Todesstrafen-Skandal

FBI lieferte 20 Jahre lang falsche Haaranalysen

Ausland
20.04.2015 09:53
Die US-Bundespolizei FBI hat eingestanden, dass mehr als 20 Jahre lang Irrtümer bei der Erstellung von so gut wie jedem wissenschaftlichen Gutachten passiert sind, die unter anderem zur Verhängung der Todesstrafe führten. Mitarbeiter hätten bei der Analyse von Haaren unter dem Mikroskop und bei der Erstellung von Laborberichten Fehler gemacht, erklärte das FBI am Sonntag. Ganze 95 Prozent der bisher untersuchten Verfahren seien dadurch fälschlicherweise beeinflusst worden.

Das FBI reagierte damit auf einen Bericht der Generalinspektion des Justizministeriums vom Juli, demzufolge mindestens 32 Todesurteile auf fehlerhaften wissenschaftlichen Gutachten oder zweifelhaften Zeugenaussagen basiert haben könnten. 14 der Verurteilten seien bereits hingerichtet worden oder im Gefängnis verstorben, berichtete die "Washington Post".

Die Fehler passierten demnach über zwei Jahrzehnte lang bis zum Jahr 2000. 26 von 28 Gutachtern hätten vor Gericht fälschlicherweise Angaben gemacht, die der Anklage geholfen hätten, heißt es. In 95 Prozent der 268 bisher untersuchten Gerichtsverfahren hätten FBI-Experten irrigerweise erklärt, dass ein Haar von einem Tatort zweifelsfrei vom Angeklagten stamme. Doch die Methode sei fehleranfällig gewesen, die Experten schlecht ausgebildet und die Dokumentation ihrer Arbeit mangelhaft, musste das FBI nun zugeben. Hunderte Unschuldige könnten so verurteilt worden sein, unter anderem wegen Mord, Vergewaltigung und Überfällen.

Bundespolizei versichert: Fehler werden künftig vermieden
Das FBI versicherte nun, diese Fehler würden künftig vermieden. Zusätzlich zur Analyse von Haaren unter dem Mikroskop werde seit dem Jahr 2000 eine DNA-Analyse vorgenommen. Das Justizministerium und das FBI würden sich verpflichten, künftig größtmögliche Genauigkeit bei Haar- und anderen Analysen zu gewährleisten. Dafür würden "bedeutende Mittel" aufgewendet werden. Die betroffenen Todeskandidaten würden über die erfolgten Fehler informiert und es werde dafür gesorgt, dass ihnen Gerechtigkeit widerfahre, hieß es in der FBI-Mitteilung.

Vier Angeklagte bereits aus Haft entlassen
Das Geständnis hat großes Entsetzen in den USA ausgelöst. Die "Washington Post" sprach von einem der "größten forensischen Skandale" in den USA. Die Zeitung wies allerdings auch darauf hin, dass bei den betroffenen Verfahren neben den fehlerhaften forensischen Analysen möglicherweise auch andere Beweise zur Verurteilung beigetragen hätten. Angeklagte und Staatsanwaltschaft in zahlreichen Bundesstaaten seien aufgerufen worden, mögliche Berufungsverfahren zu prüfen. Vier Angeklagte seien bereits zuvor aus der Haft entlassen worden.

Verdacht bestand seit Jahren
Der Verdacht fehlerhafter kriminaltechnischer Analysen geht bereits seit Jahren um. Im Jahr 2012 hatte die "Washington Post" bereits mit einem entsprechenden Bericht für Wirbel gesorgt. Aber erst nach Untersuchungen unter anderem der National Association of Criminal Defense Lawyers hätten das Justizministerium und das FBI jetzt Fehler eingeräumt, berichtete die Zeitung am Sonntag. Die Generalinspektion hatte bereits 1997 in einem Bericht auf schwere Fehler bei Analysen aus einem FBI-Labor hingewiesen. In dem neuen Bericht kritisierte die Generalinspektion nun, dass das FBI daraus nicht die nötigen Lehren gezogen habe.

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