Statt Giftspritze
Bald Hinrichtungen mit Stickstoff in Oklahoma
Durch den Sauerstoffmangel verliere der Todeskandidat binnen acht bis zehn Sekunden das Bewusstsein und sterbe einige Minuten später, begründete der republikanische Parlamentarier Mike Christian den geplanten Einsatz von Stickstoff bei Hinrichtungen in dem Bundesstaat. "In anderen Worten: Ein humaner, schneller und schmerzfreier Tod." Christian war es, der im Vorjahr bei einer Anhörung zur Zukunft der Todesstrafe in Oklahoma City den Einsatz von Stickstoff erstmals angeregt hatte und dann einen entsprechenenden Gesetzesentwurf eingebracht hatte.
Beim Tod durch Stickstoff wird der Verurteilte in eine luftdichte Kammer oder unter einen Plastiksack gesetzt. Die Zufuhr von Stickstoff und die Abwesenheit von Sauerstoff sollen schnell zur Bewusstlosigkeit und letzten Endes zum Tod führen. Die Methode wurde noch nie für staatliche Hinrichtungen benutzt. "Stickstoff ist die humanste, günstigste und unkomplizierteste Variante", sagte Michael Copeland von der East Central University in Oklahoma, den der Republikaner mit einem wissenschaftlichen Gutachten beauftragt hatte.
Politik will mit Alternativen Aus der Todesstrafe verhindern
Wie der "Spiegel" allerdings damals angemerkt hatte, dürfte es Mike Christian weniger darum gehen, die Hinrichtungen schmerzloser zu gestalten, sondern das Aus der stark in die Kritik geratenen Todesstrafe zu verhindern. Nach einer verunglückten Hinrichtung im Frühjahr 2014 hatte der Republikaner nämlich noch gemeint: "Es ist mir egal, wie die Todesstrafe ausgeführt wird, ob per Giftspritze, der Guillotine oder durch Fütterung der Löwen."
Der Oberste Gerichtshof der USA hatte erst im Jänner die Vollstreckung von drei Todesurteilen in Oklahoma ausgesetzt. Der Supreme Court reagierte damit auf Einsprüche gegen die vorgesehene Giftmischung, die nach Ansicht der Todeskandidaten gegen das verfassungsrechtliche Verbot grausamer Bestrafung verstößt.
Giftinjektionen beschäftigen Obersten Gerichtshof der USA
Ende des Monats wollen sich die Obersten Richter in Washington mit der Verfassungsmäßigkeit der Giftinjektionen beschäftigen. Eine Reihe von qualvollen Hinrichtungen hatte zuletzt eine Debatte über die verwendeten Giftmischungen ausgelöst. Die US-Behörden griffen in jüngster Zeit immer wieder auf kaum erprobte Mischungen zurück, weil sich europäische Pharmafirmen weigern, das zuvor eingesetzte Betäubungsmittel Pentobarbital zu liefern.
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