Als "aggressive Kritik am weltweiten sozialen und politischen Klima des Jahres 2015" will die US-Band Anti-Flag ihr neues Album "American Spring" verstanden wissen. "Es ist definitiv höchste Zeit, den Mund aufzumachen", sagt Justin Sane, Sänger und Gitarrist der Punkrock-Veteranen aus Pittsburgh.
2016 wird nach einer Prognose der NGO Oxfam das reichste Prozent der Weltbevölkerung 50 Prozent des Weltvermögens besitzen. "Wenn man diesen extremen Unterschied zwischen Arm und Reich im Auge hat und die Tatsache, dass wir in einem System leben, in dem eine kleine Elite legal die Umwelt zerstören kann, um noch mehr Profit einzufahren, dann wird klar, dass wir einen Umbruch brauchen", betont der Musiker.
Kampf gegen die Umweltzerstörer
"Great Divide", inspiriert von einem Buch, in dem Aktivistin Naomi Klein den Kapitalismus für das globale Umweltdesaster verantwortlich macht, ist ein Schlüsselsong auf "American Spring". Dazu sagt Sane: "Die Machtelite will uns Erste-Hilfe-Maßnahmen verkaufen, etwa auf Elektroautos oder Energiesparlampen umzusteigen. Aber das ist so, wie mit Murmeln auf einen Panzer zu schießen. In Wahrheit machen Unternehmen wie Exxon, Mobil oder Shell Megaprofite ohne Rücksicht auf die Umwelt. Wir brauchen einen viel drastischeren Plan, um diesen Planeten zu retten. Darum geht es in dem Song. Die ganze Wirtschaft müsste sich umstellen."
Anti-Flag haben im Booklet zur CD die Songtexte ausführlich kommentiert. Man wolle eine Gegenstimme anbieten, betont Sane. "Was die Leute in den Medien vorgesetzt bekommen, fordert sie nicht heraus, über den Tellerrand zu schauen", kritisiert er. "Wenn man in den USA in einem Nachrichtenprogramm Kritik am Kapitalismus übt, wird man vom Moderator sofort attackiert und als verrückt abgestempelt. Es ist in den amerikanischen Medien kein Platz für alternative Stimmen."
Aggressivität durch Wut
Würde Sane die neue Platte als aggressives Album bezeichnen? "Ja. Es gibt zwar viel härtere Musik, aber für eine melodische Band ist es doch ein aggressives Album geworden." Die Eingängigkeit ist dabei nicht auf der Strecke geblieben. "Ideologisch fühlen wir uns dem Punkrock zugehörig, musikalisch wollten wir uns allerdings nie auf einen bestimmten Stil und Sound beschränken", erläutert Sane.
Der Albumtitel "American Spring" spielt natürlich auf den Arabischen Frühling an. "Auch wenn dieser nicht das Ergebnis brachte, das wir uns gewünscht haben, so ereignete er sich in einem Umfeld, in dem es niemand für möglich gehalten hätte, dass sowas überhaupt möglich sein kann", betont Sane. "In Amerika gibt es viele Dinge zu tun, die niemand für möglich hält - auf dem Gesundheits- und Bildungssektor etwa. Daher der Albumtitel. Manchmal braucht Veränderung eine lange Zeit. Man darf sich von Rückschlägen nicht abbringen lassen."
Anti-Flag sind diesen Sommer auch mehrmals in Österreich zu Gast. Am 18. Juli spielen sie im Rahmen des Two-Days-A-Week-Festivals im burgenländischen Wiesen, am 24. Juli im Dornbirner Conrad Sohm und bereits am 28. Mai im Salzburger Rockhouse. Tickets für die Konzerte erhalten Sie unter 01/960 96 999 oder im "Krone"-Ticketshop.
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