Mit 87 Jahren

Literaturnobelpreisträger Günter Grass gestorben

Ausland
13.04.2015 11:15
Der deutsche Literaturnobelpreisträger Günter Grass ist am Montag im Alter von 87 Jahren in einer Lübecker Klinik verstorben. Das teilte der Steidl Verlag in Göttingen mit. Grass zählte zu den bedeutendsten deutschen Schriftstellern der Gegenwart.

Grass wurde vor allem durch seinen Roman "Die Blechtrommel" weltberühmt. 40 Jahre später erhielt der gebürtige Danziger für sein Gesamtwerk den Nobelpreis. Zeitlebens schaltete sich Grass in gesellschaftspolitische Debatten ein. So unterstützte er Willy Brandts Aussöhnungspolitik mit Polen und machte Wahlkampf für die SPD. In den vergangenen Jahren wurde es ruhiger um ihn. Aufsehen erregte er zuletzt unter anderem durch Kritik an Israel und Atom-U-Boot-Lieferungen der Bundesregierung an den Staat.

Schwierige Erinnerungsarbeit leistete Grass in eigener Sache spät in seinem autobiografischen Meisterwerk "Beim Häuten der Zwiebel" (2006). Erstmals berichtete er hier über seine kurze Zeit bei der Waffen-SS wenige Monate vor Kriegsende. Die Schilderungen sind ein literarisches Mahnmal über das Grauen des Krieges. Öffentlich diskutiert wurde aber fast nur die späte SS-Beichte, Grass wurde mit Häme überzogen, ihm jede Glaubwürdigkeit abgesprochen.

Autor kritisierte Handlungsunfähigkeit der Politik
Noch im März hatte Grass eine zunehmende Handlungsunfähigkeit der Politik beklagt. Dies sei eine Folge des Neoliberalismus, im Zuge dessen die Politik ihre Handlungsmacht über Lobbyisten an die Wirtschaft abgegeben habe, sagte Grass auf der Leipziger Buchmesse.

Es gebe heute zu viele leere Forderungen. "Wenn man eine europäische Armee fordert, dann frage ich mich, welchen Befehlen diese Armee folgen soll, wenn man nicht mal eine gemeinsame europäische Außenpolitik hinbekommt."

Werke sind "ganz gut schlecht erzogene Kinder meiner Laune"
Grass hatte wegen seines fortgeschrittenen Alters zuletzt auf Reisen und öffentliche Auftritte weitgehend verzichten müssen. Seine Werke, Grass nennt sie die "ganz gut schlecht erzogenen Kinder meiner Laune", könnten so auch im 21. Jahrhundert für sich sprechen - es klinge die Hoffnung durch, sein Werk werde auch künftige Generationen beschäftigen, so der Literaturnobelpreisträger Anfang des Jahres.

Zum umfangreichen Werk von Grass gehört die Anfang der 1960er-Jahre erschienene "Danziger Trilogie". Sie umfasst neben der "Blechtrommel" die Novelle "Katz und Maus" (1961) und den Roman "Hundejahre" (1963). Fast ein halbes Jahrhundert später schrieb Grass seine "Trilogie der Erinnerung" mit den autobiografischen Bänden "Beim Häuten der Zwiebel" (2006), "Die Box" (2008) und "Grimms Wörter" (2010).

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