Rom appelliert:

Italiener sollen Flüchtlinge bei sich aufnehmen

Ausland
24.04.2015 16:55
Angesichts des anhaltenden Flüchtlingsstroms aus Nordafrika hat das Innenministerium in Rom Italiener aufgerufen, Migranten in ihren Privatwohnungen aufzunehmen. 35 Euro pro Tag für jeden aufgenommen Migranten zahlt der italienische Staat. Das ist der Betrag, der auch Eigentümern von Hotels und Pensionen für die Unterkunft von Migranten garantiert wird. "Private können eine Antwort auf die Bedürfnisse der Flüchtlinge geben. Wir können zahlen, und die Familien können mit zusätzlichen Einnahmen rechnen", sagte die Präfektin von Udine, Provvidenza Delfino Raimondo.

In Städten wie Mailand, Turin und Genua hat die Caritas bereits ein Netz von Familien aufgebaut, die Migranten aufnehmen. Vize-Innenminister Domenico Manzione hatte kürzlich betont, dass die Aufnahme von Migranten bei Familien die Integration fördere. Hinzu könnten die von der Krise betroffenen Italiener mit zusätzlichen Einnahmen von bis zu 900 Euro monatlich rechnen.

"Wer leer stehende Wohnungen hat, soll sich melden"
Bischof Beniamino Pizziol hat einigen afrikanischen Flüchtlingen die Tore seines Bischofspalasts im norditalienischen Vicenza geöffnet. Der Präsident der Region Toskana, Enrico Rossi, appellierte, Plätze für Flüchtlinge in Wohnungen und Hotels zur Verfügung zu stellen. "Wer leer stehende Wohnungen hat, soll sich melden", sagte Rossi. Wohnungen seien Flüchtlingseinrichtungen in Kasernen oder Schulen vorzuziehen. "Wir wollen keine Ghettos aufbauen", betonte er.

Lega Nord sorgt sich über Terroristen in der Nachbarschaft
Empört auf den Aufruf, Flüchtlinge in Privatwohnungen aufzunehmen, reagierte die rechtspopulistische Oppositionspartei Lega Nord: "Die Flüchtlingsaufnahme darf kein Geschäft werden. Wer garantiert, dass in die Wohnung über uns keine Terroristen ziehen?", fragte der zur Lega gehörende Bürgermeister von Padua, Massimo Bitonci.

Die Regierung in Rom rechnet damit, dass bis Ende dieses Jahres 200.000 Flüchtlinge Italien erreichen werden, im Vorjahr waren es 170.000. Seit Jahresbeginn haben 23.918 Migranten Italien erreicht, das sind 3.000 mehr als im Vorjahr. Knapp 2.000 Menschen starben bereits beim Versuch, über das Mittelmeer in die EU zu gelangen.

EU-Staaten mit konkreten Hilfsangeboten
Als unmittelbare Antwort auf die jüngsten Flüchtlingsdramen stimmten die EU-Staaten am Donnerstag einer Erhöhung der finanziellen Mittel für die Grenzschutzmission "Triton" zu. Bereits am Freitag kündigten einzelne Staaten konkrete Maßnahmen an, die sie im Zuge der Ausweitung der Mission zu tätigen gedenken. So erklärte Berlin, man werde sofort eine Fregatte und ein Versorgungsschiff in die Region entsenden, um Menschen aus akuter Seenot zu retten.

Großbritannien kündigte an, Material und Experten schicken zu wollen. London will sich mit der HMS Bulwark, einem der größten britischen Kriegsschiffe beteiligen, sowie mit zwei Patrouillenbooten und drei Hubschraubern. Allerdings nur, wenn diese Flüchtlinge nicht nach London brächten, sondern in das nächstgelegene EU-Land, wie Premier David Cameron betonte. Belgien gab an, ein Schiff zu schicken. Frankreich will ein Patrouillenboot sowie ein Hochsee-Schleppschiff entsenden und die Beteiligung französischer Experten bei "Triton" verdoppeln. Auch Bundeskanzler Werner Faymann erklärte, mehr Experten zur Verfügung stellen zu wollen.

Slowenien und Kroatien mit Patrouillenschiffen dabei
Unterstützung kommt ebenfalls von den osteuropäischen Staaten. Slowenien wird wieder sein Marine-Patrouillenschiff "Triglav" in den Einsatz schicken, das sich bereits Ende Dezember 2013 einen Monat lang als einziges nicht italienisches Schiff an der humanitären Mission "Mare Nostrum" (Unser Meer) vor der Küste Siziliens beteiligt hatte. Die slowenische Fregatte sollte nach beendeten Wartungsarbeiten ab September zur Verfügung stehen.

Kroatien hat ein Schiff seiner Küstenwache für die Rettung der Flüchtlinge angeboten. Das Boot mit einer 40-köpfigen Schiffsbesatzung könnte den Einsatz aufnehmen, sobald die Regierung dem zustimme, hieß es aus Zagreb. Polen will nach Angaben von Ministerpräsidentin Ewa Kopacz 10 bis 15 "Grenzschutzoffiziere" ans Mittelmeer schicken, Tschechien rund 60 nicht näher definierte Experten.

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