Tunesien-Drama

Attentäter-Vater: “Habe Sohn nicht so erzogen”

Ausland
29.06.2015 07:25
Der Vater des Attentäters von Sousse in Tunesien hat sich von der Bluttat seines Sohnes distanziert. "Nur Gott weiß, was meinen Sohn zu dieser Tat gebracht hat. Ich habe ihn nicht so erzogen. Nicht dazu erzogen, dass er Menschen tötet", sagte der Mann in einem Beitrag des deutschen Senders ARD am Sonntagabend. Bei dem Anschlag auf das Strandhotel hat der 24-jährige Student 38 Menschen erschossen.

"Mein Kopf dreht sich", er sehe die Bilder der Opfer vor seinen Augen und könne nicht nachvollziehen, wie sein Sohn unschuldige Menschen habe töten können, sagte der im nordtunesischen Ort Gaafour lebende Mann in den ARD-"Tagesthemen" am späten Sonntagabend. "Irgendwelche Leute müssen meinen Sohn indoktriniert haben, dass er so etwas tut." Der 24-Jährige, der Student an der Universität in Kairouan, einer Hochburg von Salafisten, gewesen war, habe demnach keine Anzeichen für extremistisches Verhalten gezeigt.

Der junge Mann hatte am Freitag das Hotel "Imperial Marhaba" im Mittelmeerort Sousse überfallen und am belebten Strand mit einem Kalaschnikow-Sturmgewehr das Feuer eröffnet. Dabei kamen 38 Menschen ums Leben, der Attentäter wurde von Sicherheitskräften erschossen.Mindestens 40 Personen wurden verletzt. Zu dem Anschlag bekannte sich die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat. Der "IS-Kämpfer" habe sein Ziel trotz großer Sicherheitsvorkehrungen in Sousse erreicht, hieß es in einer auf Twitter veröffentlichten Mitteilung.

Hauptsächlich Briten unter den Todesopfern
Laut einem britischen Medienbericht vom Montag wurden bei dem Anschlag hauptsächlich Briten getötet. Die Opferbilanz werde auf mindestens 30 Landsleute steigen, berichtete die BBC am Montag. Das Außenministerium in London wollte sich zunächst nicht zu den Berichten äußern. Nach Angaben des tunesischen Gesundheitsministeriums konnten bis Sonntagabend 18 Opfer identifiziert werden. Die meisten Toten stammen demnach aus Großbritannien. Zu den Opfern zählen auch ein Ire, ein Portugiese, ein Belgier sowie ein Deutscher. Österreicher sind laut Außenministerium nicht unter den Opfern.

Cameron warnt Landsleute vor "schrecklichen" IS-Taten
Der britische Premier David Cameron warnte am Montag seine Landsleute vor weiteren Angriffen des Islamischen Staates. Es gebe demnach IS-Anhänger im Irak und in Syrien, die in Großbritannien und anderswo "schreckliche Taten" verüben wollten. "Es handelt sich um eine existenzielle Bedrohung, denn was hier geschieht, ist die Perversion einer großen Religion", sagte Cameron in London. Solange der IS existiere, würden Briten bedroht sein.

In Großbritannien gilt die zweithöchste Terrorwarnstufe. Die Behörden gehen davon aus, dass ein Anschlag höchstwahrscheinlich ist. Die Polizei des Landes hat nach eigenen Angaben den größten Anti-Terror-Einsatz seit einem Jahrzehnt gestartet.

Touristen verlassen in Scharen Tunesien
Tunesien hat nach dem tödlichen Anschlag seine Polizeipräsenz in den Badeorten massiv erhöht. Laut Innenminister Najem Gharsalli werden bis zu 1.000 Polizisten zum Schutz von Touristen und Hotels eingesetzt. Trotzdem verließen bereits am Wochenende Tausende Urlauber das Land - für Tunesien, das einen Großteil seiner Wirtschaft auf den Tourismus ausgerichtet hat, ein besonders schwerer Schlag.

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