Clinch mit der FMA

Finanzrebell Staudinger plant nun Genossenschaft

Wirtschaft
22.05.2015 14:15
Der Besuch des Gerichtsvollziehers in einem Wiener Möbel- und Schuhgeschäft des Finanzrebellen Heini Staudinger hat ihm "haufenweise" Solidaritätsbekundungen eingebracht. Für die Versteigerung der beschlagnahmten Möbel gibt es laut seinen Angaben schon "Hunderte Anmeldungen". Für seine Firma schwebt ihm nun eine Genossenschaft vor.

Staudinger liegt seit Jahren im Clinch mit der Finanzmarktaufsicht (FMA), weil er sich für seine Firma GEA fast 2,8 Millionen Euro von Privatpersonen geliehen und diesen dafür vier Prozent Zinsen gezahlt hatte. Laut FMA und Höchstgericht ist das ein illegales Bankgeschäft. Zwischenzeitlich hat Staudinger sein Finanzierungsmodell umgestellt, die Gelder sind nun als legale Nachrangdarlehen deklariert.

Betten und Matrazen beschlagnahmt
Noch immer offen jedoch ist eine Geldstrafe von 2.626 Euro, die Staudinger partout nicht zahlen will. Aus diesem Grund stand Mitte Mai der Exekutor vor der Tür der GEA-Filiale in der Himmelpfortgasse in Wien und beschlagnahmte Betten und Matratzen im Wert von 10.000 Euro. Um den offenen Strafbetrag einzutreiben, sollen diese demnächst versteigert werden.

Staudinger ist sich sicher, dass so viele seiner Fans mitsteigern werden, dass zumindesten der wahre Wert der Waren hereinkommt. Es hätten sich auch zahlreiche Klein- und Mittelbetriebe bei ihm gemeldet, so der aus Oberösterreich stammende Finanzrebell.

Die Betten und Matratzen stehen übrigens noch im Geschäft. "Wir müssen sieben Tage vor der Versteigerung informiert werden. Dann werden sie abgeholt." Ein "Kuckuck" klebt nicht auf den beschlagnahmten Möbeln. "Der Gerichtsvollzieher wollte uns diese Schande ersparen. Dabei wäre ein Kuckuck eine Trophäe für uns", so Staudinger im Gespräch.

Der Gerichtsvollzieher hatte sich bereits Ende 2014 angekündigt und war schon mehrmals in der Himmelpfortgasse. Einmal kam er in der Früh, als das Geschäft noch nicht geöffnet hatte, einmal zog er unverrichteter Dinge von dannen, weil ihm die Verkaufsmitarbeiter sagten, die Besitzverhältnisse seien unklar.

"Die beste Werbeagentur heißt FMA"
Sein Finanzierungsmodell will Staudinger nun umstellen - auf eine Genossenschaft. Die Finanzmarktaufsicht hat ihm dies schon vor Jahren als Möglichkeit ans Herz gelegt, um sein Finanzierungsmodell zu legalisieren. Davon wollte der Finanzrebell lange Zeit nichts wissen, seinen Kampf mit der Aufsicht stattdessen lieber öffentlich austragen und gegen das Bankensystem mobil machen. "Die beste Werbeagentur heißt FMA", hatte dazu ein Involvierter gemeint.

Dennoch bastelt Staudinger seit Jahren nebenbei an einem Genossenschaftsmodell. Zu Pfingsten soll der Startschuss fallen. Von Freitag bis Montag hat er Genossenschaftsexperten aus Skandinavien, Deutschland, Spanien und Österreich in seine Schuhwerkstatt ins Waldviertel geladen. Mit dabei sind u.a. Vertreter der Berliner "taz"-Genossenschaft ("die tageszeitung") sowie von Mondragón, dem größten Genossenschaftsverband der Welt aus dem spanischen Baskenland. Auch die Kabarettisten Roland Düringer und Bernhard Ludwig haben sich angesagt.

Genossenschaft namens "GEA Mama" geplant
Staudingers Vision ist ein Genossenschaftsverband à la "taz". Erst einmal schwebt ihm eine Genossenschaft namens "GEA Mama" vor, die sich an Staudingers Firmen, der Waldviertler Werkstätten GmbH in Schrems sowie der GEA-Einzelhandelsgeschäfte, beteiligt. Die "GEA Mama" könnte in weiterer Folge auch bei anderen Unternehmen, "die eine gemeinsinnige Wirtschaft pflegen wollen", einsteigen, so Staudinger.

Am Ende soll "GEA Mama" nur ein - prominentes - Mitglied eines ganzen Genossenschaftsverbands abseits von Raiffeisen und Volksbanken sein. "Wir sind einer Gründergruppe von 20 Leuten. Immobilienleute, KMU und Energiebetriebe sind dabei", sagte Staudinger. Der Verband solle kleinere Betriebe bei Bürokratie und Lobbying unterstützen.

Ob am Ende Genossenschafter Staudingers Nachrangdarlehensgeber ablösen sollen? "Es würde mir schon gefallen, wenn wir über die Genossenschaft Tausende Mitglieder bekommen, die 500 Euro an Genossenschaftsanteil zahlen und so viel Eigenkapital zustande kommt, dass wir das Fremdgeld, das wir jetzt über Nachrangdarlehen kriegen, nicht mehr brauchen." Denn: "Selbstverständlich ist Eigenkapital stärker als Fremdkapital."

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