Hohlraum ist schuld

Forscher enträtseln Knacken beim Ziehen an Fingern

Wissenschaft
15.04.2015 20:00
Das knackende Geräusch beim Ziehen an Fingern entsteht durch die Bildung eines Hohlraums im Gelenk. Das hat ein Team um Greg Kawchuk von der University of Alberta im kanadischen Edmonton herausgefunden, das mithilfe eines Kernspintomographen die Fingergrundgelenke eines Mannes beobachtet und die Ergebnisse nun im Fachjournal "PLOS One" vorgestellt hat.

Einige Menschen können ihre Gelenke knacken lassen, wenn sie ihre Finger auseinanderziehen. Derzeit gibt es keine Hinweise, ob dieses Phänomen schlecht oder gut für die Gelenke ist. "Es konnte noch nie jemand nachweisen, dass dieses Knacken langfristig gesundheitsschädlich ist", sagt Jörg van Schoonhoven von der Klinik für Handchirurgie am Rhön-Klinikum in Bad Neustadt an der Saale in Deutschland.

Verschiedene Theorien über Ursprung
Schon lange gibt es verschiedene Theorien darüber, woher das Geräusch beim Fingerknacken kommt. Einige Wissenschaftler vermuteten, dass es durch eine zerplatzende Blase im Gelenkspalt entstehe, andere Forscher stellten die Hypothese auf, dass das Geräusch durch das Zurückschnellen von Bändern zustande komme.

Eine weitere Erklärung für den Ursprung des Knackens ist die sogenannte Tribonucleation: ein Mechanismus, bei dem durch das Bewegen von Oberflächen Gasblasen in einer Flüssigkeit entstehen. Bisher gab es noch keine direkten experimentellen Beweise, durch die eine der Theorien untermauert werden konnte. Das wollten die Forscher um Kawchuk ändern.

Für ihre Studie brauchten die Wissenschafter einen Menschen, der die Fähigkeit besitzt, seine Fingergrundgelenke knacken zu lassen. Diese Gelenke verbinden die Knochen der Mittelhand mit den Grundgliedern der Finger. Die Wahl fiel auf Jerome Fryer, einen der Studienautoren.

Finger mit Kernspintomographen untersucht
In dem Experiment untersuchten die Forscher jeden Finger des Probanden isoliert in einem speziellen Kernspintomographen, mit dem Bewegungsabläufe festgehalten werden können. Dabei wurde der Finger in einer Art Röhre befestigt, die am anderen Ende mit einem Kabel verbunden war. Dann wurde so lange an dem Kabel gezogen, bis Fryers Finger knackten. Der gesamte Prozess im Gelenk wurde mit dem Kernspintomographen aufgenommen.

Auf den Bildern war kurz, bevor das Knacken zu hören war, die Entstehung eines Hohlraums zu sehen. Die Wissenschaftler gehen daher davon aus, dass im Gelenk eine Tribonucleation stattgefunden hat: "Es ist ein bisschen so, als ob ein Vakuum gebildet wird", erklärte Kawchuk in einer Mitteilung zur Studie. "Wenn sich die Gelenksoberflächen plötzlich trennen, ist keine Flüssigkeit mehr vorhanden, die das zunehmende Gelenkvolumen füllen kann. So bildet sich ein Hohlraum." Durch dieses Ereignis werde das Geräusch erzeugt.

Studie "lässt keine generalisierte Aussage zu"
"Es ist interessant zu wissen, welches akustische Phänomen hinter dem Fingerknacken steckt", sagte der Handchirurg van Schoonhoven. Allerdings könnten die Forscher um Kawchuk dadurch, dass sie nur eine Person in ihre Studie eingeschlossen haben, das Phänomen auch nur für diese Person erklären. "Der Versuchsaufbau lässt keine generalisierte Aussage zu", meinte van Schoonhoven.

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