung und LG, wobei wir Samsung hier an der Spitze sehen.

Motiv acht zeigt, was passiert, wenn man im Dämmerlicht den Blitz zu Hilfe nimmt. Plötzlich sind HTC und Huawei wieder im Rennen, wobei das Huawei P8 deutlich schönere Ergebnisse liefert als das One M9 von HTC, das im Test massiv softwareseitig am Bild nachjustierte und dem abgebildeten Bäumchen so jegliche Struktur seines Stamms raubte. Bei Huawei passiert das nicht, hier gehen feine Details nicht so leicht verloren. Das Sony-Modell hob sich im Test mit einem erstaunlich starken Blitz von den anderen Geräten ab und liefert – abgesehen vom sich spiegelnden Blitz – ebenfalls gute Ergebnisse. Das ausgewogenste Bild bei diesem Motiv lieferten aus unserer Sicht iPhone 6 Plus und Galaxy S6. Huawei und Sony überzeugen ebenfalls, liefern aber nicht ganz so ausgewogene Bilder wie Apple und Samsung. HTC enttäuscht durch die massive Nachbearbeitung, bei LG kam es zu einem Gelbstich, der mutmaßlich vom Dual-LED-Blitz mit seinen zwei verschiedenfärbigen Leuchtdioden erzeugt wurde.

Das neunte Motiv wurde ebenfalls mit Blitz aufgenommen – diesmal bei fast völliger Dunkelheit. Auch hier liefert das One M9 helle, aber im Detailbereich schwammige Ergebnisse, die wir auf softwareseitige Nachbearbeitung zurückführen. Bei LG zeigt sich ein leichter Gelbstich, Details werden scharf aufgenommen. Das Huawei P8 sorgt für gleichmäßige Ausleuchtung, produziert im Detailbereich – man beachte die Blätter – aber etwas unscharfe Ergebnisse. Apple und Samsung liefern die ausgewogensten Bilder mit gleichmäßiger Ausleuchtung und scharfen Details. Das Xperia Z3 Compact reiht sich in puncto Schärfe zwischen den Siegergeräten und dem Huawei P8 ein und beweist bei diesem Motiv abermals, dass es über einen recht potenten Blitz verfügt.

Das zehnte und letzte Motiv in diesem Vergleichstest war für die getesteten Geräte besonders schwierig zu meistern, wurde hier doch bei beinahe völliger Dunkelheit ohne Zuhilfenahme des Blitzes geknipst. HTC liegt auch hier am letzten Rang: Das One M9 fängt bei derart schlechtem Licht im Grunde nur mehr Schwarz ein. Die Testteilnehmer von Apple und Huawei nehmen ohne allzu großes Rauschen die Silhouette des Bäumchens und die spärlich beleuchtete Häuserfront im Hintergrund auf, produzieren dabei aber nicht ganz so helle Bilder wie die Geräte von Samsung und LG.

Hier zeigt sich, dass die lichtstarken Kameras der Koreaner – also gerade jene Modelle, die bei Sonneneinstrahlung bisweilen überbelichten - bei widrigen Lichtverhältnissen die Führung übernehmen. Ein Sonderfall bei wenig Licht ist Sony: Hier schaltet die Automatik offenbar eine Restlichtverstärkung zu, die beim vorliegenden Bild mehr Licht einfing als alle anderen Geräte, allerdings dabei den Orangestich der nächstgelegenen Straßenlaterne einfing und die Silhouette des Bäumchens nicht so scharf ablichtete wie manch andere Versuchsteilnehmer.

Samsung und Apple liefern das rundeste Gesamtpaket
Welcher Vertreter der Smartphone-Elite liefert am Ende nun das beste Kamera-Gesamtpaket? Am ausgewogensten erschienen uns im Test die Ergebnisse bei Apple und Samsung – auch, weil diese Geräte am schnellsten von allen getesteten Modellen scharfstellen und auslösen.

Galaxy S6 und iPhone 6 Plus liefern sowohl bei Tages-, als auch bei Dämmerlicht sehr gute Bilder. Das Galaxy S6 ist unter den getesteten Geräten der Schlechtlicht-Kaiser und knipst auch bei gutem Licht detailreiche, aber bisweilen etwas überbelichtete Bilder mit satten Farben. Das iPhone 6 Plus spielt ebenfalls auf hohem Niveau, unterliegt aber im Schlechtlicht knapp und liefert bei Tageslicht weniger satte Farben.

Huawei und LG knapp hinter den Siegern
Ebenfalls nur knapp abgeschlagen reihen sich die Geräte von Huawei und LG ein. Das G4 ist im Dämmerlicht ohne Blitz fast so stark wie Galaxy S6 oder iPhone 6 Plus, leidet aber unter seinem gelbstichigen Blitz und neigt bei Tageslicht zum Überbelichten. Außerdem dauert hier der Scharfstell- und Auslösevorgang etwas länger als bei Apple und Samsung.

Das Huawei P8 dagegen liefert mit Blitz recht vernünftige Ergebnisse im Zwielicht und überzeugte auch bei den Tageslichtaufnahmen mit seiner Automatik, ausgewogener Belichtung und schöner Farbdarstellung. Dafür kann es ohne Blitz nicht ganz mit den Schlechtlicht-Kaisern im Test mithalten und stellt im Zwielicht ebenfalls nicht so schnell scharf wie Galaxy S6 oder iPhone.

Nachbesserungsbedarf bei HTC und Sony
Sony und HTC schließlich sollten bei ihren nächsten Smartphone-Flaggschiffen in puncto Kamera noch etwas nachbessern, wenn sie den Anschluss nicht verlieren wollen. Konkret hat uns beim HTC One M9 vor allem die Performance im Schlechtlicht enttäuscht: Ohne Blitz kommen nur sehr dunkle und eher verrauschte Fotos zustande, bei Nutzung des Blitzes pfuscht die Software in die Fotos hinein. Die Tageslicht-Performance dagegen erscheint uns weitgehend okay, wenngleich andere Testteilnehmer auch hier bessere Bilder lieferten.

Sony liefert mit der Kamera im Xperia Z3 Compact zwar ein rundes Gesamtpaket, ihr merkt man aber an, dass sie schon seit fast zwei Jahren in nahezu unveränderter Form in der Xperia-Z-Reihe verbaut wird. Während sie bei unkomplizierten Tageslicht-Situationen scharfe und ausgewogene Bilder liefert, schwächelt sie trotz intelligenter Automatik ein wenig im Schlechtlicht und bei schwierigen Lichtverhältnissen wie Gegenlicht. Schärfeprobleme könnte hier ein optischer Bildstabilisator lösen, den Gelb- und Orangestich bei den Schlechtlicht-Motiven sollte man ebenfalls beseitigen.

Fazit: Wenn die großen Handyhersteller behaupten, ihre aktuelle Avantgarde verfüge über sehr gute Kameras, lügen sie nicht. Alle getesteten Geräte knipsen deutlich bessere Fotos als ihre Vorgänger noch vor zwei, drei Jahren. Leistungsunterschiede gibt es aber trotzdem: Apple und die koreanischen Testteilnehmer zeigen insbesondere eine starke Schlechtlicht-Performance, Sony und Huawei reihen sich mit guter Tageslicht- und passabler Schlechtlicht-Leistung dahinter ein. Das One M9 produziert bei Tageslicht ebenfalls gute Fotos, erwies sich bei Schlechtlicht aber als Schlusslicht im Test.

Und jetzt sind Sie gefragt: Welches Smartphone ist Ihr Foto-Favorit? Schauen Sie sich unsere Testbilder auf Flickr an und verraten Sie es uns in den Kommentaren.

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