In 11 der mehr als 300 steinzeitlichen Gräber an einer Verkehrsachse zwischen Afghanistan und dem Industal fanden die Forscher Backenzähne mit eindeutigen Bohrlöchern. Einige Höhlungen waren nachgearbeitet. Als Werkzeug benutzten die Steinzeit-Zahnärzte Feuerstein, wie er auch für Pfeilspitzen genutzt wurde. Die waren erstaunlich effizient: Um ähnliche Löcher zu bohren, benötigten die Forscher mit einem nachgebauten Flintstein-Bohrer weniger als eine Minute.
Die Steinzeit-Ärzte bohrten nach Angaben des Teams um Roberto Macchiarelli von der französischen Universität Poitiers bei Männern wie bei Frauen und im Ober- wie im Unterkiefer. Abnutzungsspuren zeigten, dass die Menschen von Mehrgarh die Zähne nach der Behandlung weiter zum Kauen benutzen. Es ging also nicht um kultische Handlungen an Toten.
Zahnfüllungen waren nach der langen Zeit nicht nachweisbar, werden aber nicht ausgeschlossen. Dennoch sehen die Forscher den medizinischen Zweck der Behandlung nicht als völlig erwiesen an. Denn Karies wurde auch bei unbehandelten Zähnen gefunden und es ist möglich, dass auch gesunde Zähne angebohrt wurden.
Nach 1.500 Jahren hörten die Zahnbehandlungen in Mehrgarh auf. In Gräbern, die jünger als 7.500 Jahre sind, wurden keine angebohrten Zähne mehr entdeckt, "obwohl die schlechte Zahngesundheit sich fortsetzte".
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