Fisch mit Beinen

Fossilienfund zeigt den Gang ans Land

Wissenschaft
06.04.2006 16:46
Ein neuer Fossilienfund dokumentiert einen entscheidenden Schritt, wie sich Wasserbewohner zu Landwirbeltieren entwickelt haben. Die Brustflossen des urtümlichen Tiers namens Tiktaalik roseae besaßen bereits einige Merkmale der Gliedmaßen späterer Landlebewesen, berichten US-Forscher im britischen Fachblatt "Nature" (Bd. 440, S. 757 und S. 764). Auch der Schädel und Teile des Skeletts erinnerten bereits an die Landwirbeltiere, obwohl Tiktaalik vorrangig im Wasser lebte und sein Körper mit Schuppen überzogen war.

Die Entstehung der Landwirbeltiere ist einer der bedeutendsten Entwicklungsschritte in der Evolution. Sie vollzog sich über mehrere Millionen Jahre und es waren zahlreiche "Umbauten" notwendig, bevor die ersten Wirbeltiere an Land überleben konnten. Fossilienfunde aus der Zeit dieses Übergangs sind rar, so dass die Wissenschaftler nur eine lückenhafte Vorstellung davon haben, wie genau die Umwandlung erfolgte.

Schädel erinnert an Krokodil
Nördlich des Polarkreises, im kanadischen Territorium Nunavut fand das Forscherteam um Neil Shubin von Universität Chicago im Jahr 2004 nun gleich mehrere gut erhaltene Exemplare einer solchen Übergangsform. Tiktaalik roseae lebte vor rund 383 Millionen Jahren, das Klima war damals subtropisch bis tropisch. Der Körper des Raubtiers war abgeflacht, und sein Schädel erinnert an ein Krokodil.

Flossen von Strahlen umsäumt
Die Brustflosse des Tiers enthielt knöcherne Strukturen und Gelenke, die das Biegen und Strecken ermöglichten. Finger oder Zehen, wie sie bei den vorderen Gliedmaßen von Landwirbeltieren bekannt sind, lassen sich allerdings noch nicht ausmachen. Stattdessen waren die Flossen wie bei den Fischen von mehreren Strahlen umsäumt. Vermutlich konnte das Tier damit aber seinen Körper aufrichten.

Auch auf Landgang?
Auch der Nacken des Räubers war beweglich und der gesamte vordere Körperbereich nach oben biegsam. Die Rippen waren vergrößert, vermutlich um das Körpergewicht außerhalb des Wassers besser tragen zu können. Auch der Bau des Atem- und des Hörapparats deutet bereits eine Entwicklung hin zu den Landwirbeltieren an. All diese Strukturen ermöglichten es Tiktaalik, in flache Gewässer vorzudringen, vielleicht das Wasser sogar kurzzeitig zu verlassen.

Tiktaalik ist ein Wort aus dem Inuktitut, der traditionellen Sprache in Nunavut, und bezeichnet einen großen Flachwasser-Fisch. Der Fund habe das Bild vom Übergang der Fische zu den Landwirbeltieren mit einem Schlag deutlich erweitert, schreiben Per Erik Ahlberg von der Universität Uppsala (Schweden) und Jennifer Clack von der Universität Cambridge (Großbritannien) in einem "Nature"-Kommentar.

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele