Ab in die Einzelzelle

Mafia-Boss Provenzano endlich festgenommen

Ausland
12.04.2006 20:01
Nach über 40 Jahren ist auf Sizilien der meistgesuchte italienische Mafiaboss Bernardo Provenzano gefasst worden. Der 73 Jahre alte "Boss der Bosse" ist der Polizei in der Nähe der berüchtigten Mafia-Hochburg Corleone in die Falle gegangen. Er ließ sich widerstandslos festnehmen. Ein DNA-Test hat bereits bestätigt, dass es sich tatsächlich um Provenzano handelt.

Inzwischen ist der Mafia-Boss Bernardo Provenzano in eine Einzelzelle auf dem italienischen Festland verlegt worden und wird rund um die Uhr bewacht. Die Ermittlungen konzentrierten sich jetzt auf die Notizen, die in Provenzanos Haus gefunden worden seien. Im Verhör schwieg Provenzano, wie Polizeichef Calderozzi erklärte.

Asketisches Leben
"Er zeigt große Gelassenheit", sagte Polizeichef Gilberto Calderozzi. Der Vorsitzende des Anti-Mafia-Ausschusses im Parlament, Roberto Centaro, beschrieb Provenzano als einen der letzten der alten Garde der Mafia-Bosse. Er sei mehr an Macht als an Geld interessiert gewesen. "Ich glaube nicht, dass der Boss reden wird", sagte Centaro. "Provenzano hat immer mit fast nichts gelebt, mit großer Macht, aber fast wie ein Asket." Im Gefängnis gehe es ihm daher nicht schlechter als vorher.

Provenzano hielt über schriftliche Notizen Kontakt mit der Außenwelt und erteilte auf diesem Weg seine Befehle. Telefongespräche lehnte er ab, weil er befürchtete, sie könnten von der Polizei abgehört werden. Insider bezeichneten ihn stets als äußerst misstrauisch und menschenscheu. Wegen seiner Entschlossenheit wird er auch "Der Traktor" genannt.

Drogenhandel und Geldwäsche
Er soll auch der Drahtzieher des internationalen Drogenhandels und der Geldwäsche sein. Seit Jahrzehnten war die Polizei ihm mehrmals auf den Fersen, jedoch konnte Provenzano immer wieder entwischen. Seither ranken sich zahlreiche Legenden um den "Capo Mafia".

Unter anderem hieß es im vergangenen Jahr, Provenzano habe sich als Bischof getarnt. Seit wenigen Jahren gab es auch wieder ein Phantombild, nachdem das letzte Bild des Flüchtigen über 40 Jahre alt war. Dabei wurde das neue Bild nach den Angaben inhaftierter Mafiosi angefertigt.

Anwalt verbreitete Todes-Lüge
Im vergangenen Jahr hieß es, Provenzano habe sich heimlich in Marseille operieren lassen. Er habe sich in der französischen Klinik als Bäcker aus einem sizilianischen Dorf ausgegeben. Und erst kürzlich erklärte ein Anwalt Provenzanos, sein Mandant sei wahrscheinlich schon seit Jahren tot. Die Mafia auf Sizilien wolle damit "ein Gespenst verfolgen lassen, um die eigentlichen Bosse zu decken und sie ungestört zu lassen", sagte der Rechtsanwalt.

Bilder der Verhaftung siehe Infobox!

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