Le-Pen-Enkelin

F: Vom “Blondchen” zum Shootingstar der Rechten

Ausland
15.04.2015 06:27
Marion Marechal-Le Pen war lange Zeit in erster Linie Enkelin und Nichte. Ihr Großvater Jean-Marie Le Pen gründete einst den rechtspopulistischen Front National, ihre Tante Marine Le Pen ist heute Parteichefin. Doch immer mehr steht die 25-Jährige mit den langen blonden Haaren politisch auf eigenen Füßen: Vorbei die Zeiten, in denen über die FN-Nachwuchspolitikerin als "Blondchen" gespottet wurde. Jetzt lehrt Frankreichs jüngste Parlamentsabgeordnete den politischen Gegnern des Fürchten - und wird schon von einigen als künftige französische Präsidentin gehandelt.

Profitieren dürfte Marechal-Le Pen vom erbitterten Streit, der kürzlich endgültig einen Keil zwischen ihren Großvater und ihre Tante getrieben hat. Marine Le Pen brach mit ihrem 86-jährigen Vater, nachdem dieser wieder einmal die Gaskammern der NS-Konzentrationslager als "Detail der Geschichte" bezeichnet hatte.

Le Pen senior: Enkelin "noch besser, als ich gedacht habe"
Am Montag gab der FN-Ehrenpräsident, wie von seiner Tochter gefordert, bekannt, auf eine Kandidatur bei den Regionalwahlen im Dezember zu verzichten - und warb zugleich für seine Enkelin Marion. Die 25-Jährige, so hätte es der Großvater gerne, soll an seiner Stelle die FN-Liste in der südfranzösischen Region Provence-Alpes-Cote d'Azur anführen. "Wenn sie akzeptiert, dann wäre sie eine sehr leistungsstarke Listenanführerin", sagt der Parteigründer.

Solches Lob für die Enkelin ist nicht neu. Als sie 2012 mit nur 22 Jahren in die französische Nationalversammlung gewählt wurde, schwärmte der Großvater: "Sie ist noch besser, als ich gedacht habe." Andererseits war er ohnehin von ihrer politischen Berufung überzeugt - schließlich entstamme sie einer "guten Rasse". Der Familienpatriarch war es, der die widerwillige Jusstudentin zu einer Kandidatur bei den Parlamentswahlen 2012 gedrängt hatte. Die Tochter von Marine Le Pens älterer Schwester Yann fühlte sich damals im Politikbetrieb sichtbar unwohl, Mikrofonen ging sie aus dem Weg. Als sie schließlich in die Nationalversammlung einzog, blieb sie zunächst unauffällig, wurde als hübsches "Blondchen" belächelt, das auf dem Familienticket fährt.

"Marion statt Marine" in den Elysee-Palast?
Das hat sich inzwischen völlig geändert, immer selbstsicherer tritt der jüngste Spross der Le-Pen-Dynastie auf. In der Nationalversammlung legte sich die 25-Jährige jüngst sogar mit dem wortgewaltigen Premierminister Manuel Valls an, der vor den Departementswahlen im März schwere Attacken gegen die Rechtsextremen gefahren hatte. In den eigenen Reihen verschafft ihr das eine unglaubliche Popularität, alle sagen ihr eine große Zukunft voraus. Einige munkeln bereits, dass es womöglich nicht ihre 46 Jahre alte Tante in den Elysee-Palast schaffen werde, sie aber eines Tages schon - "Marion statt Marine" also.

Die Parteichefin lobt ihre Nichte als "klasse" und "hochbegabt". Politische Differenzen gibt es aber durchaus. So gilt die junge Abgeordnete etwa bei der Einwanderungspolitik als noch radikaler als ihre Tante und die offizielle Parteilinie - dabei will die FN-Vorsitzende ihrer Partei bei der Suche nach neuen Wählern ja einen gemäßigteren Anstrich verpassen. Die strenggläubige Katholikin Marechal-Le Pen stand bei den Protesten gegen eine Einführung der Homo-Ehe anders als ihre Tante an vorderster Front.

"Unnötige Provokation" des Großvaters verurteilt
Mit dem Werben der Parteichefin für einen im Wirtschaftsleben stark präsenten Staat kann Marechal-Le Pen dagegen nichts anfangen, anders als ihre Tante und ihr Großvater ist sie auch gegen eine Wiedereinführung der Todesstrafe. Die jüngsten Äußerungen ihres Großvaters hat sie als "unnötige Provokation" verurteilt und damit ebenfalls Distanz zum Parteigründer eingenommen. Ein Vertreter der konservativen UMP sagte kürzlich verwundert wie erschrocken: "95 Prozent unserer Wähler könnten für sie stimmen."

Wie gut Marechal-Le Pen beim Wähler ankommt, könnte sich bald wieder zeigen: Am Montag gab ihr Umfeld bekannt, dass sie bei den Regionalwahlen im Dezember antreten will. Ob sie das - wie vom Großvater gewünscht - auch als Listenanführerin macht, wird sich allerdings noch zeigen.

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