Im Vergleich zu uns

Deutsche müssten 70.000 Asylwerber mehr aufnehmen

Österreich
22.04.2015 16:10
Militärische Konflikte im Nahen Osten und wirtschaftliche Not in Afrika treiben Hunderttausende Menschen in die Flucht. Ihr Ziel ist vor allem Europa, wo die verzweifelten Flüchtlinge auf Asyl hoffen. Einer Berechnung des UNO-Flüchtlingshochkommissariats UNHCR zufolge stellten 2014 rund 630.000 Migranten Asylanträge in europäischen Ländern. Auf Österreich mit etwa 8,5 Millionen Einwohnern entfielen davon rund 23.000 Anträge (2,7 Anträge pro 1.000 Einwohner). Im Vergleich dazu wurden in Deutschland mit etwa 80 Millionen Einwohnern rund 156.000 Anträge gestellt.

Im Verhältnis zur Einwohnerzahl Österreichs sollte diese Zahl jedoch um etwa 70.000 höher sein. Die Deutschen sind damit bezüglich der Anträge zwar Spitzenreiter innerhalb der EU, auf 1.000 Einwohner kommen bei unseren Nachbarn aber "nur" 1,95 Asylanträge.

Deutscher Innenminister für "gerechtere Verteilung"
Dieses Verhältnis erscheint nicht besonders ausgewogen. Dennoch hat sich der deutsche Innenminister Thomas de Maiziere für eine "gerechtere Verteilung" von Asylbewerbern innerhalb Europas sowie für EU-weit einheitliche Asylregelungen ausgesprochen. "Dass zehn Länder in der EU überhaupt keine Asylwerber aufnehmen, ist vollkommen inakzeptabel", sagte der Minister. Auch müssten sich die 28 EU-Länder endlich auf einheitliche Standards verständigen, etwa bei der Rückführung abgelehnter Asylwerber. Es könne nicht sein, dass einige EU-Länder nur zehn Prozent der über Drittstaaten eingereisten Flüchtlinge auswiesen, andere EU-Staaten aber 90 Prozent.

Relativ wenig Asylanträge in größten Ländern Europas
So wie in Deutschland kommen auch auf weitere große europäische Länder im Vergleich zu Österreich relativ wenige Asylwerber. In Frankreich (rund 66 Millionen Einwohner) wurden etwa 53.000 Anträge gestellt, in Italien (rund 60 Millionen Einwohner) etwa 51.000 und in Großbritannien (rund 64 Millionen Einwohner) waren es etwa 26.000 Anträge. Für Frankreich bedeutet dies 0,8 Anträge pro 1.000 Einwohner, für Italien 0,85 und für Großbritannien gar nur 0,4. Im Nicht-EU-Land Schweiz, das mit rund 8,1 Millionen ungefähr so viele Einwohner hat wie Österreich, stellten etwa 21.000 Flüchtlinge Asylanträge. Das sind pro 1.000 Bewohner immerhin 2,6 Anträge.

Faymann drängt bei EU-Krisengipfel auf Flüchtlingsquote
Bundeskanzler Werner Faymann will jetzt jedenfalls beim EU-Krisengipfel am Donnerstag in Brüssel massiv auf eine gerechte Aufteilung der Flüchtlingslast unter den Mitgliedsstaaten drängen. "Eine langfristige Lösung kann es nur geben, wenn jedes Land bereit ist, eine gewisse Anzahl an Flüchtlingen aufzunehmen. Einige Länder haben da einen großen Nachholbedarf", so der Kanzler zur "Krone".

Ein gerechter Verteilungsschlüssel ist auch eine wichtige Voraussetzung für die von Innenministerin Johanna Mikl-Leitner vorgeschlagenen Auffanglager des Flüchtlingshilfswerks UNHCR in Nordafrika , die mittelfristig einen legalen Weg für die Einreise in die EU ermöglichen sollen. Nach einer Erstprüfung durch das UNHCR sollen jene Menschen, die eine reale Chance auf einen Asylstatus haben, gerecht auf die EU-Staaten aufgeteilt werden. Das UNHCR will diesen Vorschlag durchaus prüfen und schlägt vorerst ein Pilotprojekt vor. Mikl-Leitner: "Natürlich braucht das Vorbereitungszeit. Deswegen ist auch jetzt der richtige Zeitpunkt, damit zu beginnen."

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