Frische Kost

“AC Chronicles: China”: Süß-sauer Geschnetzeltes

Spiele
24.04.2015 09:09
Ob als Meuchelmörder im gelobten Land, Italien zur Zeit der Renaissance, Nordamerika, der Karibik oder zuletzt Paris zur Zeit der französischen Revolution: Mit Ausnahme der wechselnden Epochen und Schauplätze hatte Ubisofts "Assassin's Creed"-Serie in Sachen Gameplay zuletzt nur noch wenig Neues zu bieten. Mit den als Dreiteiler geplanten "Assassin's Creed Chronicles" wagt der Publisher nun in vielerlei Hinsicht einen Neuanfang. Der seit Mittwoch erhältliche erste Teil der Trilogie, "Assassin's Creed Chronicles: China", spielt sich erfrischend anders und bietet zugleich doch vieles von dem, was Fans seit Jahren an der Serie schätzen und lieben.

Die erste und zugleich wichtigste Änderung betrifft die räumliche Darstellung: Statt riesiger offener Spielwelten in 3D setzen die Entwickler auf relativ überschaubare Levels in "2,5D". Das halbe D hat sich der Titel durchaus verdient: Während viele 2D-Plattformer lediglich durch Animationen im Vorder- und Hintergrund räumliche Tiefe zu suggerieren versuchen, ansonsten aber "flach" bleiben, spielt der Ubisoft-Titel mit verschiedenen Ebenen und lässt die Protagonistin gekonnt zwischen diesen wechseln oder auch schon mal um die Ecke klettern, um räumliche Tiefe vorzugaukeln, wo eigentlich kaum eine ist.

Abheben von den bisherigen "Assassin's Creed"-Teilen kann sich der für Xbox One, PS4 und PC erhältliche Download-Titel aber auch durch seine Optik. "Chronicles: China" ist nicht bloß ein weiterer Ableger der Meuchelmörder-Saga im Reich der Mitte, sondern orientiert sich vielmehr in seiner gesamten, an chinesische Aquarelle und Kalligraphie angelehnten Aufmachung an der Kunst des Landes und schafft so einen für die Serie bislang nicht gekannten, unverkennbaren Grafik-Stil, der Gamer in gleichermaßen beliebte wie optisch imposante Schauplätze - von den Maijishan Grotten über den Hafen von Macau und die Verbotenen Stadt bis zur Chinesischen Mauer - eintauchen lässt.

Auf ausufernde Dialoge und eine epische Erzählung muss indes verzichtet werden: Die Geschichte von Shao Jun, der letzten überlebenden Assassinin der China-Bruderschaft, die auf Rache am Kaiser und seinen Gefolgsleuten sinnt, beschränkt sich auf einige wenige Zeilen Dialog sowie mit schnellen Pinselstrichen vorgetragene Zwischensequenzen.

Dem Spaß einen Abbruch tut dies allerdings kaum, was in erster Linie der zunehmenden Komplexität des Spiels zu verdanken ist. Nach und nach werden diesem neue Waffen und Ausrüstungsgegenstände, Bewegungsabläufe sowie Gegnertypen hinzugefügt, sodass es gleichermaßen fordernd wie spannend bleibt. Kann sich Shao Jun anfangs etwa noch problemlos in dunklen Nischen verstecken, setzen alsbald mit Laternen ausgerüstete Wachen diesem Treiben ein Ende.

Erschwert wird das Vorankommen aber auch durch knarrende Bodendielen, Kanarienvögel, Hunde und Windspiele, wachsame Armbrustschützen oder schwerere Gegner mit Lanzen und Schildern, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Shao Jun weiß sich glücklicherweise jedoch zu helfen: Wie im "großen Original" schleicht und kraxelt sie umher, versteckt sich in Büschen, hinter Vorhängen oder in Strohkarren und kundschaftet Feinde mittels Adlersicht aus.

Ablenken lassen sich diese mittels Pfiffen, Knallkörpern oder heulenden Pfeilen, und wenn sich die Konfrontation einmal doch nicht vermeiden lässt, kann die Assassinin von ihrem Schwert, einer versteckten Schuhklinge oder etwa schnellen Ausweichmanövern Gebrauch machen. Und nicht vergessen: Die Leiche sollte im Anschluss besser versteckt werden. Sein Glück herausfordern sollte man aber nicht allzu oft: Der Schwerpunkt liegt eindeutig auf dem Vorgehen im Verborgenen, größere Gegnergruppen bedeuten zumeist das vorzeitige Aus. Dank fair und häufig gesetzter Speicherpunkte stellt dies jedoch kein Problem dar.

Großer Vorteil des 2,5D-Formats gegenüber den 3D-Versionen: Selten steht man vor der Schwierigkeit, den Weg ausfindig zu machen, oder bleibt beim Kraxeln auf halber Strecke hängen, weil der Charakter - wie bei Ezio und Co. des Öfteren der Fall - partout keinen Fuß dorthin setzt, wo man möchte. Die Kehrseite: "Chronicles: China" spielt sich, wie für einen Plattformer typisch, wesentlich schneller als bisherige "Asassin's Creed"-Titel und bietet dem Spieler nicht ganz so viele Freiheiten bei der Lösungsfindung.

Fazit: Zugegeben: So gerne wir die bisherigen "Assassin's Creed"-Teile auch hatten und noch immer haben - am Gameplay haben wir uns inzwischen schon ein wenig "satt gespielt". Die "Chronicles" kommen daher gerade recht: Spielmechanik und Präsentation sind erfrischend anders, der Einstieg unkompliziert, das Spiel insgesamt dennoch fordernd und - für Fans wohl am wichtigsten - trotz seiner Andersartigkeit ein typischer und würdiger Vertreter der "Assassin's Creed"-Serie. Und das alles für gerade einmal zehn Euro. Wir freuen uns deshalb schon umso mehr auf die noch kommenden Abenteuer in Indien und Russland.

Plattform: Xbox One (getestet), PS4, PC
Publisher: Ubisoft
krone.at-Wertung: 9/10

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