Lob in Baltimore

“Mutter des Jahres” prügelt Randalierer nach Hause

Ausland
29.04.2015 14:25
Auch wenn ihre Methode grob war, wird Toya Graham in Baltimore als "Mutter des Jahres" gefeiert: Sie erkannte ihren 16-jährigen Sohn als einen der Randalierer, die auf Polizisten losgingen, und prügelte ihn regelrecht nach Hause. In dem Moment habe sie nicht einmal nachgedacht, so Graham nun, sondern vor allem Todesangst um ihren einzigen Sohn gehabt.

Sie erkannte ihren Sohn Michael am Montag, als dieser vermummt Steine auf Polizisten warf, erklärt Toya Graham gegenüber CBS. "Da ist es einfach mit mir durchgegangen", so die alleinerziehende sechsfache Mutter. Michael habe sie angesehen, da habe sie die ganzen Kameras vergessen.

Was dann passierte, wurde inzwischen millionenfach im Internet angesehen und hat der resoluten Mutter nicht nur im Netz den Titel "Mutter des Jahres" eingebracht: Sie verpasste dem verblüfften 16-Jährigen einige Schläge und verfolgte ihn, unter teils wüstem Schimpfen, bis nach Hause.

Todesangst um einzigen Sohn
Sie sei schockiert und wütend gewesen, dass ihr Sohn zu den Randalierern gehörte, so Graham, doch vor allem habe sie Todesangst gehabt: "Das ist mein einziger Sohn. Am Ende des Tages will ich nicht, dass er ein Freddie Gray ist." Gray war am 19. April - eine Woche nach seiner Festnahme - an schweren Rückenmarksverletzungen, verursacht von der Polizei, gestorben. Nachdem seit Monaten diverse Todesfälle von Schwarzen durch die Polizei die USA in Atem halten, entluden sich am Montag Wut und Frustration in Baltimore.

Verständnis für die gewaltsamen Proteste hat die sechsfache Mutter nicht: Polizisten anzugreifen, "das ist keine Gerechtigkeit", sagt Graham. Sie versuche nun, ihren Sohn drinnen zu behalten, auch wenn sie das nicht ewig machen könne, immerhin sei Michael schon 16. Der habe aber zumindest schon bei ihrem Anblick gewusst, dass seine strenge Mutter nicht gutheißen würde, was er tat. Als er sie gesehen habe, habe er weglaufen wollen, erklärt Graham. "Er wusste, dass er in Schwierigkeiten steckt."

Polizeichef wünscht sich mehr starke Eltern
Starke Mütter können einen Einfluss auf die Randalierer haben, glaubt Graham. Derselben Ansicht ist zum Beispiel Baltimores Polizeichef Anthony Batts, der die Mutter bei einer Pressekonferenz am Montag lobte: "Ich wünschte, es gäbe mehr Eltern, die sich heute Abend um ihre Kinder gekümmert hätten."

Doch viele Eltern hätten keine Möglichkeit, ihre Kinder von der Straße zu holen, so Graham - weil sie arbeiten müssen und der Nachwuchs nun einmal seine eigenen Entscheidungen treffe. Sie hat sich diesmal jedenfalls durchgesetzt. "Ist er der perfekte Bub? Nein, ist er nicht. Aber er ist meiner. Ich bin nur dankbar, dass ich es geschafft habe, ihn nach Hause zu bringen."

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