Neue Erkenntnis

US-Studie: Die Sonne wirkt auch noch im Dunkeln

Wissenschaft
20.04.2015 06:05
Endlich Frühling, endlich Sonne, nichts wie raus. Und dann das! Wissenschaftler der Yale-Universität in New Haven im US-Bundesstaat Connecticut haben festgestellt, dass unsere Haut selbst dann noch Schaden nimmt, wenn wir uns längst nicht mehr in der Sonne aufhalten.

Dass unsere geliebte Sonne Hautkrebs auslösen kann, ist hinlänglich bekannt. Verantwortlich dafür ist das UV-Licht, das das Erbgut von Hautzellen zu schädigen vermag. Dachte man bislang, dass krebserregende Prozesse im Körper nur während der Sonnenbestrahlung stattfinden, fanden nun Experten der Yale-Universität in den USA heraus, dass dies noch Stunden später, wenn wir uns längst nicht mehr in der Sonne aufhalten, der Fall ist.

Das heißt: Die Sonne wirkt auch noch im Dunkeln. Für die Wissenschaft kommt diese in der Fachzeitschrift "Science" veröffentlichte Erkenntnis überraschend und sorgt weltweit für Aufsehen: Demnach finden mehr als die Hälfte der Erbschäden nicht direkt auf der Skipiste oder am Strand statt, sondern erst am Abend danach.

Melanin schützt nicht nur, sondern schädigt auch
Laut Forschern spielen Melanozyten, die Pigmentzellen der Haut, hier eine Hauptrolle. In ihrer Arbeit setzten sie Melanozyten von Mäusen und Menschen der Strahlung einer UVA-Lampe aus. Dabei fiel ihnen auf, dass in den Zellen, selbst als die Lampe längst ausgeschaltet war, noch neue DNA-Schäden auftraten. Das Paradoxe dabei: Diese Zellen produzieren das Melanin, das braune Pigment, das uns eigentlich vor der Sonne schützen soll. Melanin habe demnach nicht nur schützende Effekte, sondern führe auch zu krebserregenden Mutationen, so das Forscherteam.

Hubert Pehamberger, Leiter der Hautklinik der MedUni Wien (AKH Wien), dazu: "Völlig neu ist hier, dass es einen verzögerten Schädigungsprozess gibt." Bei Zellen ohne Melanin traten Mutationen im Erbgut dagegen nur während der UV-Bestrahlung auf.

Bei Besuchen in Solarien ist besondere Vorsicht geboten: Bräunungsstudios werben oft damit, dass ihre Sonnenliegen angeblich nur harmloses UVA-Licht abgeben. Denn nur die gefährlichen kurzwelligen UVB-Strahlen würden zu Sonnenbränden führen und seien krebsauslösend. Doch es zeigte sich, dass die langwellige schwächere UVA-Strahlung, die allgemein für die Hautalterung verantwortlich gemacht wird, auch schwere Zellveränderungen verursacht und zu Krebs führen kann.

Aufgrund der Erkenntnisse muss umgedacht werden
Um krankhaften Zellmutationen, Hautschäden wie braunen Flecken, Austrocknung, frühzeitiger Faltenbildung oder Sonnenallergie entgegenzuwirken, ist es wichtig, sich richtig zu schützen. Umgedacht werden muss aufgrund der neuen Erkenntnisse aber auch bei After-Sun-Produkten. Die Entwicklung spezieller Cremes, die diese zeitverzögerten Dunkelschäden verhindern können, wäre naheliegend. Abends, nach dem Bräunen, aufgetragen, könnten sie dann in die Erbsubstanz eindringen und so einer DNA-Veränderung entgegenwirken.

"Noch gibt es kein After-Sun-Produkt, das in den kompletten Prozess eingreifen kann", so Pehamberger: "Klassische Sonnenmittel mit hohem Faktor oder Schattenschutz sind derzeit wirklich die beste Vorsorge." Und er wird nicht müde, vor den noch immer gängigen Irrtümern zu warnen: Die Sonne wirkt auch im Schatten (Sonnenschutz!), und auch gebräunte Haut kann bei intensiver Bestrahlung Schaden nehmen.

Wollen uns die Ärzte nun gleich die Sonne wieder vermiesen nach dem langen dunklen Winter? Nein, denn sie wissen natürlich, dass sie in Maßen genossen Laune und Immunkraft stärkt. Aber bitte besser nur zu den Tagesrandzeiten und mit genügend Sonnenschutz!

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