"Spiegel"-Bericht

Dokumente enthüllen geheime Strategie des IS

Ausland
18.04.2015 13:21
Die Terrormiliz Islamischer Staat hat ihren Feldzug in Syrien von langer Hand geplant. Das belegen interne Dokumente der innersten IS-Führung, die dem deutschen Nachrichtenmagazin "Spiegel" vorliegen. Die Papiere offenbaren, wie die Terrororganisation aufgebaut und wie ihr der Siegeszug im Bürgerkriegsland gelungen ist. So hätten etwa als Prediger getarnte Dschihadisten IS-Gegner ausspioniert, heißt es in dem Bericht.

Die zumeist handschriftlichen Dokumente stammen von einem ehemaligen irakischen Geheimdienstoberst der Luftabwehr. Er habe sich 2004 der Vorgängerorganisation des IS im Irak angeschlossen und sei 2010 maßgeblich daran beteiligt gewesen, Abu Bakr al-Baghdadi an die Spitze der Terrormiliz zu bringen.

Der Oberst, der unter dem Tarnnamen Haji Bakr bekannt geworden sei, sei demnach Ende 2012 nach Syrien gegangen und verantwortlich für die Machtübernahme des IS dort gewesen. Bakr sei dann im Jänner 2014 bei Gefechten getötet worden.

Methoden eines hochkomplexen Geheimdienststaates
In den Plänen, die der "Spiegel" nach eigenen Angaben nach Recherchen in Syrien auswerten konnte, offenbare sich nichts von dem religiösen Fanatismus, mit dem der IS sich nach außen präsentiere. Die Dokumente enthüllten vielmehr die Methoden eines hochkomplexen Geheimdienststaates, der sich auf flächendeckende Ausspionierung, Überwachung und Morde gründe.

Unter dem Deckmantel islamischer Missionierungsbüros seien laut den Plänen in den Städten und Dörfern Nordsyriens als Prediger getarnte Spione ausgebildet worden. Sie sollten Machtverhältnisse und Schwachstellen der jeweiligen Orte in Erfahrung bringen.

Einheiten für Ermordungen und Entführungen
In einem nächsten Schritt sollten charismatische Führungsfiguren und Rebellenführer von speziell etablierten Einheiten für Ermordungen und Entführungen beseitigt werden, um potenziellen Widerstand frühzeitig zu ersticken. Erst dann sollten militärische Angriffe erfolgen, unterstützt von "Schläferzellen" mit Waffen und Kämpfern.

Dass diese Pläne exakt umgesetzt worden seien, hätten "monatelange Recherchen" in verschiedenen Provinzen Nordsyriens sowie ein zweiter Aktenfund aus dem Anfang 2014 verlassenen IS-Hauptquartier in Aleppo bestätigt, so der "Spiegel". Darin fänden sich auf Hunderten Seiten die Protokolle zur Durchführung der Ausspionierung, Überwachung und Unterwerfung eroberter Gebiete.

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