Blutbad auf Campus

Kenia: Terrormiliz tötet an Uni über 140 Menschen

Ausland
03.04.2015 07:32
Bei einem Angriff der islamistischen Al-Shabaab-Miliz auf eine Universität in der ostkenianischen Stadt Garissa sind am Donnerstag mindestens 147 Menschen getötet worden. Etwa 80 Personen seien mit Schussverletzungen in Spitäler gebracht worden, rund 600 Studenten konnten gerettet werden, teilten die Behörden des Landes mit. Kenianische Sicherheitskräfte hätten die Geiselnahme am Abend beendet, so das nationale Katastrophenschutzzentrum.

Kämpfer der vorwiegend im Nachbarland Somalia agierenden islamistischen Terrormiliz Al-Shabaab hatten den Campus am frühen Morgen gestürmt und nach eigenen Angaben gezielt christliche Studenten getötet oder als Geiseln genommen. "Die Angreifer sind gegen 5.30 Uhr gewaltsam in die Universität von Garissa eingedrungen, indem sie auf die Wachleute am Eingang schossen", erklärte der kenianische Polizeichef Joseph Boinnet. "Im Inneren des Campus haben sie dann blind das Feuer eröffnet."

Terroristen verschanzten sich mit Geiseln
Zeugen berichteten, die Täter hätten zunächst die Moschee der Universität attackiert und das Feuer auf die Anwesenden eröffnet. Anschließend seien die Angreifer in die Wohnheime der Studenten gestürmt, wo sie sich mit zahlreichen Geiseln verschanzten. Wie viele Menschen die Extremisten den Tag über tatsächlich in ihrer Gewalt hatten, ist unklar. Der US-Nachrichtensender CNN, der sich auf Angaben von kenianischen Regierungsvertretern berief, hatte zwischenzeitlich berichtet, das von den mehr als 800 Personen, die sich zum Zeitpunkt des Angriffs auf dem Uni-Campus befanden, 550 als vermisst galten.

Am späten Nachmittag gelang es den Sicherheitskräften, das Drama zu beenden. Laut Angaben des Innenministeriums wurden vier Angreifer getötet und ein weiterer bei einem Fluchtversuch gefasst. Zu der Tat bekannte sich die Islamistenmiliz Al-Shabaab. Ein ranghoher Sprecher der Gruppe sagte, es habe sich um eine "heilige Operation" gehandelt. Weitere Details wollte der Mann, der sich in der Region Lower Juba im Süden Somalias aufhält und anonym bleiben wollte, nicht nennen.

Polizei fahndet nach Drahtzieher
Die Behörden in Kenia leiteten eine Großfahndung nach dem mutmaßlichen Drahtzieher des Angriffs ein. Das Innenministerium in Nairobi veröffentlichte am Donnerstag ein Foto von Mohamed Kuno, einem kenianischen Staatsbürger, der als einer der Top-Kommandanten der somalischen Al-Shabaab-Miliz gilt. Auf seine Ergreifung wurde eine Belohnung von 20 Millionen kenianischen Schilling (umgerechnet knapp 200.000 Euro) ausgesetzt.

Die kenianische Zeitung "Standard" zitierte einen Sicherheitsbeamten mit den Worten, es habe zuvor Drohungen einer Terrorgruppe gegen die Universität gegeben. Auch eine Studentin sagte, kürzlich seien "Fremde" in der Stadt und auf dem Campus von Garissa gesehen worden, von denen man angenommen habe, es handle sich um "Terroristen". Ein Teil der Uni sei daraufhin geschlossen worden, nicht jedoch der gesamte Campus. Garissa hat etwa 120.000 Einwohner und liegt rund 330 Kilometer östlich der Hauptstadt Nairobi unweit der Grenze zu Somalia.

Al-Shabaab kämpft für Gottesstaat
Die islamistische Terrormiliz Al-Shabaab kämpft seit Jahren am Horn von Afrika für einen sogenannten Gottesstaat. Ihre Anhänger terrorisieren Christen und gemäßigte Muslime. Die Organisation hat Verbindungen zum Terrornetzwerk Al-Kaida und kooperiert in Afrika auch mit den Islamisten von Boko Haram, die in Nigeria blutigen Terror verbreiten. Auch in Kenia verübt sie immer wieder Anschläge.

Erst im Dezember hatten Unbekannte eine Granate in ein Café in Garissa geworfen und zwei Menschen verletzt. Im April 2013 attackierten vier Männer ein Hotel in der Stadt und töteten sechs Menschen. Auch in Nairobi schlugen Terroristen bereits zu: Bei einem Angriff auf das Einkaufszentrum Westgate in der kenianischen Hauptstadt waren im September 2013 mindestens 67 Menschen ums Leben gekommen.

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