Bei vollem Gehalt

Gewerkschaft macht sich für 35-Stunden-Woche stark

Österreich
15.06.2015 14:38
Angesichts der anhaltend hohen Arbeitslosigkeit in Österreich drängen Arbeitnehmervertreter auf eine Reduktion der Arbeitszeit. Die Gewerkschaft GPA-djp fordert eine Reduktion der Normalarbeitszeit auf 35 Stunden pro Woche sowie eine Verkürzung der gesetzlichen Arbeitszeit auf 38,5 Stunden bei vollem Ausgleich des Lohns bzw. Gehalts.

Auch die Forderung nach der sechsten Urlaubswoche brachte GPA-Chef Wolfgang Katzian am Montag anlässlich einer Betriebsrätekonferenz im Austria Center Vienna wieder aufs Tapet. Derzeit bekommen die meisten Beschäftigten die sechste Urlaubswoche nur dann, wenn sie 25 Jahre durchgehend im selben Betrieb arbeiten - angesichts der hohen Fluktuation heutzutage eine veraltete Regel, findet die Gewerkschaft. Anders sieht es im öffentlichen Bereich aus: Dort bekommen die Beschäftigten ab 43 Jahren sechs Wochen Urlaub im Jahr.

Soll zu mehr Beschäftigung führen
Arbeitnehmervertreter sehen die Verkürzung der Arbeitszeit als Mittel, das zu mehr Beschäftigung führt. Jörg Flecker, Professor für Soziologie an der Uni Wien, führte als Beispiel Frankreich an, wo die Reduktion auf 35 Stunden pro Woche 350.000 Jobs geschaffen habe - wenngleich er einräumte, dass dies nur halb so viel war wie erwartet. "In der Geschichte gab es immer wieder Beispiele, wo Arbeitszeitverkürzung zu mehr Beschäftigung geführt hat", sagte Flecker, ohne konkrete Beispiele zu nennen.

Derzeit beträgt die gesetzliche Arbeitszeit 40 Stunden pro Woche. Diese Regelung wurde 1975 eingeführt. "Seit 40 Jahren ist nichts passiert", sagte Katzian. In vielen Kollektivverträgen liegt die Arbeitszeit darunter, meist bei 38,5 Stunden. Laut Gewerkschaft liegt die durchschnittliche Wochenarbeitszeit in Österreich bei 42 Stunden. Damit gehöre Österreich zu den Ländern mit den längsten Arbeitszeiten in Europa.

Arbeitszeitverkürzung ohne Gehaltseinbußen findet Anklang
Eine IFES-Befragung unter 800 Personen, die die Gewerkschaft in Auftrag gab, ergab, dass 66 Prozent für eine Arbeitszeitverkürzung auf 35 Stunden bei gleichbleibendem Gehalt sind. Einfache Angestellte (72 Prozent) würden dies deutlich mehr begrüßen als leitende Angestellte (45 Prozent). Anders sieht es aus, wenn mit der Arbeitszeit auch das Gehalt im selben Ausmaß sinken würde. Dann sind nur noch 23 Prozent der Befragten für eine Arbeitszeitverkürzung. Unter leitenden Angestellten sind es nur 14 Prozent.

Für eine Verringerung der Arbeitszeit spreche laut Befragung eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie und dass man länger gesund bis ins Alter arbeiten kann.

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