Im Jahr 2014 gab die durchschnittliche österreichische Milchkuh 6.500 Kilogramm Milch – vor 40 Jahren waren es gerade einmal 2.700 Kilogramm. In Deutschland liegt die durchschnittliche jährliche Milchleistung bereits bei 8.300 Kilogramm pro Kuh, wobei es sogar schon Kühe gibt, die 12.000 Kilogramm Milch geben.
Milchkühe leiden oft an Gesundheitsproblemen
Laut der Tierschutzorganisation "Vier Pfoten" sind die negativen Folgen der konventionellen Produktionsbedingungen vielfältig: Die übergroßen Euter sind oft entzündet (Mastitis) und hindern die Tiere daran, sich normal zu bewegen, ebenso wie kranke Klauen und glatte Stallböden. In Deutschland leiden 30 bis 50 Prozent der Milchkühe an Lahmheiten. Zahlen in Österreich deuten auf eine ähnlich hohe Anzahl betroffener Tiere hin. Zwar gebe es im Vergleich zu früher mehr Laufställe für Milchkühe, jedoch kommen immer weniger Kühe auf die Weide.
Kuh als "Nahrungsmittelkonkurrenz des Menschen"
Viele Tiere bekommen außerdem zur weiteren Leistungssteigerung Kraftfutter, was für Wiederkäuer nicht artgemäß ist. Nutztierexpertin Hanna Zedlacher von den "Vier Pfoten": "So werden die Kühe völlig unnötigerweise zu einer Nahrungsmittelkonkurrenz des Menschen. Denn Kühe können als Wiederkäuer eigentlich genau das gut verdauen und verwerten, was der Mensch nicht kann: rohfaserreiche Nahrung wie Heu oder Gras."
Tiere mit Fruchtbarkeitsproblemen werden geschlachtet
Während die zahlreichen Erkrankungen der Milchkühe in den letzten Jahren stark angestiegen sind, nimmt die "Nutzungsdauer" der Kühe dramatisch ab. Die ausgezehrten Milchkühe werden oft schon im Alter von fünf Jahren geschlachtet – die natürliche Lebenserwartung eines Rindes liegt aber bei über 20 Jahren. Haupt-"Abgangsursache": Fruchtbarkeitsprobleme. Denn um Milch zu geben, muss eine Kuh jährlich wenigstens ein Kalb bekommen, das ihr im Normalfall direkt nach der Geburt weggenommen wird. Wird sie nicht trächtig oder gibt zu wenig Milch, kommt sie zum Schlachter.
"Zucht auf Hochleistung ethisch nicht tragbar"
Hanna Zedlacher: "Diese Form der Zucht auf Hochleistung ist aus unserer Sicht ethisch nicht tragbar. Die Gesundheit und das Wohl der Tiere müssen im Vordergrund stehen. Wir müssen weg von der kurzfristigen extrem hohen Leistung, hin zu Zweinutzungsrassen, die sowohl für Milch als auch für Fleisch genutzt werden können." Die männlichen Kälber aus den Hochleistungsrassen sind für die Fleischgewinnung wirtschaftlich uninteressant, da sie in der Mast zu langsam Fleisch ansetzen. Sie sind ein lästiges Nebenprodukt, ähnlich den männlichen Brüdern von Hochleistungslegehennen, die nach dem Schlupf sofort getötet werden.
Öfter mal zur pflanzlichen Alternative greifen
Zum Weltmilchtag empfiehlt "Vier Pfoten" daher, auch auf pflanzliche Alternativen zurückzugreifen. Expertin Hanna Zedlacher erklärt: "Wir machen uns für alternative Milchproduktionssysteme stark, die dem Tierwohl Rechnung tragen. Der Weltmilchtag ist der ideale Zeitpunkt, um neue Wege in Sachen Milch zu gehen, und zum Beispiel das morgendliche Müsli mit pflanzlichen Alternativen wie Hafer- oder Mandelmilch zu genießen."
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