"Ein langsamer Tod"

Vor 45 Jahren trennten sich die Beatles

Musik
10.04.2015 09:54
Die Schlagzeile in der englischen Tageszeitung "Daily Mirror" war so groß, als sei ein Krieg ausgebrochen. "Paul steigt bei den Beatles aus", verkündete das Blatt am 10. April vor 45 Jahren auf der ganzen Titelseite. Damit war die Trennung der Fab Four endgültig besiegelt. Ein rabenschwarzer Tag für Millionen Fans auf der ganzen Welt. Mit dem Ende der 60er-Jahre war auch das Ende der Beatles gekommen.
(Bild: kmm)

Doch die Trennung war nur noch eine Formsache: Die vier Pilzköpfe John Lennon, Paul McCartney, George Harrison und Ringo Starr lagen schon seit Langem im Clinch, verfolgten ihre Solo-Projekte und hielten nur noch nach außen den Anschein einer Gruppe aufrecht.

Der "Daily Mirror" zitierte an jenem Apriltag im Jahr 1970 aus einem Frage-Antwort-Bogen, der dem Soloalbum "McCartney" von Paul McCartney beilag. Gibt es ein neues Album mit den Beatles? "Nein." Warum nicht? "Persönliche Differenzen, geschäftliche Differenzen, musikalische Differenzen, aber vor allem, weil ich mehr Spaß mit meiner Familie habe."

Damit nannte McCartney alle Probleme, die die Band aus Liverpool schon lange zermürbten. Die Zeitungen waren seit Monaten voll mit Spekulationen um das Ende der Band, die 1960 mit einem Engagement im Hamburger Kaiserkeller zu einem unvergleichlichen weltweiten Siegeszug ansetzte und Millionen Fans mit Hits wie "Let It Be", "Penny Lane", "Help" und "Yesterday" in Begeisterung versetzte.

Lennon wollte als Erster Band verlassen
Den Anfang vom Ende machte Lennon, der Mitte der 1960er-Jahre immer frustrierter wurde, weil die Fans der Gruppe in schier geistloser Umnachtung folgten. "Wir hätten vier Wachsfiguren von uns hinstellen können und die Massen wären auch zufrieden gewesen. Die Beatles haben nichts mehr mit Musik zu tun", sagte er 1965 zur "Beatlemania".

Im Gegensatz zu heutigen Popstars reisten die Beatles nicht abgeschirmt durch eine Heerschar PR-Leute zu ihren Konzerten. Lennon konnte die Massenhysterie und die "kreischende Kuhherde", wie es sein Freund, der deutsche Bassist Klaus Voormann, ausdrückte, nicht mehr ertragen.

Lennon flüchtete in die Drogenwelt, was genauso wie die Frauenproblematik das Fundament der Beatles ins Wanken brachte: Während Lennon sich mit Yoko Ono auf die Suche nach der Wiedergeburt und nach dem Weltfrieden machte, zelebrierte McCartney mit seiner Linda das Familienleben.

Geschäftliche Probleme beschleunigten Ende
Hinzu kamen geschäftliche Probleme: Nach dem Tod ihres Managers Brian Epstein versuchten die Beatles die Geschäfte selbst in die Hand zu nehmen - mit wenig Erfolg. Das von ihnen gegründete Unternehmen Apple Corps geriet ins Taumeln. Lennon heuerte gegen McCartneys Willen Allen Klein, den umstrittenen Manager der Rolling Stones, an - was einen weiteren Keil in die Gruppe trieb.

McCartney wollte die Beatles zwar als Live-Band reaktivieren, doch sowohl Lennon als auch Harrison und Starr haderten. Im Herbst 1969 ließ Lennon die Bombe platzen: "Die Band ist Geschichte. Ich steige aus." Da aber erst noch das neue Album "Abbey Road" vermarktet werden musste, wurde er zur Geheimhaltung verpflichtet.

Die Zusammenarbeit war praktisch nicht mehr möglich. Zum letzten Projekt wurde die Platte "Get Back", die 1970 unter dem Namen "Let It Be" herauskam. Dabei musste Produzent Phil Spector eingreifen, um aus dem Chaos zusammengestückelter Aufnahmen ein Album zu machen.

Lennon: "Es war ein langsamer Tod..."
McCartneys Ankündigung auszusteigen, war somit nur noch das letzte Stück im Trennungs-Puzzle. "Nach Brian Epsteins Tod zerfielen die Beatles allmählich, es war ein langsamer Tod... Die Leute reden darüber, als sei es der Weltuntergang. Aber es hat sich nur eine Rockgruppe aufgelöst", wunderte sich Lennon einst.

Die Beatles waren aber nicht irgendeine Rockgruppe. Sie waren eine Ära, ein neues Phänomen und ein Lebensgefühl. Die Hoffnung auf eine Wiedervereinigung der "Fab Four" starb deshalb erst, als Lennon 1980 vor dem Dakota Building in New York von einem geisteskranken Fan erschossen wurde.

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