"Skistiefel an?"

Beckenbauer verspottet Bayern-Profi Dante

Sport
16.04.2015 12:35
Bayern München hat den Kampf um den vierten Halbfinal-Einzug in Folge in der Champions League trotz einer 1:3-Niederlage im Hinspiel beim FC Porto noch lange nicht aufgegeben. "Es wird schwierig, aber nicht unmöglich", erklärte Kapitän Philipp Lahm. Die Verletztenliste der Bayern ist lang. Viel kürzer dürfte sie auch bis zum Rückspiel kommenden Dienstag in München nicht werden. Klubikone Franz Beckenbauer nahm sich nach dem Spiel Verteidiger Dante zur Brust, der beim 0:2 böse gepatzt hatte.

Die angespannte Personalsituation - neben ÖFB-Star David Alaba fehlten auch Franck Ribery, Arjen Robben, Bastian Schweinsteiger und Javi Martinez - durfte nur bedingt als Erklärung für die schlechte Leistung gelten. Dazu kamen individuelle Fehler von Xabi Alonso, Jerome Boateng und eben Dante, die allen drei Toren der Portugiesen vorangingen. "Wir haben es einfach verbockt", sagte Torhüter Manuel Neuer, der bereits in der zweiten Minute vom Platz hätte fliegen können, ja sogar müssen.

"Ich bin nicht bereit, die Mannschaft zu kritisieren", meinte Bayerns Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge angesichts der zahlreichen Ausfälle. "Das sind 13, 14 Spieler, die wir im Moment noch gesund haben, und die seit Wochen dreimal die Woche spielen. Wir tun gut daran, uns jetzt zu sammeln."

Beckenbauer: "Ja mei, der Dante"
Ehrenpräsident Franz Beckenbauer hingegen nahm sich kein Blatt vor den Mund und lederte als "Sky"-Experte am Mittwochabend so richtig los. "Sie haben das total verschlafen, die ersten 20 Minuten waren eine totale Katastrophe. Das war viel zu wenig Bewegung, schlimmer kann man es nicht machen", kritisierte der deutsche Weltmeistertrainer von 1990.

Am heftigsten bekam es Verteidiger Dante ab. Der Brasilianer hatte vor dem 0:2 einen einfachen Pass nicht stoppen können, der Ball sprang ihm vom Fuß. Da er letzter Mann war, rannte der Gegenspieler völlig frei auf das Bayern-Tor zu und konnte das zweite Tor für Porto erzielen. "Ja mei, der Dante", so Beckenbauer. "Der braucht nur den Ball zu stoppen. Als Brasilianer. Wenn das jetzt ein Isländer wäre, oder wenn er vom Nordpol kommt, dann würde ich sagen, gut, der hat seine Skistiefel noch an. Aber so: fürchterlich."

Nach dem Halbfinal-K.-o. im Vorjahr gegen Real Madrid (0:1 und 0:4) droht den Bayern erstmals seit 2011, als sie im Achtelfinale an Inter Mailand gescheitert waren, schon davor das Aus. Einen Zwei-Tore-Rückstand aus einem Auswärtsspiel haben sie im Europacup in vier Anläufen noch nie aufgeholt. "Es ist ein kompliziertes Ergebnis", sagte Trainer Pep Guardiola. "Im Rückspiel müssen wir es noch einmal probieren."

"Es wäre kein Fußball-Wunder, wenn wir 2:0 gewinnen"
Hoffnung gibt nur das Auswärtstor des davor lange verletzten Thiago Alcantara. "Wir sind ja immer noch der FC Bayern, zu Hause eine starke Mannschaft", betonte Weltmeister Thomas Müller. "Es wäre kein Fußball-Wunder, wenn wir zu Hause 2:0 gewinnen sollten." Ähnlich sah es Sportvorstand Matthias Sammer: "Wenn man eine große Mannschaft sein will, muss man in der Lage sein, das wegzustecken. Wir dürfen nicht die Nerven verlieren."

Zumal bei Porto im Rückspiel mit Danilo und Alex Sandro beide Außenverteidiger gesperrt fehlen. Auch Stürmerstar Jackson Martinez befindet sich trotz eines Tores und eines herausgeholten Elfmeters nach einer Wadenverletzung noch nicht in Topform. Die Bayern dürfen auf Ribery (Sprunggelenk) und Schweinsteiger (Virus) hoffen. Ob es die beiden rechtzeitig für das Rückspiel zurück schaffen, ist aber ungewiss.

Porto weiß um seine gute Ausgangsposition. Erstmals seit dem CL-Titelgewinn 2004 unter Jose Mourinho soll der Halbfinal-Einzug gelingen. "Wir haben uns eine Situation geschaffen, in der wir träumen können", sagte Trainer Julen Lopetegui, einst Guardiolas Teamkollege beim FC Barcelona. "Wir brauchen nächste Woche in Deutschland aber eine perfekte Leistung, um aufzusteigen."

Barca darf sich etwas entspannen
Barcelona dagegen darf sich nach einem 3:1 bei Paris St. Germain bereits mit einem Bein in der Runde der letzten vier wähnen. Matchwinner war Stürmerstar Luis Suarez, der wie schon im Achtelfinal-Hinspiel bei Manchester City (2:1) einen Doppelpack erzielte - und damit einmal mehr die 81 Millionen Euro rechtfertigte, die die Katalanen trotz seiner Beißattacke bei der WM im Sommer an Liverpool überwiesen haben.

Basierend auf historischen Ergebnissen beträgt die Aufstiegswahrscheinlichkeit für Barca nun 98,5 Prozent. "Es ist noch nicht zu Ende. Wir haben im Fußball schon alle möglichen Szenarien erlebt", warnte Trainer Luis Enrique. "Wir werden nicht den Fehler machen, den Aufstieg als gegeben anzusehen." Zumal bei PSG im Rückspiel auch der in Paris gesperrte Zlatan Ibrahimovic wieder zur Verfügung steht. Mit seinem Ex-Klub hat der Superstar noch eine Rechnung offen.

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(Bild: KMM)



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