Verwechslungsskandal

Interpol lässt 14-Jährige in Mexiko entführen

Ausland
23.04.2015 11:11
Ein Skandal rund um die internationale Polizeibehörde Interpol und die Justiz sorgt derzeit in Mexiko und den USA für Aufregung: Weil eine Frau aus den USA dachte, sie erkenne ihre vermisste Tochter wieder, ließ sie eine 14-Jährige am helllichten Tag von Polizisten aus ihrer Schule in Mexiko entführen. Dass sich das Mädchen mit Händen und Füßen, verzweifelt schreiend wehrte und vor einer Richterin einen DNA-Test verlangte, wurde ignoriert - das Mädchen musste erst mit in die USA, bevor es zur Aufklärung kam.

Das Drama begann, weil Dorotea Garcia aus Houston, Texas, glaubte, bei der 14-jährigen Alondra Luna Nunez handle es sich um ihre Tochter, die 2007 von ihrem Vater Reynaldo Diaz gekidnappt und nach Mexiko gebracht worden war.

Wie genau es zu der Verwechslung kam, haben die Behörden noch nicht gänzlich geklärt. Vermutlich wurden dem Mädchen mehrere Zufälle zum Verhängnis: Gegenüber der mexikanischen Zeitung "Excelsior" erklärte Alondras Vater, er habe Diaz in Texas bei der Arbeit kennengelernt. Das Ehepaar habe Probleme gehabt und der Vater sei mit seiner Tochter, die ebenfalls Alondra heiße, nach Mexiko gekommen.

Fest steht, dass sich Dorotea Garcia an Interpol wandte und eine Rückführung ihrer Tochter verlangte. Damit wurde die mexikanische Bundespolizei beauftragt - sie ließ die panische 14-Jährige am vergangenen Donnerstag von Beamten aus ihrer Schule in Guanajuato in einen Wagen schleifen. Wie verzweifelt sich das Mädchen wehrte, macht ein Video deutlich, das ihre Familie ins Internet stellte (oben ansehen) - es schockiert nicht nur die mexikanische Öffentlichkeit.

Richterin ließ nicht einmal DNA-Test zu
Das Mädchen wurde anschließend einer mexikanischen Richterin vorgeführt. Alondras Beteuerungen, sie kenne Dorotea Garcia nicht und sei nicht deren gesuchte Tochter, schenkte aber auch sie keinen Glauben. Stattdessen setzte sich Garcia durch, die ebenfalls anwesend war und später sagte, sie habe in Alondra ihre Tochter erkannt.

Dass die 14-Jährige um einen DNA-Test bat, um die Sache schnell aufzuklären, ignorierte die Richterin. Solche Untersuchungen "machen wir nicht", rechtfertigte sie sich später. Alondras Tante erklärt zudem, sie habe noch versucht, den Behörden die Geburtsurkunde der 14-Jährigen zu zeigen, doch die Polizei habe sie einfach ignoriert. Auch Alondras Vater, der seine Tochter bis dorthin begleitet hatte, war machtlos.

14-Jährige allein bei Fremden in den USA
So wurde die 14-Jährige weiter verschleppt - in die USA, obwohl sie kein Englisch spricht und ihr die Menschen völlig fremd waren. Dass überhaupt ein DNA-Test durchgeführt wurde, ist offenbar vor allem dem Video der Verschleppung zu verdanken. Dadurch waren mexikanische Medien auf den Fall aufmerksam geworden und das US-Außenministerium schaltete sich ein. So kam es schließlich doch noch zum Gen-Vergleich, der ergab, dass es sich bei Alondra nicht um die verschollene Tochter Garcias handelt. Die 14-Jährige konnte daraufhin am Mittwoch endlich zu ihrer Familie zurückkehren.

Das Ministerium hat nun angekündigt, Konsequenzen zu prüfen. Alondras Familie fordert eine Entschädigung für das Mädchen. Und Dorotea Garcia sucht auch acht Jahre nach dem Kidnapping weiter nach ihrer Alondra.

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