Zu Besuch beim IS

Deutscher Autor Todenhöfer hatte “Giftpillen” mit

Ausland
17.04.2015 11:59
Sein neuestes Buchprojekt hatte den deutschen Autor Jürgen Todenhöfer gemeinsam mit Sohn Frederic im Vorjahr nach Syrien und in den Irak geführt. Dort trafen sie nicht nur einzelne Vertreter der Dschihadisten-Miliz Islamischer Staat, sie hielten sich mitten in den Zentren des Kalifats auf, um sich ein Bild über das Leben unter dem IS zu verschaffen. Auszüge aus seinem Buch hat nun ein deutsches Nachrichtenmagazin veröffentlicht. Bereits diese lesen sich sehr dramatisch. Weil Todenhöfer trotz einer schriftlichen Garantie Angst um sein Leben hatte, hielt er für sich und seinen Sohn stets eine tödliche Medikamentenmischung bereit.

"Ich wollte dem IS nicht überlassen, wann wir sterben", zitiert das Nachrichtenmagazin "stern" den 71-jährigen deutschen Publizisten, der als erster europäischer Autor überhaupt Zutritt in den innersten Zirkel der Dschihadisten hatte, in seiner aktuellen Ausgabe. Es handelte sich um mehrere Medikamente, aus denen Todenhöfer eine tödliche Überdosis zubereiten konnte. Obwohl es immer wieder zu brenzligen Situationen kam bzw. IS-Kämpfer während der zahlreichen Diskussionen wütend wurden, habe es nie einen Moment gegeben, in dem der Autor oder sein Sohn die Tabletten in den Händen gehabt hätten.

IS-"Kalif" Bahgdadi garantierte für Sicherheit
Monatelang hatte sich der 71-Jährige auf seine Reise vorbereitet, über Skype mit diversen Vertretern des IS telefoniert und im Zuge der Vorbereitungen sogar eine schriftliche Garantie des IS-"Kalifen" Abu Bakr al-Baghdadi erhalten. In diesem wurde den Besuchern ihre Unversehrtheit garantiert.

Während der zehntägigen Reise wurden Vater und Sohn von einem deutschen Dschihadisten namens Abu Qatadah und einem stets vermummten Kämpfer begleitet. Während mit Ersterem viel diskutiert werden konnte (siehe auch das Video oben), bereitete den Reisenden der zweite "Bewacher" zunehmend Sorge. Todenhöfer vermutet gar, dass es sich bei ihm um niemand Geringeren als den aus etlichen Enthauptungsvideos bekannt gewordenen "Jihadi John" handelt. "Der IS hat das dementiert. Aber wir haben keine ernsthaften Zweifel mehr. Alles, was wir nach unserer Rückkehr über 'Jihadi John' recherchiert und herausgefunden haben, hat unsere Vermutung bestätigt", so Todenhöfer gegenüber dem "stern".

Mossul und Rakka machten "verdammt normalen Eindruck"
Viele Städte und Orte, die der 71-Jährige während seines Aufenthalts "Inside IS" (so lautet das demnächst erscheinende Buch, Anm.) zu Gesicht bekam, erschienen dem Autor als vollkommen normal. "Man kann sich nicht richtig vorstellen, dass hier eine Terrororganisation regiert. Wir waren halt auch nicht hier, als die Köpfe aufgespießt und die Menschen gekreuzigt wurden", schreibt Todenhöfer über den Besuch in Rakka. Und in dieser Tonart geht es auch weiter: "Mossul macht einen verdammt normalen Eindruck. Wie andere Großstädte im Nahen Osten. Nichts sieht nach IS-Steinzeit aus. Im Gegenteil."

"Wir müssen alles über sie wissen, die planen Völkermord"
Doch im Gespräch mit den Dschihadisten offenbarten sich dann doch die gnadenlosen Fanatiker, die "die Eroberung Europas und den Massenmord von Millionen Schiiten und liberalen Sunniten planen". Wie er mit solchen Leuten reden könne, wird Todenhöfer im "stern"-Interview gefragt. Die Terroristen planten "eine religiöse Säuberungsorgie, die alles, was die Menschheit je gesehen hat, in den Schatten stellt. Wir müssen alles von denen wissen. Die planen Völkermord."

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