Wieder Justizirrtum

USA: Mann nach 30 Jahren in Todeszelle entlastet

Ausland
03.04.2015 17:42
Erneut schwerer Justizirrtum in den USA: Nach fast 30 Jahren in der Todeszelle ist ein wegen Mordes verurteilter Mann im US-Bundesstaat Alabama von den Vorwürfen entlastet worden. Anthony Ray Hinton soll noch am Freitag aus dem Gefängnis entlassen werden, teilten seine Anwälte mit. Nach Zählung des Informationszentrums zur Todesstrafe wurden seit deren Wiedereinführung im Jahr 1973 insgesamt 152 Gefangene in den USA aus der Todeszelle entlassen, nachdem ihre Unschuld anerkannt worden war.

Hinton war wegen zwei Raubüberfällen auf Fast-Food-Restaurants verurteilt worden, bei denen 1985 zwei Männer ermordet worden waren. In beiden Fällen fand die Polizei weder Zeugen noch Fingerabdrücke. Als später ein drittes Restaurant überfallen wurde, identifizierte der Inhaber Hinton als Verdächtigen - obwohl dieser erklärte, er sei 24 Kilometer entfernt bei seiner Arbeit gewesen.

Mann hatte stets Unschuld beteuert
Die Polizei stellte bei Hintons Mutter eine Schusswaffe sicher und erklärte, dass diese bei allen drei Überfällen benutzt worden sei. Der 58-jährige Afroamerikaner hatte allerdings stets seine Unschuld beteuert, im vergangenen Jahr wurde das Verfahren neu aufgerollt. Ein Gericht entschied nun, dass die Beweise gegen Hinton nicht ausreichen. Kriminaltechniker der US-Bundespolizei FBI waren zu dem Schluss gekommen, dass die Waffe nicht mit den Verbrechen in Verbindung steht.

Anwalt: "Typisches Beispiel für einen Justizirrtum"
Hintons Anwalt Bryan Stevenson geht davon aus, dass sein Mandant auch wegen seiner Hautfarbe zu Unrecht verurteilt worden sei. "Rassismus, Armut, unzureichender anwaltlicher Beistand und die Gleichgültigkeit der Staatsanwaltschaft machen dies zu einem typischen Beispiel für einen Justizirrtum", erklärte Stevenson.

39 Jahre unschuldig gesessen: Millionenentschädigung
Eine Millionenentschädigung bekam im März etwa der 58-jährige Ricky Jackson zugesprochen - nachdem er 39 Jahre unschuldig hinter Gittern gesessen war. Der Afroamerikaner war im vergangenen November im Bundesstaat Ohio nach 14.178 Tagen in Haft, viele davon in der Todeszelle, freigelassen worden. Ein Gericht sprach ihm dann vor wenigen Wochen rund eine Million Dollar zu, bis zu eine weitere Million könnte noch folgen.

Gebürtige Berlinerin 25 Jahre unschuldig in Todestrakt
Ebenfalls im März wurde im Bundesstaat Arizona das Verfahren gegen die gebürtige Berlinerin Debra Milke endgültig eingestellt. Milke war mehr als 25 Jahre im Todestrakt gesessen, weil sie am Mord an ihrem vierjährigen Sohn beteiligt gewesen sein soll. Das Urteil stützte sich damals aber auf ein zweifelhaftes Geständnis.

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