Land der Berge

Griechenland: Urlaub fernab aller Insel-Klischees

Reisen & Urlaub
16.05.2015 17:00
Gipfel, auf denen fast das ganze Jahr Schnee liegt, zünftige Hütten, Wanderwege und Klettersteige, die tiefste Schlucht der Welt, glasklare Gebirgsflüsse für Rafting-Expeditionen: Das ist eine kaum bekannte Seite von Hellas, die zu erlebnisreichen Reisen abseits vom Strandurlaub einlädt!

Inseln, Strände, Tavernen, weiße Häuser mit blauen Türen und Fensterläden, dazu ein paar antike Tempel: Das ist Urlaub in Griechenland, wie viele von uns ihn seit Langem kennen und lieben. Dass Hellas mit 79,7 Prozent Berg-Anteil geografisch als Gebirgsland gilt, wird bei Reiseplänen meist völlig vernachlässigt. Wie schade das ist zeigt ein Lokalaugenschein im Norden des Landes, zwischen den einzigartigen Meteoraklöstern und der Region Zagori nahe der albanischen Grenze.

Gerade im Frühling und im Herbst, wenn es in unseren Bergen noch oder schon wieder zu kühl zum Wandern ist, ist diese grüne Region besonders attraktiv. Die Stadt Trikala, als einzige Griechenlands an einem Fluss gelegen, ist der quirlige Ausgangspunkt für Tagesausflüge in die Berge der Umgebung. Südländisches Temperament prägt die Fußgängerzone, unzählige Cafés und Tavernen laden ein, abends ertönt klassisch griechische Bouzouki-Musik, regionale Spezialitäten aus Schaf- und Ziegenkäse, Fleisch in allen Variationen sowie herrliches Gemüse erfreuen den Gaumen - und wer sich vor lauter "Kleinigkeiten" im Magen schon kaum mehr rühren kann, wird mit Tsipouru, dem örtlichen Tresterbrand, gelabt. Bis 1989 war es noch verboten, ihn abzufüllen, mittlerweile exportieren ihn bekannte Hersteller wie die Kellerei Tsililis mit ihrem Wein in alle Welt.

"Schwebende" Klöster
Asketischer geht es in den nahe gelegenen und doch fast außerirdisch wirkenden Meteoraklöstern zu. Einzeln auf hohen, pittoresk geformten Sandsteinfelsen gebaut, scheinen sie manchmal in luftiger Höhe fast zu schweben. Insgesamt besteht die Anlage aus 24 Klöstern und Eremitagen, von denen heute nur noch sechs bewohnt sind. Auch Megalo Meteoro, das 1344 gegründete und größte von ihnen, war bis vor etwa 100 Jahren nur über an Seilen gezogene Körbe zu erreichen, dann wurden Stufen in den Stein geschlagen, und mittlerweile finden vor allem in der Hauptreisezeit (wenn möglich, bitte vermeiden!) Tausende Reisebusse auf dem Straßenweg zu ihm.

Viel schöner aber ist es, von einem nahen Dorf aus in etwa zwei Stunden gemächlich hinauf zu wandern - im Frühling etwa unter blühenden Mandelbäumen. So lässt sich das über viele Jahrhunderte fast unveränderte Leben der asketischen Mönche ein wenig besser nachvollziehen. Ablenkend wirkt dabei nur der Anblick der vielen Kletterer, die an den fast senkrechten Wänden der Felsformationen hier zuhauf zu bewundern sind.

Einsam und wild
Heute noch einsamer und "wilder" als um Meteora geht es etwas weiter westlich zu: In abenteuerlichen Windungen schraubt sich die Straße über das Pindos-Gebirge nach Zagoria. Der aus dem Slawischen stammende Name bedeutet "hinter den Bergen" und passt genau zu den mehr als 45 Dörfern zwischen Monodendri, Vikos und Papigo. Die entlegensten von ihnen, wie Mikro Papigo, wurden in ihrer fast tausendjährigen Geschichte nie eingenommen, weder von Türken noch von den Nazis im Zweiten Weltkrieg. Das Leben der Bauern und Ziegenhirten dort blieb jahrhundertelang weitgehend unverändert, karg und archaisch, bis in den 1960er-Jahren immer mehr Bewohner dem verlockenden Ruf ins "goldene" Westeuropa folgten. Viele der uralten Steinhäuser verfielen langsam - und ohne Tourismus wäre die Entvölkerung wohl kaum zu stoppen gewesen.

So aber sind immer mehr ehemalige Gastarbeiter zurückgekehrt, setzen ihre Sprachkenntnisse als Bergführer, Pensions- und Tavernenwirte ein. Dazu kommen in den letzten Jahren immer mehr junge, besser ausgebildete Leute, die wegen der Wirtschaftskrise in Athen und anderen Städten kaum noch Arbeit finden. Im Voidomatis-Fluss, den Griechen zufolge der sauberste Europas, bieten sie aufregende, aber ungefährliche Raftingtouren an. Sie brachten frischen Wind, neue, ehrgeizige Ideen.

Griechenland-Urlaub fernab aller Klischees
"Hinter den Bergen" gibt es neuerdings in uralten Gemäuern (ganz neu darf dort zum Glück nicht gebaut werden) kleine, feine Trendhotels; wer mehr will als einfach nur wandern, sich erholen und die - übrigens ganz wunderbare - Hausmannskost der Tavernen genießen, kann nach einer anstrengenden Tour durch die Vikos-Schlucht - im "Guinness-Buch der Rekorde" als (im Verhältnis zu ihrer Breite) tiefste Schlucht der Erde verzeichnet - im eleganten Öko-Luxushotel im Whirlpool liegen, durchs Panoramafenster ins Tal hineinschauen, sich massieren und verwöhnen lassen und abends, falls die Bergluft zu kühl ist, am Kaminfeuer traditionelle griechische Speisen, verfeinert mit trendigen Zutaten wie Chia-Samen, Sprossen und Goji-Beeren, genießen. Das ist Griechenland-Urlaub fernab aller Retsina-Souvlaki-Inselklischees, aber ganz sicher um nichts weniger schön!

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