Europark

Tricks der Gutachter beim Nein zum Ausbau

Salzburg
10.06.2015 19:33
Das "Nein" kam am 14. April – und war völlig überraschend: Nach einer nächtlichen Sitzung der Polit-Spitzen am Wochenende davor lehnte die Landesregierung an diesem Dienstag die Ausbaupläne für den Europark in Salzburg-Taxham ab, genauso wie den Neubau von XXXLutz in St. Johann und größere Änderungen rund um das Designer-Outlet in Wals-Himmelreich.

Vor allem die Ablehnung beim Europark stieß auf riesiges Unverständnis, denn immerhin hat sich das Shopping-Paradies zum wirklichen Zentrum von Taxham entwickelt – mit eigener Polizei, Post, Bank, Kinderbetreuung und vielen Geschäften als Nahversorger. Grundlage für dieses Nein der Landesregierung war eine gut 85.000 Euro teure Studie der "CIMA Beratung + Management GmbH", die von Vornherein heftig kritisiert und angezweifelt wurde. Und jetzt zeigen neueste Enthüllungen: Die Studie ist ein völliger Flop, vor allem eine "Sonderauswertung" über die angebliche Vernichtung von Arbeitsplätzen durch einen Ausbau. Diese Sonderauswertung hatte die grüne Landes-Vize Astrid Rössler als Zuständige für die Raumordnung bestellt. CIMA-Chef Roland Murauer und sein Mitarbeiter Christian Streitberger behaupten, ein Ausbau des Europarks würde nicht 300 neue Arbeitsplätze bringen.

Studie behauptet: Noch mehr Arbeitsplätze weg
Ganz im Gegenteil: Alleine im Einzelhandel würde der Ausbau 367 Jobs zerstören – in der Stadt Salzburg, im Tennengau, Flachgau, in Bayern sowie in den Bezirken Vöcklabruck und Braunau (beide OÖ). Die damit verbundenen "Frequenzverluste, insbesondere in den Orts- und Stadtkernen" bewirken laut CIMA noch dazu, dass auch in der Gastronomie und anderen Zweigen der Wirtschaft Arbeitsplätze verloren gehen, weil ja weniger Leute dort einkaufen.

CIMA schreibt dabei ein eigenes Gutachten ab
Wie CIMA zu den Horrorzahlen kommt? Das Institut nahm als Grundlage dafür zwei andere Studien – eine hatte CIMA selber gemacht (die schlechter für den Europark ausfiel). Und zwar im Dezember 2013. Auftraggeber war damals die Wirtschaftskammer – sie wollte als vehemente Gegnerin der Erweiterung wissen, welche Effekte der Ausbau um 11.700 Quadratmeter in Taxham haben könnte.

Gutachten der Gegner war Grundlage fürs Nein
"Das muss man sich einmal vorstellen", meint SPÖ-Abgeordneter Roland Meisl. "Die Regierung lehnt einen Ausbau im Europark ab und hat dafür als entscheidende Grundlage Teile einer Studie, die von der Wirtschaftskammer als erbitterte Gegnerin dieses Ausbaus in Auftrag gegeben wurde! Das ist ein echtes Kasperltheater."

Experten beim Land hatten Studie gar nicht
Meisl und SP-Boss Walter Steidl entdeckten diese "Sonderauswertung" bei einer Akteneinsicht im Land – sie kamen aus dem Staunen nicht heraus: "Diese Spezialauswertung war nicht einmal Teil des offiziellen Aktes, obwohl die Erkenntnisse darin maßgeblich zur wirtschaftsfeindlichen Entscheidung geführt haben", meint Meisl empört. "Das bedeutet: Die Experten im Landesdienst hatten diese zentralen Unterlagen nicht, sie mussten auch ohne zum von der Regierung gewünschten Nein zum Ausbau des Europarks kommen." Steidl: "Das Nein war eine politische Bankrotterklärung. Denn in einer anderen Studie, vom Land selbst 2011 in Auftrag gegeben, ist keine Rede von der Vernichtung der Arbeitsplätze, von der CIMA immer faselt."

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