"Masters Of Chant V"

Hard-Rock für den Klerus

Musik
09.04.2006 23:44
Soweit wir wissen, sucht Papst Benedikt XVI. ohnehin noch heißen Stoff für seinen iPod, den er im Herbst geschenkt bekam. Mit „Gregorian“ hätte er jetzt Material, das bestens zum morgendlichen Spaziergang mit Soundkulisse passt. Der kirchlich angehauchte Chor kleidet schon seit Jahren moderne Rockmusik in mystisches Gewand und hat davon immerhin drei Millionen CDs verkauft. Für das fünfte Kapitel ihrer „Masters Of Chant“ versuchen sich Gregorian jetzt an Metallica, Green Day und anderen einschlägigen Kapellen. Das ist Hard-Rock für den Klerus!
(Bild: kmm)

Schon beim ersten Track lacht man sich als eingefleischter Fan von Originalen einen Ast ab. David Bowies Selbstvertrauens-Hymne „Heroes“ als kirchlich interpretiertes Chorwerk? Schräger geht’s nicht.

Doch! Zwei Titel darauf folgt eine mit Pummerin und Orgel aufgefettete Version von Metallicas „Unforgiven“! Der feine, schneidige Gesang des Männerchors und die transparente Musik dazu… so muss James Hetfield in seiner Sängerknaben-Zeit geklungen haben!

Gespannt wäre man auch auf die Reaktion der Punkrocker von Green Day, wenn sie die getaufte Version von „Boulevard Of Broken Dreams“ zu Ohren bekämen. Hier kriegen Gregorian sogar einen „Groove“ zusammen – auch wenn man sich die Soutane nicht vom Sound wegdenken kann.

Weitere Tracks auf dem Album sind Pink Floyds „Comfortably Numb“, eine Softie-Version von Alphavilles „Forever Young“ und mittendrin gibt's auch eine mystische Fassung von Uriah Heeps Zwei-Akkorde-Hit, „Lady in Black“. Was will man mehr?

Der Gregorianische Choral an sich:
Mit „Masters of Chant V“ ist der Musikmarkt aufs Neue um eine Kuriosität reicher. Dabei muss man aber zugeben, dass diese Spezialversionen auch außerhalb eines Beichtstuhls etwas für sich haben. Der Gregorianische Choral war ja ursprünglich eine für einen unisono singenden Männerchor notierte Melodiesammlung mit Bibeltexten in Latein, die bis vor zirka 40 Jahren fixer Bestandteil der katholischen Liturgie war.

Denn sie wissen, was sie tun...
Die Mannen von Gregorian beherrschen diese Sanges-Disziplin bis ins kleinste Detail und die Support-Musiker versuchen nicht den Originalen gerecht zu werden, sondern interpretieren die Songs auf ihre Weise – obwohl verhältnismäßig viel Programming sprich computergenerierte Instrumente dabei sind.

Fazit: Für einen Witz sind Gregorian allemal gut – allerdings klingt die Musik viel zu ernst, als dass es tatsächlich einer sein könnte.
In diesem Sinne…

…6 von 10 Amen

Gregorian gastieren im Rahmen ihrer Europa-Tournee am 1. Juni in Wien und am 2. Juni in Graz.


Christoph Andert

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