Chip-Exportverbot

USA sabotieren schnellsten Supercomputer der Welt

Elektronik
14.04.2015 11:20
Mit dem Tianhe-2 verfügt China über den schnellsten Computer der Welt. Seine Rechenleistung von fast 55 Petaflops ist doppelt so hoch wie jene des zweitschnellsten Supercomputers, des von den USA betriebenen Titan. Eigentlich wollte China Tianhe-2 heuer weiter ausbauen und erstmals die 100-Petaflops-Schallmauer knacken. Wegen des Einschreitens der US-Regierung wird daraus jedoch nichts: Intel darf China nicht mehr mit den für den Tianhe-2-Ausbau benötigten Xeon-Prozessoren beliefern.

Grund für das Exportverbot bei Serverprozessoren, das die USA über den Chipriesen verhängt haben, sind Befürchtungen der US-Regierung, die enorme Rechenleistung von Tianhe-2 werde für die Atomwaffenforschung verwendet.

Wie das IT-Magazin "PC World" berichtet, wurden vier chinesische Supercomputer-Standorte von den USA auf eine schwarze Liste gesetzt. Einer von ihnen: Chinas Nationale Universität für Verteidigungstechnologie im südchinesischen Guangzhou, der Standort von Tianhe-2.

Die Betreiber von Tianhe-2 sollen nicht mehr mit Xeon-Prozessoren beliefert werden, was den Ausbau des Rechners empfindlich verzögert. "Ich denke, die USA wollen nicht, dass Tianhe-2 100 Petaflops erreicht", klagt Zhang Yungquan, ein Professor am Institut für Software der chinesischen Akademie der Wissenschaften, im Gespräch mit der "Computerworld".

Tianhe-2-Ausbau wäre prestigeträchtig
Die Betreiberuniversität hinter dem laut Top-500-Liste weltweit schnellsten Supercomputer hat sich noch nicht zum US-Exportstopp für Xeon-Chips geäußert, dürfte aber ebenfalls nicht erfreut über den Schritt der US-Regierung sein.

Hätte der Ausbau von Tianhe-2 heuer geklappt, wäre China das erste Land der Erde gewesen, das einen 100-Petaflop-Supercomputer besitzt. Es wäre eine prestigeträchtige Errungenschaft für den erst spät industrialisierten Riesenstaat. Geforscht wird an solchen Supercomputer-Kapazundern zwar auch außerhalb Chinas, in den USA werden 100-Petaflop-Computer aber erst 2017 erwartet.

China dürfte nun Chipforschung intensivieren
Bislang hält sich China mit Reaktionen auf den US-Exportstopp zurück, das Reich der Mitte dürfte im Hintergrund jedoch bereits an Strategien arbeiten, um die Abhängigkeit von US-amerikanischen Zulieferern zu verringern. "China ist nun gezwungen, seine eigene Chip-Technologie zu entwickeln", sagt Informatikprofessor Zhang. Eigentlich wolle man bei Supercomputer-Projekten wie dem Tianhe-2 zwar mit den USA zusammenarbeiten, unter den gegebenen Bedingungen könne man das aber nicht.

Es ist nicht das erste Mal, dass Hightech-Produkte zu einem Zwist zwischen China und den USA führen. Bereits vor drei Jahren sorgte ein Importstopp der USA für Mobilfunktechnik von Huawei und ZTE für Unmut in der chinesischen Hightech-Branche. In den USA standen die Produkte unter Spionageverdacht, es wurde über Verbindungen der Unternehmen zur Volksbefreiungsarmee gemutmaßt. Huawei widersprach den Vorwürfen.

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