Germanwings-Absturz

Co-Pilot hatte schwere “psychosomatische Störung”

Ausland
28.03.2015 16:46
Das Flugzeug-Drama, bei dem 150 Menschen starben, erschüttert die Welt. Nach derzeitigem Ermittlungsstand hat Co-Pilot Andreas Lubitz den Germanwings-Jet absichtlich zum Absturz gebracht. Den Behörden liegen nun eindeutige Erkenntnisse bezüglich einer schweren "psychosomatische Erkrankung" des Mannes vor. "Der 27-jährige ist von mehreren Neurologen und Psychiatern behandelt worden", sagte ein hochrangiger Ermittler am Samstag der "Welt am Sonntag".

Bei der Durchsuchung der Wohnung des Germanwings-Co-Piloten in Düsseldorf hätten die Beamten der Ermittlungsgruppe "Alpen" eine Vielzahl von Medikamenten zur Behandlung der psychischen Erkrankung sichergestellt, berichtete die Zeitung am Samstag. Hinweise auf Rauschmittel oder eine Abhängigkeit von Drogen und Alkohol gebe es allerdings nicht.

"Starkes subjektives Überlastungssyndrom"
Wie die "Welt am Sonntag" weiter schrieb, litt Andreas Lubitz nach Auskunft eines Ermittlers unter einem "starken subjektiven Überlastungssyndrom" und war schwer depressiv: "Das geht aus persönlichen Aufzeichnungen hervor, die der Pilot abgelegt und gesammelt hat." Der beschlagnahmte Computer und Schriftstücke von Lubitz würden weiter ausgewertet, hieß es zugleich. Ärzte, Freunde, Kollegen und Bekannte des Piloten würden derzeit befragt.

Dazu gehöre auch eine 26-jährige Stewardess, die 2014 fünf Monate lang zusammen mit Andreas Lubitz durch Europa geflogen war und eine Beziehung mit ihm hatte. Die frühere Freundin des Mannes erklärte gegenüber der "Bild"-Zeitung, Lubitz habe mehrfach Kritik an seiner beruflichen Situation geäußert: "Wir haben immer sehr viel über Arbeit gesprochen, und da wurde er ein anderer Mensch, er hat sich aufgeregt, unter welchen Umständen wir arbeiten müssen. Zu wenig Geld, Angst um den Vertrag, zu viel Druck." Am Freitag hatte die Staatsanwaltschaft mitgeteilt, dass der 27-Jährige am Unglückstag eigentlich krankgeschrieben war.

Bericht: Lubitz litt angeblich an Sehstörungen
Der Co-Pilot könnte sogar an massiven Sehstörungen gelitten haben, berichtete indes die "Bild am Sonntag" in einer Vorausmeldung. Demnach hatte sich der 27-Jährige deshalb in ärztliche Behandlung begeben. Ob diese Probleme organischer oder psychosomatischer Natur waren, sei Gegenstand von Ermittlungen. Jedenfalls hätten sie seine Flugtauglichkeit gefährdet, berichtete das Blatt.

Das deutsche Luftfahrt-Bundesamt in Braunschweig prüfte mittlerweile den Personalakt von Lubitz. "Wir haben Einsicht in die Unterlagen genommen und die Erkenntnisse mündlich an die Staatsanwaltschaft weitergegeben", sagte am Samstag Holger Kasperski von der Behörde. "Mehr gibt es dazu aktuell nicht zu sagen", andernfalls könne es die Ermittlungen gefährden. Einen sogenannten SIC-Eintrag in der Akte wollte der Behördensprecher nicht bestätigen. Ein solcher Eintrag steht für besondere regelhafte medizinische Untersuchungen.

Co-Pilot als Jugendlicher oft in Unglücksregion
Unterdessen wurde auch bekannt, dass Lubitz die Unglücksregion in den Alpen als Jugendlicher gut gekannt haben dürfte. Seine Eltern seien dort mit ihrem Flugverein hingereist, sagte Francis Kefer vom Flugplatz in Sisteron dem französische Sender iTele. Sisteron liegt gut 40 Kilometer westlich der Absturzstelle in den südostfranzösischen Alpen. "Zwischen 1996 und 2003 ist der Club aus Montabaur regelmäßig zum Segelfliegen hierher gekommen", so Kefer in dem Bericht. Auch der Co-Pilot der abgestürzten Germanwings-Maschine sei damals mit seinen Eltern dabei gewesen.

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