Einsatz in NÖ

Über 70 Zuchttauben aus Messie-Haushalt gerettet

Tierecke
28.05.2015 10:27
Mehrtätiger Großeinsatz für die Tierrettung des Wiener Tierschutzvereins: Aus einem Wohnhaus im Bezirk Wien-Umgebung wurden über 70 Zuchttauben gerettet, die unter widrigsten Bedingungen teils in den Zimmern gehalten worden waren. Drei Rettungseinsätze waren nötig, um sämtliche Tiere zu bergen - viele von ihnen sind schwer krank, etliche verendeten.

Bereits Ende vergangener Woche hatte der zuständige Amtstierarzt die Tiere wegen schlechter Haltung beschlagnahmt und die Tierrettung des WTV hinzugezogen. Die Tierretter gingen ersten Informationen zufolge von 20 bis 30 Vögeln aus. Doch das wahre Ausmaß wurde erst beim Betreten des Gebäudes sichtbar und stellte selbst die erfahrene Tierrettung auf eine psychisch wie physisch harte Probe: Im Haus wurden zwischen 150 und 200 eingesperrte Tauben vorgefunden, von denen einige sofort die Flucht ins Freie antraten.

Wohnräume in katastrophalem Zustand
Die Vögel waren unter katastrophalen Bedingungen in den Wohnräumen des Hauses gehalten worden. Dementsprechend präsentierte sich auch das Gebäudeinnere: Möbel, Wände und Böden waren von Exkrementen, Federn, Schmutz und Müll übersäht. Auch die Fenster waren derart verschmutzt, dass im Hausinneren praktisch Dunkelheit herrschte. Rund zwei Dutzend tote Tiere in sämtlichen Verwesungsstadien wurden vorgefunden. Die lebenden Tauben zeigten sich völlig verängstigt und dürften laut Tierrettung zum Großteil kein Tageslicht kennen. Darüber, wie lange die Zuchttauben unter diesen Zuständen leben mussten, kann nur spekuliert werden, es dürfte sich aber um mehrere Jahre handeln.

Helfer mussten ersten Einsatz abbrechen
Darüber hinaus wurden auch Tauben im Hof des Grundstücks, zusammengepfercht in kleinen Käfigen, entdeckt - eigentlich müssen Zuchttauben in geeignet großen Volieren oder Taubenschlägen gehalten werden. Aufgrund der schrecklichen und schwierigen Bedingungen konzentrierte sich die Tierrettung beim ersten Einsatz auf die verletzten Tauben und die Jungtiere. Wegen des unerträglichen Gestanks und der Vergiftungsgefahr durch die Exkremente mussten die Tierretter danach abbrechen und bei den darauffolgenden Einsätzen Atemschutzmasken und Schutzanzüge tragen, um weitere Tiere aus dem Haus zu befreien.

"Animal Hoarding" flog nach Erkrankung des Halters auf
Am Mittwoch konnte die Großrettungsaktion abgeschlossen werden. Die Bilanz der Einsätze: 73 gerettete Tauben, die nun im Tierschutzhaus des Wiener Tierschutzvereins in Vösendorf untergebracht sind. Für die ebenfalls geborgenen 66 Stück nicht ausgebrüteten Taubeneier kam leider jede Hilfe zu spät. Dem Vernehmen nach ist dieser äußerst dramatische Fall von Tierquälerei aufgrund einer Erkrankung des vermeintlichen "Züchters" und eines damit verbundenen Rettungseinsatzes, zu dem in weiterer Folge auch Polizei und Amtstierarzt hinzugezogen wurden, aufgeflogen.

Neue Besitzer mit Erfahrung gesucht
Die Tauben wurden jedenfalls sofort nach Einlieferung vom WTV-Tierärzteteam eingehend untersucht. Dabei wurden bei einigen Tieren starke Unterernährung, Parasitenbefall und Hornhautveränderungen festgestellt. Zudem waren die Tiere stark dehydriert und dürften tagelang kein Wasser erhalten haben. Nun sucht der WTV erfahrene Taubenliebhaber und -liebhaberinnen, die den Tieren ein artgerechtes Zuhause bieten können. "Besonders traurig ist leider wieder einmal, dass von der Nachbarschaft trotz des Gestanks anscheinend niemand etwas vom Schicksal dieser Tiere mitbekommen haben will", so WTV-Präsidentin Madeleine Petrovic.

Diskussion um Stadttauben neu entfacht
Dieser traurige Vorfall ruft auch die generelle Diskussion um Tauben, insbesondere um das Schicksal der Stadttauben in Wien, wieder in Erinnerung. "Nicht die Tauben sind das Problem, sondern die Tierhalter einerseits und falsch agierende Behörden andererseits. Verbote, Überwachung und Strafen bringen ein vergiftetes Klima und Fälle von 'Animal Hoarding' im Verborgenen. Tauben als 'Ratten der Lüfte' zu diffamieren, wird weder den Tauben noch den Ratten gerecht und schafft ein Klima des Wegsehens", so Petrovic. "Die heutigen Zucht- und Stadttauben brauchen die Obsorge durch kundige Menschen. Das ganze Geld, das für Überwachung und Ahndung verschwendet wird, sollte besser in Aufklärung und sinnvolles Tauben-Management investiert werden", so Petrovic abschließend.

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