USA bislang dagegen

Experte: Ohne Bodentruppen kein Erfolg gegen IS

Ausland
25.03.2015 11:53
Seit dem Vorjahr greift die internationale Allianz unter Führung der USA immer wieder IS-Stellungen in Syrien und dem Irak aus der Luft an. Während die USA nun erwägen, auch die Offensive der irakischen Armee auf die Stadt Tikrit mit Luftangriffen zu unterstützen, ist der Nahost-Experte Samir Khalil Samir, ein im Libanon lebender Jesuitenpater, überzeugt: Die Dschihadisten können nur durch Bodentruppen bekämpft werden. US-Präsident Barack Obama lehnt die Entsendung von Bodentruppen allerdings weiterhin ab.

Samir erklärte im Gespräch mit "Radio Vatikan", die IS-Mitglieder seien inmitten anderer Bevölkerungsgruppen unerkannt eingesickert und verwendeten syrische oder irakische Bürger als "Schutzschilder". Deshalb sei es "wenig sinnvoll", durch Luftangriffe Bomben auf angebliche IS-Ziele zu werfen, so der Experte laut Kathpress. Man riskiere dabei, unschuldige Zivilisten zu treffen.

Stattdessen müsste die internationale Staatengemeinschaft die Kurden oder Schiiten unterstützen, die ihr Leben riskieren und die Terroristen von Angesicht zu Angesicht angehen, forderte Samir. "Auch dürfen wir nicht vergessen, woher die Waffen kommen. Diese werden zwar im Westen oder in Russland produziert, aber von anderen arabischen Ländern an die Dschihadisten verkauft oder sogar verschenkt", kritisierte der Experte.

Experte: "System der Dschihadisten nicht vorhersehbar"
Der IS sei eine große Gefahr nicht nur für Syrien oder den Irak, sondern für weitere Regionen. Ihr Ziel sei eindeutig: Sie würden darauf zielen, den gesamten Nahen Osten zu kontrollieren: "Die Dschihadisten verwenden ein System, das nicht vorhersehbar ist. Denken wir an die Kamikaze-Kämpfer: Diese vermischen sich in einer Menschenmenge und fallen vorerst gar nicht auf. Wir befinden uns also in einer verrückten, barbarischen Situation", so Samir.

Der IS sei an und für sich innerhalb der islamischen Welt schwach, sagte der Jesuit weiter. Aber es gebe mittlerweile eine große Debatte innerhalb der muslimischen Gemeinschaft, welche Bedeutung das selbst ernannte Kalifat habe. Viele Muslime wollten diese Entwicklung nicht wahrhaben.

Weiterentwicklung des Islam als "delikate Aufgabe"
Die Kernfrage drehe sich dabei um die Zulässigkeit einer Weiterentwicklung des Islam: "Das scheint mir eine sehr delikate Aufgabe zu sein. Der Begründer des Islam, Mohammed, benützte selbst Gewalt, um seinen Glauben zu verbreiten. Doch das war im 7. Jahrhundert. Es sind also 14 Jahrhunderte vergangen. Was damals zur Kultur gehörte, muss nicht unbedingt auch in unserer Zeit gültig sein. Das bedingt eine tiefe Reflexion." Diese müsste in der islamischen Welt erfolgen.

Dutzende Organisationen der syrischen Zivilgesellschaft wollten ein Ende des Bürgerkriegs, so Samir. Dazu hätten sie am Montag einen bewegenden Appell an die Weltgemeinschaft gerichtet. Insgesamt 85 Gruppen hätten sich dem Aufruf angeschlossen. In ihren Augen sei es falsch, sich nur auf den Kampf gegen den IS-Extremismus zu fokussieren.

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