Knapp 60 Millionen

UNHCR: So viele Flüchtlinge wie nie zuvor

Ausland
18.06.2015 11:49
59,5 Millionen Menschen waren zum Ende des Vorjahres weltweit auf der Flucht. Im Vergleich dazu waren es ein Jahr zuvor 51,2 Millionen, vor zehn Jahren 37,5 Millionen Menschen, wie das UNO-Flüchtlingshochkommissariat (UNHCR) in seinem Jahresbericht 2014 dokumentiert. Die Steigerung von 2013 auf 2014 war die höchste, die jemals im Lauf eines Jahres dokumentiert wurde. Besonders betroffen sind Afrika und der Nahe Osten - hier vor allem Syrien und seine Nachbarländer.

Diese Entwicklung begann laut UNHCR im Jahr 2011 mit dem Ausbruch des Krieges in Syrien, der mittlerweile weltweit die größten Fluchtbewegungen verursacht. Im Jahr 2014 wurden täglich durchschnittlich 42.500 Menschen zu Flüchtlingen, Asylsuchenden oder Binnenvertriebenen. Das entspricht einer Vervierfachung über die vergangenen vier Jahre. Statistisch betrachtet ist von 122 Menschen weltweit aktuell eine Person entweder ein Flüchtling, binnenvertrieben oder asylsuchend. Wären alle Menschen auf der Flucht eines einzigen Landes, wäre es laut UNHCR die 24.-größte Nation der Welt.

"Wir werden aktuell Zeugen eines Paradigmenwechsels. Wir geraten in eine Epoche, in der das Ausmaß der globalen Flucht und Vertreibung sowie die zu deren Bewältigung notwendigen Reaktionen alles davor Gewesene in den Schatten stellen", so UNO-Flüchtlingskommissar Antonio Guterres. "Es ist erschreckend zu beobachten, dass jene straflos bleiben, die Konflikte auslösen. Gleichzeitig scheint die internationale Gemeinschaft unfähig zur Zusammenarbeit, um Kriege zu beenden sowie Frieden zu schaffen und sichern."

Auch Zahl der Binnenvertriebenen steigt
Der UNHCR-Bericht zeigt auf, dass in allen Regionen sowohl die Zahl der Flüchtlinge als auch der Binnenvertriebenen steigt. Diese bleiben zwar im eigenen Land, können aber nicht mehr in ihre Heimatregion zurückkehren. Status und Schutz von Binnenvertriebenen sind völkerrechtlich nicht klar geregelt, es gibt keine internationale Konvention zu ihrem Schutz und auch keine internationale Organisation, die sich um die sogenannten intern Vertriebenen kümmert. Viele leben in Lagern, in städtischen Slums oder auch in der freien Natur. Da sie oft in der Nähe eines Konfliktgebietes bleiben müssen, ist ihre Sicherheitslage schlechter als die von Flüchtlingen - besonders, wenn es sich um Angehörige ethnischer Minderheiten handelt.

In den vergangenen fünf Jahren sind mindestens 15 neue Konflikte ausgebrochen oder wieder aufgeflammt: acht in Afrika (Côte d'Ivoire, Zentralafrikanische Republik, Libyen, Mali, Nordost-Nigeria, Südsudan, Burundi), drei im Nahen Osten (Syrien, Irak, Jemen), einer in Europa (Ukraine) und drei in Asien (Kirgisistan und einige Gebiete von Myanmar und Pakistan). Nur wenige Krisen konnten beigelegt werden, die Mehrzahl verursacht weiterhin Flucht und Vertreibung. So konnten im Vorjahr nur 126.800 Flüchtlinge in ihre Heimat zurückkehren - die niedrigste Anzahl seit 31 Jahren.

Die Hälfte aller Flüchtlinge sind Kinder
Weltweit gab es im Vorjahr insgesamt 19,5 Millionen Flüchtlinge (2013: 16,7 Millionen), 38,2 Millionen Binnenvertriebene (2013: 33,3 Millionen) und 1,8 Millionen Asylsuchende, die noch auf den Ausgang ihres Asylverfahrens warteten (2013: 1,2 Millionen). Besonders alarmierend: Die Hälfte aller Flüchtlinge sind Kinder.

Aktuelle, weithin sichtbare Auswirkung der weltweiten Konflikte sei die dramatisch ansteigende und besonders gefährliche Flucht über das Meer, sei es über das Mittelmeer, über den Golf von Aden und das Rote Meer oder in südostasiatischen Gewässern, so der UNHCR. Laut dem "Global Trends Report" wurden allein im Jahr 2014 insgesamt 13,9 Millionen Menschen zu Flüchtlingen oder Binnenvertriebenen - viermal so viele wie noch 2010.

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