Forscher besorgt

Neues Artensterben: Auch Menschheit bedroht?

Wissenschaft
21.06.2015 10:36
Im Verlauf der Erdgeschichte kam es immer wieder zu Zeiträumen, in denen sich das Artensterben im Pflanzen- und Tierreich enorm beschleunigte. In der Wissenschaft zählt man bisher fünf große Wellen des Massenaussterbens. Laut einer Studie ist aber derzeit eine sechste Welle im Gange, in der die Arten etwa 100 Mal schneller aussterben als in früheren Phasen. Auch die Menschheit könnte bald bedroht sein, warnen die Autoren der in der Zeitschrift "Science Advances" erschienenen Studie.

Ohne Gegensteuern würde es "Millionen Jahre" dauern, bis sich unser Planet erhole, sagte der Hauptautor Gerardo Ceballos von der Universidad Nacional Autonoma de Mexico. Für ihre Analyse werteten die Forscher das durch Fossilien oder andere Daten dokumentierte Aussterben von Wirbeltierarten aus. Die Befunde sind grobe Schätzwerte - was auf der Erde in den 4,5 Milliarden Jahren ihres Bestehens exakt passierte, ist nicht präzise zu bestimmen. Die Wissenschaftler verglichen die Rate des Artensterbens der heutigen Zeit mit den Raten früherer Epochen, als es noch keine Menschen gab.

"Rate ist 114 Mal höher als ohne menschliche Aktivität"
In früheren Phasen starben pro Jahrhundert von 10.000 Wirbeltierarten zwei aus. "Die Rate im zurückliegenden Jahrhundert war bis zu 114 Mal höher, als sie es ohne menschliche Aktivität gewesen wäre", heißt es in der Studie. Und dies selbst, wenn die zurückhaltendsten Schätzungen zugrunde gelegt werden.

Es gebe "keine relevanten Zweifel" daran, "dass wir in eine sechste große Welle des Massenaussterbens eintreten", sagte Co-Autor Paul Ehrlich von der Stanford University. Wenn nichts unternommen werde, "würde unsere Spezies vermutlich zu einem frühen Zeitpunkt verschwinden", ergänzte Ceballos.

Die Gründe für das beschleunigte Artensterben liegen unter anderem in der Klimaerwärmung, der Umweltverschmutzung und Waldrodung. Nach Angaben der Weltnaturschutzunion IUCN sind 41 Prozent aller Amphibienarten und 26 Prozent aller Säugetierarten vom Aussterben bedroht. "Es gibt Beispiele für Arten auf der ganzen Erde, bei denen es sich praktisch um wandelnde Leichen handelt", sagte Ehrlich.

Appell: "Bemühungen zum Erhalt der Arten verstärken"
Die Autoren verbinden ihre Befunde mit einem eindringlichen Appell: Die Menschheit müsse ihre Bemühungen zum Erhalt bedrohter Arten "schnell erheblich verstärken". Insbesondere müssten der Verlust des natürlichen Lebensraums, die Ausbeutung der Natur und der Klimawandel angegangen werden.

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